Reviewer
Alexander * 6.0
Immigrants Maze
Regisseur Paris Zacilla stellt mit „Raging Grace“ recht plakativ seine Kritik an der mitunter schwierigen und von ihm selbst erlebten Situation von Immigranten in Great Britain in den Vordergrund. Der Film fokussiert, politisiert und moralisiert in seiner ersten Hälfte eigentlich fast ausschließlich dieses Thema, und es dauert doch einige Zeit, bis sich neben der Leidensgeschichte der Filipina Joy und ihrer Tochter Grace ein zweiter Handlungsstrang entwickelt, der dann nicht weniger unangenehm, doch dazu ausgesprochen spannend in Szene gesetzt ist.
Dabei verschafft uns die kleine Grace immer mal wieder Augenblicke, die zum Schmunzeln, vielleicht auch zum Lachen sind, und mit ein paar comic reliefs einen Akzent zum sonst eher düsteren Grundthema beitragen.
Die herrschaftliche Arroganz Joys oberflächlicher, neuer Arbeitgeberin Katherine, die ganz bewusst mit zahlreichen weniger schmeichelhaften Attributen vortrefflich charakterisiert wird, täuscht zu Anfang noch über eine tief in der Geschichte vergrabene Tragödie hinweg, und die zu Beginn doch sehr stringente kleine Geschichte entpuppt sich plötzlich zu einem twistreichen, gruseligen Drama, das in seiner zweiten Hälfte sehr viel raffinierter und feinstofflicher konstruiert ist.
Was genau dann später in dem weitläufigen, alten Herrenhaus vor sich geht, in dem Joy ihre neue Stelle als Hausmädchen antreten darf, soll natürlich nicht verraten werden. Man darf hier auch kein Meisterwerk erwarten, aber „Raging Grace“ ist durchaus ein sehr gelungenes Erstlingswerk, das gut zu unterhalten weis. Mabuhay!
Dabei verschafft uns die kleine Grace immer mal wieder Augenblicke, die zum Schmunzeln, vielleicht auch zum Lachen sind, und mit ein paar comic reliefs einen Akzent zum sonst eher düsteren Grundthema beitragen.
Die herrschaftliche Arroganz Joys oberflächlicher, neuer Arbeitgeberin Katherine, die ganz bewusst mit zahlreichen weniger schmeichelhaften Attributen vortrefflich charakterisiert wird, täuscht zu Anfang noch über eine tief in der Geschichte vergrabene Tragödie hinweg, und die zu Beginn doch sehr stringente kleine Geschichte entpuppt sich plötzlich zu einem twistreichen, gruseligen Drama, das in seiner zweiten Hälfte sehr viel raffinierter und feinstofflicher konstruiert ist.
Was genau dann später in dem weitläufigen, alten Herrenhaus vor sich geht, in dem Joy ihre neue Stelle als Hausmädchen antreten darf, soll natürlich nicht verraten werden. Man darf hier auch kein Meisterwerk erwarten, aber „Raging Grace“ ist durchaus ein sehr gelungenes Erstlingswerk, das gut zu unterhalten weis. Mabuhay!
saß im Harmonie, Frankfurt
traab * 6.0
Be careful what you wish for.
"Raging Grace" aus dem Jahr 2023 ist ein Film, der vielleicht nicht das bietet, was man von einem klassischen Horrorfilm erwartet. Stattdessen taucht er tief in gesellschaftliche und historische Themen ein, insbesondere in den Umgang mit asiatischen Immigranten und den Einfluss des Kolonialismus.
"Ein mysteriöses Jobangebot führt Joy in eine verlassene Villa voller geheimnisvoller Gegenstände. Ihre Aufgabe ist es, sich um den im Koma liegenden Onkel, Mr. Garret, zu kümmern, jedoch ohne jemandem von ihrer Tochter Grace zu erzählen. Grace erkundet neugierig das Haus und sorgt für einige unheimliche Überraschungen."
Obwohl der Film als Horrorfilm beworben wird, stehen die Horrorelemente nicht im Vordergrund. Stattdessen beleuchtet er soziale Fragen, insbesondere den Umgang mit asiatischen Immigranten in Großbritannien und die Schatten des Kolonialismus, die die Handlung durchziehen.
Joys Wunsch, genug Geld zu verdienen, um ein eigenes Zuhause für sich und Grace zu schaffen, bildet das Herzstück der Handlung.
Der Film thematisiert auch Rassismus und die Ausbeutung von Immigranten, und er steht für die Problematik des sogenannten "Asian Hate" in Großbritannien (und den USA).
