s Project Wolf Hunting (2022) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Project Wolf Hunting

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Reviewer

D.S. * 7.5

Schlachtplatte voraus!

Man sollte ja immer vorsichtig sein mit Superlativen und Hype-Behauptungen, denn die führen leicht zu überhöhten Erwartungen, und diese wiederum sorgen schnell für Enttäuschungen. Allerdings habe ich keine Idee, was das für Erwartungen sein sollten, damit sie von PROJECT WOLF HUNTING allen Ernstes enttäuscht werden könnten – oder, ganz kurz gesagt: Dieser Film sprengt so dermaßen konsequent jedes übliche Maß an physischer Gewalt, dass man sich nur wenig vorstellen kann, das dies noch toppen könnte.

Wobei ich natürlich einschränken muss, dass viele Leute Torture-Zeug wie die GUINEA PIG-Reihe, RED ROOM & Co. oder auch SLAUGHTERED VOMIT DOLLS und Artverwandtes als durchaus brutaler empfinden mögen, von Sachen wie A SERBIAN FILM ganz zu schweigen. Allerdings sind das Filme, bei denen es (auch) um Ekel und Grenzverletzungen geht. In mancher Hinsicht ist das genauso bei THE SADNESS der Fall, der in der von ihm abgebildeten und ausgestrahlten moralischen Verrohung Teilen des Publikums tatsächlich als „der härteste Film des Jahres/Jahrzehnts“ erscheinen konnte – worüber sich rein effektorientierte Gorehounds weltweit wiederum in höhnischem (oder letztendlich doch enttäuschtem?) Tonfall lustig machten.

PROJECT WOLF HUNTING nun, diese koreanische Blut-Dampfwalze zu hoher See, dieses hochgerüstete Splatter-Schlachtschiff, sollte insbesondere die letztgenannte Zielgruppe ohne Einschränkungen zufriedenstellen. Sprich: Hier gibt es eine wahre Sturmflut an Gemetzel der gnadenlosesten Art zu bewundern – nicht jedoch Ekel-Exzesse oder Szenen, die man gemeinhin als „sick“ im Sinne von verkommen bezeichnen würde. Weshalb ich Capelight übrigens gute Chancen zuschreibe, den Film (genau wie THE SADNESS, bei dem ich das allerdings überraschend fand) verlustfrei durch die FSK zu bringen, aber das nur am Rande.

Die Gewalt beschränkt sich hier also auf ein strikt körperliches Level, was sie aus meiner Sicht in mancher Hinsicht eindeutig leichter erträglich macht als die beschriebenen, ggf. auch psychisch belastenden Genrebeiträge. Innerhalb seines Segments des simplen Super-Splatters jedoch erreicht das Ganze fraglos ungewohnte, wenn nicht gar völlig neue Höhen – die den Durchschnittskinogänger mit einiger Wahrscheinlichkeit schwer überfordern dürften. Falls eine Referenz weiterhilft: Denkt STORY OF RICKY, aber in ernsthaft, ohne Trash und 20-mal so brutal.

Dass die Handlung dabei komplett nebensächlich ist und auf den vielzitierten Bierdeckel passt, sollte nicht überraschen. Irgendwann in der nahen Zukunft hat Südkorea endlich ein Abkommen über die Auslieferung gesuchter Schwerverbrecher mit den Philippinen abschließen können. Die erste entsprechende Transaktion geht jedoch gewaltig in die Hose: Ein Verwandter eines Menschen, der einst von einem der Straftäter getötet wurde, zündet rachedurstig eine Bombe und jagt den halben Flughafen in die Luft, an dem die Kriminellenlieferung per Linienflug gelandet ist. Für die nächste Extraktion überlegt sich die Regierung deshalb etwas anderes: Sie wird mithilfe eines Frachtschiffs durchgeführt, das die Strafgefangenen ohne vorherige öffentliche Bekanntgabe nach Korea transportiert. Natürlich begleitet und bewacht von Spezialkräften. Aber da es sich um besonders bösartige Bösewichte handelt, haben sie einen eigenen Plan in Bewegung gesetzt – der darauf hinausläuft, sich von korrumpierten Crew-Mitgliedern befreien zu lassen und dann die Kontrolle über den Frachter zu übernehmen. So weit, so ungut für unsere Ordnungshüter. Allerdings lauert da außerdem etwas Monströses tief in den Eingeweiden des Schiffs, mit dem keine der beteiligten Parteien gerechnet hat … und es droht zu erwachen.

