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Review Psycho Raman

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Scheitert an seinem Bad Lieutenant
von ArthurA

Polizisten und Kriminelle sind sich überhaupt nicht unähnlich. Das ist der nicht gerade bahnbrechend innovative Standpunkt des Films, der sich angesichts der Lobeshymnen als eine bittere Enttäuschung herausstellte. Psycho Raman hat mit dem klassischen Bollywood tatsächlich herzlich wenig zu tun. Tänze und Gesang gibt es hier weit und breit nicht, auch wenn (untertitelte) Songs im Hintergrund bestimmter Szenen gezielt eingesetzt werden, um diese mit der Subtilität eines Vorschlaghammers zu ergänzen. Die Inszenierung des Films ist sehr energisch, mit einem sehr aggressiven Einsatz von Musik und grellen Bildern, und das indische Setting sowie die Verfolgungsszenen in den Slums bieten optisch immerhin eine Alternative zu den ähnlich gelagerten Filmen aus dem Westen.

Inhaltlich kann Psycho Raman leider wenig punkten. Die Dualität zwischen dem Jäger und dem Gejagten hätte interessant sein können, wenn beide Seiten der Gleichung ebenbürtig wären. Nawazuddin Siddiqui ist elektrisierend als Killer, der in Sekundenschnelle von einem unauffälligen Kerl zu einem kompletten Psychopathen umschwenkt. Eine Szene im ersten Filmdrittel, ***SPOILER***in der er seine potenziellen Mordopfer in deren Wohnung terrorisiert, ist das Highlight des Films. Leider verliert Psycho Raman ihn aber häufig aus den Augen und folgt Vicky Kaushals Junkie-Cop Raghav. Der Charakter bleibt bis zum Ende eine leere Hülle, auf die der Regisseur zwar seine Ideen projiziert, die aber nie wirklich von dem Charakter auszugehen scheinen. Wir erfahren herzlich wenig über Raghav. Er nimmt Drogen als gäbe es kein Morgen und ist ein komplettes Arschloch, das Harvey Keitels Bad Lieutenant geradezu engelsgleich wirken lässt. Doch sein Charakter und dessen Darsteller üben im Gegensatz zu seinem Gegenspieler (oder seiner zweiten Hälfte, wie der Film stattdessen postuliert) keinerlei Faszination aus. Stattdessen wird der Film jedes Mal zähflüssig, wenn wir Raghav dabei begleiten, wie er Frauen schlecht behandelt, sich zudröhnt oder seine Machtposition als Polizist ausnutzt. Zusätzlich bemüht sich der Film um eine Aussage über die Stellung der Frau im modernen Indien, versagt aber ironischerweise selbst dabei, irgendeine Frauenfigur in dem Film mit interessanten Attributen auszustatten. Sie sind hier lediglich Opfer, Mittel zum Zweck, die darauf warten, ausgenutzt oder getötet zu werden.

Erstveröffentlichung

war im Residenz, Köln

54 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Psycho Raman
  • Score [BETA]: 83
  • f3a.net: 7.3/10 54
  • IMDb: 7.6/10
  • Rotten Tomatoes: 100%
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-28 19:21

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