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Review Prime Time

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ShockTV
von D.S.

Das Spanien der Zukunft. Gewalt und Terror regieren das Land, worauf der Staat mit massiven Einschnitten in die Persönlichkeits- und Freiheitsrechte reagiert hat. Beste Zeiten für Sensationsreporter, die rund um die Uhr Action und Spektakel ins sichere Wohnzimmer bringen. Besonders erfolgreich ist der Internetsender "ShockTV", der sich gerne aufklärerisch geriert und live von dort berichtet, wo der Staat der Presse keinen Zutritt gewähren möchte - in Wirklichkeit aber natürlich nichts ist als ein quotengeiles, gewinnmaximierendes Entertainment-Unternehmen.

Um seine Stellung im Markt zu verteidigen, kennt der Sender keine Skrupel und greift auch zu unorthodoxen Maßnahmen. So werden vor laufender Kamera scheinbar unbescholtene Bürger entführt und finden sich alsbald in einem großen gläsernen Käfig wieder. Ob sie es wollen oder nicht: sie sind nun Teilnehmer einer neuen Show, die ihre geheimen Sünden und Verbrechen enthüllen will und die Zuschauer darüber entscheiden lässt, wer gewinnt - und wer erschossen wird. Dafür werden sie rund um die Uhr gefilmt und zu Konflikten getrieben. BIG BROTHER lässt grüßen. Aber hier geht es ans Eingemachte...

PRIME TIME funktioniert über das erste Drittel ausgesprochen gut. Zwar ist seine Idee alles andere als neu, aber die Umsetzung zunächst ziemlich intensiv gehalten: in schnellen Schnitten verfolgen wir einige Entführungen mit, verschiedenste Bildquellen sorgen dabei für Abwechslung und ein Gefühl von Tempo und Dramatik. Leider erledigt sich das alles mehr und mehr, nachdem wir einige Zeit mit unseren Protagonisten im Käfig verbracht haben. Denn sie sind fast alle extrem eindimensional gezeichnet, und so wissen wir schon frühzeitig, zu welchen Konflikten es kommen wird - und auch darüber hinaus ist der Film viel zu vorhersehbar gehalten.

Von der Irritation unserer Figuren kommen wir zur vorübergehenden Akzeptanz der Lage, von der Verzweiflung zur Verweigerung zur Wut, und jederzeit ist uns klar, wie es weitergehen wird. Und wer als nächstes dran glauben wird müssen. Es passiert auch viel zu wenig, um uns bei Laune zu halten - wie aber soll das dann erst für die armen Abonnenten des Senders sein, deren Zahl sich zuletzt im fast zweistelligen Millionenbereich einpendelt? Im Käfig-Alltag werden die Protagonisten keinen Prüfungen und Aufgaben unterzogen, stattdessen leiden und streiten und schweigen sie vor sich hin, bis es alle paar Tage mal zu einer "Rauswahl" kommt - nicht eben aufregend.

Leider sind auch die Sünden der Teilnehmer nicht sonderlich schockierend, weshalb es für uns schnell nur noch darum gehen kann, wer es denn nun bis ins Finale schaffen wird. Aber angesichts der Zeichnung der Figuren ist das von Anfang an recht eindeutig - der Unterhaltungsfaktor des Films tendiert so zwischendurch gegen Null, die Längen nehmen über die Hälfte des Films überhand. Immerhin ist das Ganze recht gut gespielt, und die Atmosphäre im Käfig wird ganz glaubhaft herübergebracht, aber auf Spielfilmlänge ist das zu wenig.

Ohnehin hat man den Eindruck, den Machern von PRIME TIME ging es eher um eine Botschaft und Moral als um Unterhaltung. Und angesichts des Themas des Films ist das schon fast paradox zu nennen. 4 Punkte - schade, am Anfang dachte ich, da wäre deutlich mehr drin.

war im Metropolis 8, Frankfurt

17 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Prime Time
  • Score [BETA]: 48
  • f3a.net: 3.7/10 17
  • IMDb: 5.8/10
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 11:02

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