Insgesamt ist "Raging Grace" ein Film, der sich nicht scheut, gesellschaftlich relevante Themen anzusprechen und dabei den Fokus auf die Erfahrungen von Immigranten, insbesondere von den Philippinen, legt. Es ist eine eindringliche Erzählung, die den Zuschauer zum Nachdenken anregt und wichtige soziale Fragen aufwirft.
Die Vergleiche mit "Get Out", die ich bei dem einen oder anderen Review gelesen habe, kann ich jedoch nicht wirklich nachvollziehen.
Mich persönlich konnte "Raging Grace" jetzt nicht vollends überzeugen, weil meine Erwartungshaltung eher auf einen Horrorfilm eingestellt waren, anstatt ein Drama über eine philippinische Immigrantin zu erhalten.
"Be careful what you wish for."
"Ein mysteriöses Jobangebot führt Joy in eine verlassene Villa voller geheimnisvoller Gegenstände. Ihre Aufgabe ist es, sich um den im Koma liegenden Onkel, Mr. Garret, zu kümmern, jedoch ohne jemandem von ihrer Tochter Grace zu erzählen. Grace erkundet neugierig das Haus und sorgt für einige unheimliche Überraschungen."
Obwohl der Film als Horrorfilm beworben wird, stehen die Horrorelemente nicht im Vordergrund. Stattdessen beleuchtet er soziale Fragen, insbesondere den Umgang mit asiatischen Immigranten in Großbritannien und die Schatten des Kolonialismus, die die Handlung durchziehen.
Joys Wunsch, genug Geld zu verdienen, um ein eigenes Zuhause für sich und Grace zu schaffen, bildet das Herzstück der Handlung.
Der Film thematisiert auch Rassismus und die Ausbeutung von Immigranten, und er steht für die Problematik des sogenannten "Asian Hate" in Großbritannien (und den USA).
Insgesamt ist "Raging Grace" ein Film, der sich nicht scheut, gesellschaftlich relevante Themen anzusprechen und dabei den Fokus auf die Erfahrungen von Immigranten, insbesondere von den Philippinen, legt. Es ist eine eindringliche Erzählung, die den Zuschauer zum Nachdenken anregt und wichtige soziale Fragen aufwirft.
Die Vergleiche mit "Get Out", die ich bei dem einen oder anderen Review gelesen habe, kann ich jedoch nicht wirklich nachvollziehen.
Mich persönlich konnte "Raging Grace" jetzt nicht vollends überzeugen, weil meine Erwartungshaltung eher auf einen Horrorfilm eingestellt waren, anstatt ein Drama über eine philippinische Immigrantin zu erhalten.
"Be careful what you wish for."
glotzte im Harmonie, Frankfurt
D.S. * 6.0
Amazing Grace
Es ist noch kein Jordan Peele vom Himmel gefallen: Zwar gelingt es Regisseur Paris Zarcilla, mit seinem Spielfilmdebüt einen durchweg unterhaltsamen Haunted-House-Thriller auf die Leinwand zu bringen. Seine Horror-Devices wirken in 2023 jedoch ein Stück weit zu vertraut, um noch besonders effektiv zu sein, sprich: ernsthaft gruselig wird es in RAGING GRACE in keinem Moment. Insbesondere aber kommt seine Sozialkritik, sein sicherlich berechtigt verbittertes Anprangern des (auch) im UK weit verbreiteten anti-asiatischen Rassismus deutlich zu plump und demonstrativ daher, um sich mit der Finesse seines offenkundigen Vorbilds zu messen – oder seiner Erzählung die Doppelbödigkeit zu verleihen, nach der er vermutlich gestrebt hatte.