Nach der Eröffnungsexplosion legt das PROJECT erst mal eine kurze Verschnaufpause ein, bis ca. 15–20 Minuten später die bewaffnete Konfrontation zwischen Gangstern und Bewachern beginnt und binnen kürzester Zeit zu einem Full-on-Blutbad eskaliert, bei dem buchstäblich keine Gefangenen gemacht werden. Schon hier bleibt einem ob der Wucht und Gnadenlosigkeit des Geschehens ein ums andere Mal die Spucke weg – aber sehr bald soll sich zeigen, dass es sich bei den ausufernden, kompromisslosen Gefechten bloß um sanftes Vorgeplänkel handelt. Was diesem folgt, ist jenseits von Vergleichen. Es sei denn, man stellt sich etwa einen RIKI-OH als blutrünstiges Monster ohne Bewusstsein und Gewissen vor und die weitgehend handgemachten Effekte als Liebeserklärung an Hämoglobinsüchtige.

Hier wird eine Form von Vollgas vorgegeben, die aus Non-Spoiler-Gründen nicht weiter erläutert werden soll, die einem jedoch zwischenzeitlich durchaus den Atem rauben kann. Vollkommen ohne Rücksicht auf Verluste. Allerdings ist klar, dass dieses Tempo nicht bis zum Ende durchgehalten werden kann, und tatsächlich liegt hier, im leicht verkrüppelten Spannungsaufbau des Films, auch sein größtes Problem. Irgendwann ist das Gemetzel dann nämlich doch durch, und das letzte Viertel seiner Laufzeit verbringt das PROJECT überflüssigerweise damit, seiner Story einen pseudo-relevanten Hintergrund zu verleihen, Rückblenden und ähnliche Tempokiller inklusive. Dadurch wird das Erzählte nicht intelligenter, interessanter oder gar spannender – im Gegenteil wird es seines Momentums zu einem gewissen Teil beraubt und endet antiklimaktisch.

Da das Vorherige allerdings derart beeindruckend war, gibt es von mir nur Abzüge in der B-Note. PROJECT WOLF HUNTING ist zusammengefasst zwar storyseitig strunzdoof, aber ein echtes kinematografisches Ereignis, das man nicht verpassen darf. Hat in Sitges übrigens den Special Jury Award gewonnen sowie eine Special Mention für seine Effekte erhalten. Dicke 7,5 Punkte.

Ken Kral S * 10.0

Dieser Review enthält SPOILER!

Nichts für Zimperliche, „Project Wolf Hunting“ entlädt buchstäblich Blut, Schweiß und Tränen

