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Review Prospect

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Arme Schweine im Weltall
von D.S.

Eines macht PROSPECT schon in den ersten Minuten bemerkenswert deutlich: Auch in der fernen, fernen Zukunft wird die Gesellschaft nicht näher zusammengewachsen sein. Selbst dann, wenn wir schon längst fremde Planeten besiedeln und noch fremdere Planeten ihrer Bodenschätze berauben, wird es immer noch solche Menschen geben, die sich alles leisten können – und viele andere, die sich kaum über Wasser respektive im Weltall halten können.

Zwei Vertreter dieses Space-Prekariats verfolgen wir bei einem ziemlich verzweifelten Versuch, das nötige Geld zum Bezahlen ihrer Schulden zusammenzubekommen – indem sie einen hochriskanten Auftrag zum „Schürfen“ halb lebendiger Edelsteine auf einem nicht erschlossenen Planeten annehmen. Das Raumschiff, mit dem sich Vater und Tochter dorthin aufmachen, sieht so zukunftsweisend aus wie ein Renault R4 Kasten aus den 1980ern. Und auch so zuverlässig. Man wartet förmlich jeden Moment darauf, dass es den Geist aufgibt, und es tut einem auch bald den Gefallen. Gestrandet in einer gefährlichen Umgebung, mit wenig Sauerstoff, Nahrung, Zeit und allgemeiner Hoffnung auf ein besseres Leben, beginnen die beiden trotzdem mit ihrer Mission. Sie müssen jedoch schnell feststellen, dass sie nicht alleine auf dem Planeten sind. Und dass sie ihre Glücks-Talsohle noch lange nicht erreicht haben...

PROSPECT ist einer der selteneren Science-Fiction-Filme, die mehr Wert auf die Entwicklung ihrer Charaktere und ihrer Geschichte als auf futuristische Spezialeffekte legen. Zudem vernachlässigt er das Weltall an sich als Handlungsort – nach der Eröffnung konzentriert sich das Geschehen ausschließlich auf den fremden Planeten, der von den Protagonisten erkundet wird.

Zwar wartet der Film dabei mit diversen Überraschungen auf, einigen außerordentlich bizarren Figuren, gefährlichen Konfrontationen und seltsamen Ereignissen, er gibt sich jedoch in seiner Gestaltung nie besonders spektakulär. „SciFi“ dringt ihm dennoch aus allen Poren: Die hier skizzierte menschliche Zivilisation hat ihre Wurzeln auf der Erde schon sehr lange hinter sich gelassen, selbst als Heimatplanet findet sie kaum noch Erwähnung, und diese Entfremdung von einem Zuhause, von einem sicheren Hafen zieht sich durch alle Ebenen der erzählten Geschichte. Natürlich geht es im Gegenzug implizit zu einem guten Teil genau darum, in einer fremden Welt Verlässlichkeit finden zu können. Nicht alleine zu bleiben, sich anderen öffnen zu können – und von ihnen enttäuscht oder gestützt zu werden.

Abgesehen davon, dass PROSPECT einem viel zum Nachdenken bietet, nimmt er aber vor allem durch seine Inszenierung gefangen. Zumindest, wenn man bereit ist, sich auf sein ruhiges Erzähltempo einzulassen. Wunderschön gefilmt und grandios gespielt (vor allem von der jungen Sophie Thatcher als Raumfahrt-Mädchen „Cee“), nimmt er den Betrachter in diesem Fall mit auf eine Entdeckungsreise durch eine fremde Welt und zur Essenz der menschlichen Natur – die sich vermutlich auch in ein paar tausend Jahren nicht grundlegend geändert haben werden. Für mich ein kleines Highlight, das auf seltsame Weise berührt und sowohl SciFi- als auch Adventure- als auch Coming-of-Age-Fans gefallen sollte. 7 Punkte; insbesondere für ein Erstlingswerk äußerst beeindruckend. Will dringend noch mal gesichtet werden.

glotzte im Harmonie, Frankfurt

34 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Prospect
  • Score [BETA]: 73
  • f3a.net: 6/10 34
  • IMDb: 7.6/10
  • Rotten Tomatoes: 82%
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-28 20:56

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