Das Highlight des Geschehens ist dabei zweifellos die umwerfende kleine Grace, die zwar leider nicht ganz so wild durch den Film wütet, wie es der Titel verspricht, aber doch für einige Aufmerksamkeit sorgt. Und dank ihres zwischen Niedlichkeit und ausgeprägtem Hang zu kindlich-teuflischem Schabernack oszillierenden Charmes die Sympathien des Publikums schnell auf ihrer Seite hat. Letzterer Teil ihres Charakters kommt dabei leider zunächst nur zu Beginn des Films wirklich zum Tragen, da sorgt er allerdings für ein erfrischendes, nötiges Gegengewicht zur Schilderung der tristen Lage, in der sie und ihre Mutter Joy sich befinden. Als Einwanderer von den Philippinen mit nur eingeschränktem Aufenthaltsrecht versehen, nimmt Joy jeden Job an, den sie nur bekommen kann, um das nötige Geld für den Erhalt der britischen Staatsbürgerschaft auf dem Schwarzmarkt zusammenzukriegen. Die Zeit wird knapp, ihr Passport-Dealer ist nicht mehr lange in der Stadt – also erklärt sie sich widerwillig bereit, das Putzen im alten Herrenhaus der Garret-Dynastie zu übernehmen. Obwohl sie sich dort von der ersten Sekunde an unwohl fühlt, nicht zuletzt, da der langsam an Krebs sterbende Mr. Garret in einem Koma-ähnlichen Zustand in seinem Zimmer vor sich hinvegetiert. Seine Nichte Katherine lässt Joy jedoch, überrumpelnd, kaum eine Wahl – und fortan erkunden wir gemeinsam mit ihr und Grace das graue Gemäuer, in dem schockierende Entdeckungen auf die beiden warten …
Die Kamera fängt das verstaubt luxuriöse Ambiente hervorragend ein und erweckt dabei den Herrschaftsanspruch des alten Imperiums fast so unterkühlt bösartig zum Leben, wie es den zu Beginn jedes Kapitels eingeblendeten Zitaten von Rudyard Kipling sowie den Dialogen von Katherine und, später, Onkel Garret gelingt. Diese behandeln Joy so vordergründig freundlich wie durchdringend spürbar herablassend als minderwertigen „Gast“ und wecken in dieser Doppelzüngigkeit klare Erinnerungen an GET OUT – wenngleich dessen zunächst versteckte und gerade dadurch so verstörende zweite Ebene hier nicht erst aufgedeckt werden muss: RAGING GRACE konzentriert sich in seiner ersten Hälfte vielmehr überdeutlich darauf, das kolonialistisch geprägte Denken weiter Teile vor allem der britischen Oberschicht zu demaskieren und dem Publikum als den vielleicht größten alltäglichen Horror für jene zu präsentieren, die von den Umständen als „Bürger zweiter Klasse“ definiert werden.
Das macht Zarcillas Werk zu einem so aufrüttelnden wie zornig machenden, leider aber versäumt es der Regisseur in seiner Offensichtlichkeit dabei, uns die Möglichkeit zu geben, selbst zu erschütternden Schlüssen zu kommen. Das gilt auch für die zweite Hälfte des Films, in der die Handlung schließlich verstärkt ins Übernatürliche umkippt. Was uns hier erwartet, ist zwar nicht völlig ohne Reiz, jedoch vielfach bereits oft gesehen und dadurch eben auch sehr vorhersehbar. Immerhin entdeckt Grace den „raging“-Aspekt ihres Charakters wieder und sorgt auch dadurch für ein Finale, das sehr befriedigend gerät.
Insgesamt ist RAGING GRACE eine in weiten Teilen filmisch sehr gelungene, von eindrücklicher Wut und Sarkasmus geprägte Abrechnung mit der britischen Klassengesellschaft und schwach übertünchtem Rassismus geworden, die als Horrorfilm jedoch nur bedingt überzeugen kann – und mit mehr Subtilität vermutlich noch wesentlich effektiver hätte werden können. Anschauen lohnt trotzdem, nicht zuletzt wegen der Figur der Grace und dem visuellen „Auge“ des Regisseurs. 6 Punkte von mir.
Das Highlight des Geschehens ist dabei zweifellos die umwerfende kleine Grace, die zwar leider nicht ganz so wild durch den Film wütet, wie es der Titel verspricht, aber doch für einige Aufmerksamkeit sorgt. Und dank ihres zwischen Niedlichkeit und ausgeprägtem Hang zu kindlich-teuflischem Schabernack oszillierenden Charmes die Sympathien des Publikums schnell auf ihrer Seite hat. Letzterer Teil ihres Charakters kommt dabei leider zunächst nur zu Beginn des Films wirklich zum Tragen, da sorgt er allerdings für ein erfrischendes, nötiges Gegengewicht zur Schilderung der tristen Lage, in der sie und ihre Mutter Joy sich befinden. Als Einwanderer von den Philippinen mit nur eingeschränktem Aufenthaltsrecht versehen, nimmt Joy jeden Job an, den sie nur bekommen kann, um das nötige Geld für den Erhalt der britischen Staatsbürgerschaft auf dem Schwarzmarkt zusammenzukriegen. Die Zeit wird knapp, ihr Passport-Dealer ist nicht mehr lange in der Stadt – also erklärt sie sich widerwillig bereit, das Putzen im alten Herrenhaus der Garret-Dynastie zu übernehmen. Obwohl sie sich dort von der ersten Sekunde an unwohl fühlt, nicht zuletzt, da der langsam an Krebs sterbende Mr. Garret in einem Koma-ähnlichen Zustand in seinem Zimmer vor sich hinvegetiert. Seine Nichte Katherine lässt Joy jedoch, überrumpelnd, kaum eine Wahl – und fortan erkunden wir gemeinsam mit ihr und Grace das graue Gemäuer, in dem schockierende Entdeckungen auf die beiden warten …
Die Kamera fängt das verstaubt luxuriöse Ambiente hervorragend ein und erweckt dabei den Herrschaftsanspruch des alten Imperiums fast so unterkühlt bösartig zum Leben, wie es den zu Beginn jedes Kapitels eingeblendeten Zitaten von Rudyard Kipling sowie den Dialogen von Katherine und, später, Onkel Garret gelingt. Diese behandeln Joy so vordergründig freundlich wie durchdringend spürbar herablassend als minderwertigen „Gast“ und wecken in dieser Doppelzüngigkeit klare Erinnerungen an GET OUT – wenngleich dessen zunächst versteckte und gerade dadurch so verstörende zweite Ebene hier nicht erst aufgedeckt werden muss: RAGING GRACE konzentriert sich in seiner ersten Hälfte vielmehr überdeutlich darauf, das kolonialistisch geprägte Denken weiter Teile vor allem der britischen Oberschicht zu demaskieren und dem Publikum als den vielleicht größten alltäglichen Horror für jene zu präsentieren, die von den Umständen als „Bürger zweiter Klasse“ definiert werden.