Mit Project Wolf Hunting sorgt Autorin und Regisseurin Kim Hong-sun dafür, dass das Publikum auf eine Reise mitgenommen wird, die die Grenzen ihrer Toleranz gegenüber extremer Gewalt und Blutvergießen auf die Probe stellen wird. Dieser Film ist nichts für schwache Nerven, und selbst Cinephile, die im Allgemeinen eine starke Entschlossenheit für Darstellungen von Blut und Blut in Filmen haben, könnten von den Grenzen schockiert sein, die in Hong-suns Film überschritten werden. Mit anderen Worten, Project Wolf Hunting scheint auf dem Fantastic Fest genau richtig zu sein. Während des größten Teils der ersten Hälfte des Films kann sich der Zuschauer mit der Vorstellung wiederfinden, dass er genau versteht, wohin dieser Film führt. Die übergreifende Handlung wurde treffend mit Con Air verglichen. Einer Gruppe von Gefangenen, die auf einem Frachtschiff von den Philippinen nach Südkorea transportiert werden, gelingt es, die Kontrolle über das Schiff zu übernehmen. Aber wenn die Erzählung einen bestimmten Moment erreicht, der sich anfühlt, als wäre es der Höhepunkt eines Films gewesen, der dem Weg von Con Air folgt, kann man sich fragen, wie Project Wolf Hunting eine überzeugende letzte Stunde Laufzeit bewältigen wird. Die Antwort auf diese Frage wird bald auf bombastische Weise geliefert, da der Film im Wesentlichen Genres in vollwertiges Slasher-Territorium wechselt.
Die Wendung könnte als Sci-Fi-Story-Element kategorisiert werden, basiert jedoch sehr stark auf den Schrecken einiger der dunkelsten Realitäten unserer Weltgeschichte. Insbesondere gibt es einen Aspekt des Kommentars zu Menschenversuchen, der in Konzentrationslagern im Zweiten Weltkrieg gefunden wurde. Diese Gräueltaten sind unsäglich, aber sie sind ein Teil der Geschichte, der nicht vergessen oder ignoriert werden kann. Es ist lobenswert, dass Hong-sun den Fokus seines Filmemachens auf die Erforschung eines Themas auf dieser Ebene richtet. Ein relativ neuer Vergleich, der mir in den Sinn kommt, ist der Film Overlord aus dem Jahr 2018 unter der Regie von Julius Avery, der ähnliche Themen untersucht. Es gibt ein breiteres Gespräch über die Sensibilität dieses Materials und darüber, ob diese Filme ausbeuterisch sind oder nicht, aber insbesondere im Fall von Project Wolf Hunting hat Kim Hong-sun seine Absichten deutlich gemacht. In der Erklärung seines Regisseurs sagt Hong-sun: „Der Grund, warum dieser Film die Demontage nackter Gewalt, die durch das übermäßige Verlangen der Menschen entsteht, unter die Lupe nimmt, ist einfach. Es ist ein Versprechen, die Tragödie nicht zu wiederholen und Willenskraft zu zeigen, einen Menschen wie einen Menschen zu behandeln.“ Zusätzlich zu den Parallelen zu Con Air gibt es in der Story-Struktur von Project Wolf Hunting auch Schattierungen von Terminator und Predator, wenn es in den Slasher-Modus wechselt. Einzelheiten zu nennen würde die Hauptdrehung verderben, aber seien Sie versichert, dass es einen eindeutigen Grund dafür gibt, dass das Wort „Wolf“ im Titel des Films steht. Die Art und Weise, wie sich dies sowohl physisch als auch thematisch manifestiert, ist unglaublich überraschend, aber auch Teil eines eng gewobenen narrativen Gewebes. Es gibt clevere Momente an früheren Stellen im Drehbuch, die nicht einmal auffallen, bis diese Setups später in der Geschichte mit einer zufriedenstellenden Lieferung ausgezahlt werden. Was die Charakterentwicklung betrifft, gibt Hong-suns Film seinen Protagonisten nicht im traditionellsten Sinne preis. Wenn sich die Genres vermischen und zusammenfalten, entwickeln sich auch die Standpunkte der Charaktere. Am Ende des Films ist die Figur, die die emotionalste Resonanz hat, ein unerwartetes und faszinierendes Erzählmittel für sich. Die Aktion intensiv zu nennen, ist eine Untertreibung. Das Blut fließt wie ein Fluss und das praktische Effekt-Team und die Maskenbildner verdienen Anerkennung dafür, dass sie ein solches Splatterfest zum Leben erweckt haben. Leider machen einige der Kamerabewegungen und Schnitte diese Aktionssequenzen in regelmäßigen Abständen schwer zu erkennen. Es ist schwer zu sagen, ob dies eine Regieentscheidung war oder eher ein grundlegendes Problem bei der Kameraführung und dem Schnitt. Trotzdem hat es manchmal das Seherlebnis beeinträchtigt. Dennoch waren die Stunt-Performer offensichtlich der Herausforderung eines Unterfangens mit hohen körperlichen Anforderungen gewachsen. Diese Besatzungsmitglieder und ihre Bemühungen erhalten oft nicht die Anerkennung, die sie verdienen, aber es scheint in den letzten Jahren Fortschritte bei der Änderung dieses Versehens gegeben zu haben. Hoffentlich hält dieser Trend an und der Respekt vor Stuntprofis wächst mit der Zeit. Project Wolf Hunting ist kein Film, den viele als lustig oder unterhaltsam bezeichnen würden, aber er ist unbestreitbar mutig, im übertragenen Sinne und auch im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn Sie den Ausdruck „Blut, Schweiß und Tränen“ hören, ist dies normalerweise nicht so direkt gemeint. Aber mit einem Film dieser rohen Natur sieht es so aus, als hätten Regisseur Kim Hong-sun und seine Crew einen Weg gefunden, genau den Film zu machen, den sie sich vorgestellt haben.
EIN BIEST VON EINEM FILM.
HIER HAT DIE GEWALT KEINE GRENZEN.
TIP!!!

