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Review Psycho Raman

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Bollywood ist tot, lang lebe Bollywood
von Leimbacher-Mario

Kein Wunder, dass der Film in Indien so schwer gegen Zensur & für seine Veröffentlichung kämpfen musste, ist er doch absolut das Gegenteil Bollywoods. Deftig, traurig, schonungs- & hoffnungslos - ein bitterböser Serienkillerfilm, in dem wir dem Killer erstaunlich, ungewöhnlich nahe kommen. Er ist unsere Hauptfigur & ihm, einem der fiesesten Film-Monster der letzten Jahre, so nahe zu sein, tut fast schon physisch weh.

Erzählt wird die Geschichte von Raman, der ein psychopathischer, geborener Killer ist & durch die Slums Bombays streift & scheinbar wahllos Männer, Frauen & Kinder mit seiner Eisenstange erschlägt. Außerdem verfolgen wir sein Gegenstück, einen Polizisten auf seinen Fersen, der jedoch auch nicht viel besser zu sein scheint. Ein teuflisches Katz-&-Maus-Spiel beginnt - das wir als Zuschauer faszinierend wie abstoßend zugleich finden. So tief hat man in die schwarze Seele von pur-bösen Menschen lange nicht mehr geschaut. Es tut weh, glaubt mir! Einen dicken Dank an das Fantasy Filmfest, wo man ihn auf großer Leinwand in Deutschland bewundern durfte. Dort gehört er eigentlich hin.

Die Connection zum echten Raman Raghev, der vor einigen Jahrzehnten seine blutige Spur durch Bombay zog, ist nur hintergründig angedeutet, untermauert das Gezeigte jedoch unangenehm, verleiht einen ohnehin jederzeit spürbaren Realismus. Unangenehm & schockierend sind die treffendsten Adjektive für diesen Thriller - ohne übermäßig Gore geht er trotzdem unter die Haut & so manch ein Bild, eine Szene oder Gesichtsausdruck bleibt tief sitzen in meinem Kopf & im Mark. Will man nicht, bleibt jedoch kaum aus. Vor allem der Darsteller des Raman spielt sein Killerding so eiskalt, zynisch & unmenschlich runter, dass man bei seinem charismatischen Monster ohne Zweifel von einer kommenden filmischen Killerlegende sprechen kann. Gleich neben John Doe, Hannibal oder Michael Myers. Legendär!

Das indische Kino hat man noch nie so schmutzig & europäisch düster erlebt - eine ganz neue, begrüßenswerte Seite. Ich hoffe, in dieser Art wird sich weiter vorgetastet, was natürlich Mut erfordert. Der in 8 Kapitel unterteilte Schocker hat seine Längen & nicht jedes eingestreute Lied spielt sich ins Gedächtnis europäischer Ohren, außerdem ist die grausame, nihilistische Ader offensichtlich nicht jedermanns Sache - ist er zu hart, bist du zu schwach. Doch insgesamt, vor allem auch wegen dem wirklich knarzend schwarzen Ende, bleibt dieses unangenehme Scheusal von Film hängen, rüttelt auf & macht nicht gerade Lust auf einen Indienurlaub. Das Land verliert, das Kino des Landes gewinnt. Vor allem gewinnt hier jedoch das Böse. Unkonventionell, psychoanalytisch wertvoll, schockierend. Betreten auf eigene Gefahr! Man könnte das Kino ähnlich paralysiert verlassen wie einige Opfer im Film.

Fazit: Erschlägt Bollywood mit seiner Eisenstange & hat Spaß dabei - das Teufelsduo von Bombay!

war im Residenz, Köln

54 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Psycho Raman
  • Score [BETA]: 83
  • f3a.net: 7.3/10 54
  • IMDb: 7.6/10
  • Rotten Tomatoes: 100%
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 17:38

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