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Review Psycho Raman

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Psychos
von Frank

Das Label Rapid Eye Movies scheint seine Fühler in Richtung härterer Gewalt auszustrecken. Letztes Jahr durften wir den Gewaltausbrüchen eines Familienvaters in WORLD OF KANAKO beiwohnen. Dieses Jahr sind es die psychopathischen Ausbrüche des Serienkillers Raman.
Erleichternd, das die meisten seiner Taten im Off stattfinden, also nicht explizit gezeigt werden. PSYCHO RAMAN wirkt auch ohne diese bedrohlich genug, wenn der Killer seine Eisenstange hinter sich her schleifend durch Bombay zieht. Besonders die Szenen im Haus seiner Schwester und ihrem Sohn haben bei mir für Unwohlsein gesorgt.

Gezeigt wird ein dreckiges Indien in dunkleren und gesättigten Farbtönen. Nahezu jede positive Seite, Freude und Vergnügen werden ausgespart. Es gibt eine kurze Disco Szene und die Wohnung der Freundin des Cops erinnert an gepflegten Standard. Selten ein paar grüne Pflanzen. Soweit zu den Lichtblicken.
Anstelle derer dann Bilder von Slums, verwahrloste Hütten, dunkle Gassen, ein streunender Hund. Abgewrackt.

Abgewrackt sind auch die Charaktere. Doch in diesem wichtigen Punkt zweier sich eigentlich duellierender Kontrahenten versagt PSYCHO RAMAN, bleibt er ohne viel Substanz, versäumt es seine Hauptfiguren verständlich zu machen und vor allem Dynamik zwischen ihnen aufzubauen und eine fesselnde Dramaturgie zu entwickeln.

Was wirklich in Beiden vorgeht, geschweige denn wie sie zu dem geworden sind, erfahren wir nicht. Der Cop Raghav benimmt sich den ganzen Film über wie ein riesiges amoralisches Arschloch. Lediglich eine Szene und wenige vereinzelte Gesten deuten noch einen inneren Konflikt an. Raman hingegen ***SPOILER***"erklärt" seine Taten zwar am Ende und leugnet nicht, doch eigentlich erklärt das gar nichts. Er scheint jedes ethische Empfinden verloren zu haben.

Sie sind im Grunde beides Nihilisten ohne eigene Träume oder Wünsche, egal was sie behaupten. Vom menschlich sein haben sie sich beide verabschiedet, Raman mit der größeren Konsequenz.
Man kann sie als Opfer der Umstände - einer zerrütteten Kindheit oder des gesamten Zustandes eines Landes betrachten, am filmischen Erleben ändern diese Informationen bzw. Standpunkte nichts.
Vermutlich ging es dem Regisseur gar nicht darum die Gründe zu hinterfragen. Aber worum dann?

Für einen Psycho- oder Cop-Thriller mangelt es an Spannung und Interaktion zwischen den Kontrahenten. Er bleibt lediglich bedrohlich, das allerdings überzeugend.
Für bloße Schauwerte zeigt der Film ein bisschen zu wenig und scheint mir andererseits zu durchdacht.
Und für eine Psycho Studie wiederum geht er nicht tief genug und verfehlt es, wie oben erwähnt, eine plausible Dynamik zwischen den Kontrahenten aufzuzeigen.
Man kann sich daher zumindest fragen, ob am Ende doch nur eine Skizze übrigbleibt, die evtl. besser zu einer Doku bzw. einem Biopic verarbeitet worden wäre.

Von Raman Darsteller Nawazuddin Siddiqui geht zumindest eine gleichermaßen verunsichernde wie faszinierende Ausstrahlung aus.
Den Cop Raghav hingegen fand ich als Antagonisten schwach. Es ist keine klare Absicht in ihm erkennbar Raman zu stellen. Sie sind sich zu ähnlich und das erzeugt nun mal keine Spannung.
Diese muss der Film allein aus dem unterschwelligen Bedrohungsszenario, den umschlagenden Stimmungen von Raman und dem fantastischen, luftig-druckvollen Disco-Pop Soundtrack generieren. Wirkungsvolle Mittel, aber leider nicht effizient genug um den Film richtig gut werden zu lassen.

Dass man sich außerdem nicht in der Lage sah ein stärkeres Frauenbild zu kreieren, das nicht nur Opfer ist oder sich zumindest kämpferischer verhält, sehe ich ebenfalls als Manko. Die Szene mit dem Fernsehbericht für Frauenrechte halte ich für eine sehr bequeme, unzureichende Lösung.

Fazit

Dreckig und düster, zynisch bis nihilistisch, bedrohlich mit gutem Soundtrack aber weitgehend spannungsfrei auf der Ebene der Kontrahenten - dem Duell zweier Männer - und damit der für diesen Film meiner Meinung nach wichtigsten Komponente. Daher nicht wirklich gutes Entertainment. Darüber hinaus in seinem nihilistischen Grundcharakter nicht so ganz mein Ding. Musik, Bild Gestaltung und die Darstellung des Raman gefielen mir jedoch gut - dafür lege ich ein bisschen was drauf - und verhindern ein Abrutschen unter 6 Punkte. Knappe 6,5 Pkt.

glotzte im Savoy, Hamburg

54 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Psycho Raman
  • Score [BETA]: 83
  • f3a.net: 7.3/10 54
  • IMDb: 7.6/10
  • Rotten Tomatoes: 100%
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 12:42

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