Leimbacher-Mario * 8.0

Jae-sun X

„Project Wolf Hunting“ wird als der härteste Actioner seit Jahren gehandelt und liefert zu diesem blutrünstigen Hype dann auch schlagkräftig ab! Er lässt ein Haufen von Kriminellen, Psychopathen und Extremstraftätern auf einem riesigen Schiff amoklaufen. Und als ob dieses Massaker von Gangstern gegen Cops nicht genug wäre, setzt er noch brachial einen drauf und lässt den bunten Haufen von einer tödlichen Überraschung überrennen…

Ich werde mich in 6 Monaten an keinen Charakternamen aus „Project Wolf Hunting“ mehr erinnern - aber an die saftige und starke Splatteraction ohne Frage! Erst recht mit Filmfestivalcrowd im Rücken rockt und rauscht das Teil schon definitiv über einen drüber. Hinter der brachialen Gewalt, den etlichen eingeschlagenen Schädeln und flachen Figuren steckt dann leider nicht mehr viel, aber was man erwartet, liefert diese granatenstarke Goreshow schon. Dazu einige wesentlich trashigere, comichaftere und grindhousigere Hintergründe als erwartet und eine Terminator-ähnliche Überraschung - zumindest wenn man noch gar nichts über das Ding weiß. „Project Wolf Hunting“ braucht ein wenig um das Gaspedal zu finden - fährt dann aber alles platt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Dass hier nahezu niemand eine Plotrüstung trägt ist klasse, die Bösewichte sind stark bis gar jetzt schon ikonisch, das Konzept funktionierte nicht nur in den Videotheken der 90er, die bombastischen Soundeffekte sprengen Dezibelskalen. Eine offenere, aufwändigere und definitiv angedachte Fortsetzung? Ich wäre dabei!

Fazit: Schlachtplatte trifft Wellengang, Faust trifft Eisen, „The Night Comes For Us“ trifft „Universal Soldier“ auf koreanisch und kompromisslos. Stumpf ist hier Trumpf. Natürlich auch Gedanken an „Con Air“ und „Under Siege“. Eine einseitige bis sensationelle Splatteractiondampframme!

war im Residenz, Köln

Herr_Kees * 6.0

„So tacky…“

Den Hype um den mal wieder „brutalsten Film ever“ haben sich die Macher wirklich hart erarbeitet. Man spürt in jeder Szene des Gemetzels, wie viel Wert auf maximal mögliche Gewalt gelegt wurde.

Hier stirbt kaum jemand, ohne den Boden mit Blut zu fluten (2,5 Tonnen Kunstblut wurden laut Regisseur Hongsun Kim verschüttet, digitales Blut wohl nicht mitgerechnet). Köpfe werden mit Vorschlaghämmern, Maschinenpistolen und Handschellen eingeschlagen, Gesichter weggerissen, Arme abgetrennt (und natürlich gleich genutzt, um den ehemaligen Armeigentümer damit totzuschlagen) und zwischendrin wird auch ab und zu mal jemand ganz herkömmlich erschossen (wobei das hier heißt: von Kugeln durchsiebt).

Der Bodycount liegt offiziell bei 57. Das klingt zwar nach einem Fest für Gorehounds, doch der „Shock Value“ nutzt sich sehr schnell ab. Ähnlich wie schon im letzten Brutalo-Hype von 2021, THE SADNESS, berührt keine der hier gezeigten Brutalitäten, kein Schnitt tut weh, für keine Figur empfindet man Mitgefühl. Die Gewaltdarstellung ist gleichermaßen angestrengt und anstrengend.

Dabei hatte alles so vielversprechend mit einem schön simplen Setting angefangen: Ein Haufen koreanischer Schwerverbrecher soll per Schiff von den Philippinen nach Südkorea ausgeliefert werden. Doch mit den Gefangenen wird noch etwas deutlich Gefährlicheres transportiert. Was soll da also schon schiefgehen?

PROJECT WOLF HUNTING hätte ein zweiter TRAIN TO BUSAN werden können, biegt dann aber in eine völlig andere Richtung ab – eher in die des koreanischen THE WITCH. Statt weiter an der Spannungsschraube zu drehen, entlädt sich der Film in obengenannter überlanger und anstrengender Schlachtplatte inklusive übermenschlicher Kämpfe und das Ende kündigt selbstverständlich gleich das Sequel an. Schließlich braucht jedes Filmjahr seinen „brutalsten Film“.

saß im EM, Stuttgart

31 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Project Wolf Hunting
  • Score [BETA]: 69
  • f3a.net: 6.9/10 31
  • IMDb: 6.1/10
  • Rotten Tomatoes: 89%
  • Metacritic: 58/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-29 15:50

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