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Review The Priests

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Sursum Korea
von Dr_Schaedel

Katholizismus und Fernost, eine Kombination, die man als Europäer so nicht unbedingt auf dem Schirm hat, und - inwieweit hier reale Verhältnisse widergespiegelt werden, vermag ich nicht zu beurteilen - tatsächlich wird die katholische Kirche hier als eine Art archaische Parallelgesellschaft in der hektischen Metropole Seoul dargestellt. Hier steht die Zeit still, glaubt man an uralte Dämonen, schreibt Tieren und Glockenklang magische Fähigkeiten zu.

Das ist alles durchaus reizvoll und macht THE PRIESTS trotz einiger sehr offensichtlicher Parallelen nicht zu einem reinen Abklatsch von William Friedkins EXORZIST, sondern zu einem zwar eher konventionellen, aber doch originellen Horrorfilm der alten Schule, ernst, aber nicht ganz frei von leisem Humor.

Fans der Asien-Sektion des FFF könnten dem Film vorwerfen, sich zu sehr an westlichen Vorbildern zu orientieren. Für mich, der ich mit Erzählweise und Humor des asiatischen Films oft wenig anfangen kann, war es eine schöne Form, einen Einblick in die koreanische Kultur zu bekommen, ohne überfordert zu werden. Die exzellent fotografierten Bilder des Films leisten hier einen wertvollen Beitrag. Auch ansonsten kann man dem Film wenig vorwerfen: Drehbuch, Schauspieler, Ton und Schnitt sind einwandfrei. Auch wartet der Film mit einem runden Ende auf, und Längen - nun ja, so ein Exorzismus ist nun mal nichts für Leute mit kurzem Geduldsfaden.

Noch etwas zur Botschaft?
Wie bereits eingangs erwähnt, wirkt die katholische Kirche hier sehr aus der Zeit gefallen: Verschlossene, desillusionierte, traumatisierte Männer, die außerhalb der Gesellschaft stehen, sich in Refugien zurückgezogen haben und mit denen auch die Staatsmacht wenig anzufangen weiß.
Da wirkt der junge, leicht schnöselige Diakon mit der Britpop-Frisur seinerseits wie ein Außenseiter***SPOILER***, aber auch er wird seine Lektionen in Demut lernen.

Über lange Strecken fragt man sich, ob es überhaupt etwas zu exorzieren gibt, oder ob das Phänomen nur in den Köpfen der Protagonisten besteht, bevor im letzten Drittel die Action- und Spannungsschraube tüchtig angezogen wird und auch das lang erwartete blutige Erbrochene von den Wänden läuft. Also, die Bibel hatte doch Recht und die Apokalypse wird kommen, soviel ist sicher.
So gesehen ein bisschen Werbung für die Kirche, aber es ist eben ein Film und der braucht seine Helden, auch wenn sie in der Soutane daherkommen.

Fazit: Beeindruckend gut gemachtes, hollywood-orientiertes Filmdebüt(!) und ein runder Genuss für Fans des klassischen Horrorfilms.

war im Cinemaxx, München

36 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Priests
  • Score [BETA]: 66
  • f3a.net: 6.8/10 36
  • IMDb: 6.3/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-28 22:52

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