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Review Possessed

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Ich knete mir ein Zitat
von D.S.

Schwarzhumorige spanische Knetfiguren-Animation, die zwar eine eigenständige Geschichte erzählt, sich dabei jedoch in erster Linie als Hommage an und Persiflage auf DAS OMEN und DER EXORZIST präsentiert – und den Genrefan mit unzähligen Anspielungen auf weitere Klassiker bei Laune hält.

Storyseitig geht es um Damian (aha!), Sohn einer überragenden Flamencotänzerin und eines ebenso überragenden Toreros. Als er nach dem brutalen Tod des Vaters immer unleugbarere Anzeichen dämonischer Besessenheit aufweist und alle anderen Heilversuche wie Psychotherapie oder Akkupunktur in mittleren Blutbädern enden, wendet sich die verzweifelte Familie an die katholische Kirche und bittet um einen Exorzismus. Beim Kampf gegen einen derart mächtigen Dämon, wie er hier augenscheinlich am Werk ist, kann jedoch nur einer helfen: Padre Lenin, Indiana-Jones-Derivat im Talar, Sohn überzeugter republikanischer Kommunisten und aus Enttäuschung über die schiere Profitorientierung seiner Institution frischgebackener Ex-Priester. Aber hat er noch genug Glauben, genug Kraft in sich, um seine eigenen Geister und die von Damian zu bannen?

POSSESSED greift alle Klischees typischer Filme über Besessenheit und Exorzismus auf und verwendet sie als Grundlage für mal mehr, mal weniger gelungene Witze – verleiht ihnen durch seine ungewohnte, verspielte Erscheinungsform aber in jedem Fall ein frisches Gesicht. Der Humor des Films hat dabei keinerlei Berührungsängste gegenüber Plattheiten, was sich gerne mal in Kalauern, Obszönitäten oder massiven Ausscheidungen aller möglichen (Plastilin-) Körperflüssigkeiten äußert. Dabei ist seine Welt extrem liebevoll gestaltet, an jeder Ecke gibt es für den aufmerksamen Beobachter schräge Details zu entdecken – und für den Horrorkenner Zitate noch und nöcher zu erkennen. Zum Beispiel die berühmte Kamerafahrt aus EVIL DEAD, das Küchenmassaker aus GREMLINS, Charaktere und Situationen aus HELLRAISER, THE SHINING, POLTERGEIST, ALIEN...

Stellenweise sind POSSESSED derartige Anspielungen, Verbeugungen, Parodien augenscheinlich wichtiger als seine eigentliche Handlung, die verliert nämlich zwischendurch merklich an Tempo – und hat inhaltlich natürlich ohnehin nicht viel Neues zu bieten. Schade fand ich, dass das „kommunistische Erbe“ des Padres kaum ausgespielt wurde. Der Konflikt zwischen Religion und Weltanschauung hätte Potential für noch viel mehr Spitzen gehabt.

Etwas mehr Biss hätte dem Ganzen generell nicht geschadet, allen Monstrositäten und aller Knet-Ekligkeit zum Trotz bleibt der Film insgesamt doch eher harmlos amüsierend. Was nicht ganz meinen persönlichen Vorlieben entspricht – ich vergebe deshalb nur 6,5 Punkte. Spaß macht das heitere Zitateraten in der Plastilin-Wunderwelt aber allemal. Und vor allem ergibt der diesjährige FFF-Trailer mit der Monster-Slotmaschine nach Sichtung des Films endlich etwas Sinn...

staunte im Cinestar, Frankfurt

37 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Possessed
  • Score [BETA]: 67
  • f3a.net: 6.8/10 37
  • IMDb: 6.5/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 10:06

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