Das macht Zarcillas Werk zu einem so aufrüttelnden wie zornig machenden, leider aber versäumt es der Regisseur in seiner Offensichtlichkeit dabei, uns die Möglichkeit zu geben, selbst zu erschütternden Schlüssen zu kommen. Das gilt auch für die zweite Hälfte des Films, in der die Handlung schließlich verstärkt ins Übernatürliche umkippt. Was uns hier erwartet, ist zwar nicht völlig ohne Reiz, jedoch vielfach bereits oft gesehen und dadurch eben auch sehr vorhersehbar. Immerhin entdeckt Grace den „raging“-Aspekt ihres Charakters wieder und sorgt auch dadurch für ein Finale, das sehr befriedigend gerät.
Insgesamt ist RAGING GRACE eine in weiten Teilen filmisch sehr gelungene, von eindrücklicher Wut und Sarkasmus geprägte Abrechnung mit der britischen Klassengesellschaft und schwach übertünchtem Rassismus geworden, die als Horrorfilm jedoch nur bedingt überzeugen kann – und mit mehr Subtilität vermutlich noch wesentlich effektiver hätte werden können. Anschauen lohnt trotzdem, nicht zuletzt wegen der Figur der Grace und dem visuellen „Auge“ des Regisseurs. 6 Punkte von mir.
war im Harmonie, Frankfurt
Herr_Kees * 6.5
May you rage gracefully
Die Philippina Joy hat eigentlich eine medizinische Ausbildung, muss sich in London jedoch als Putzkraft durchschlagen. Ohne gültiges Visum steht ihr Aufenthalt zudem täglich auf der Kippe. Eine lukrative Stelle als Haushälterin scheint der ersehnte Ausweg.
Doch da ist ja noch Grace. Um den Job nicht aufs Spiel zu setzen, schmuggelt Joy ihre kleine Tochter heimlich ins Herrschaftshaus. Ob es ihr gelingen wird, die quirlige Kleine verborgen zu halten? Das ist bald Joys geringeres Problem. Denn in diesem Haus stimmt etwas nicht. Joy wird von ihrer neuen Arbeitgeberin freundlich behandelt – freundlich, herablassend und rassistisch. Bitte keine exotische Küche, sondern einen Käsesandwich. Bitte keine Glücksbringer, man ist ja auf der Arbeit und nicht zu Hause. „You people“. Und der todkranke alte Mann wird von seiner Nichte nicht gerade pfleglich behandelt.
Die bedrückend reale Atmosphäre ist die größte Stärke des Films. Kein Wunder, basiert sie doch auf der eigenen Erfahrung von Autor und Regisseur Paris Zarcilla, dessen Mutter, eine Lehrerin, in England nur Putzstellen bekam. Es mag einem dennoch manches etwas dick aufgetragen vorkommen, vielleicht wäre es paradoxerweise bisweilen besser gewesen, die realen Erlebnisse doch etwas abzuschwächen. Dennoch gelingt es RAGING GRACE – ähnlich wie vor geraumer Zeit GET OUT – hervorragend, diese unangenehme Situation der Protagonisten auf den Zuschauer zu übertragen.
Nur mit seiner wendungsreichen Handlung vergaloppiert sich der Film in der zweiten Hälfte etwas, was leider auf Kosten der Stringenz und Glaubwürdigkeit geht. Die allerletzte Szene, die sitzt dafür wieder. Ein insgesamt sehr gelungenes Debüt.
Doch da ist ja noch Grace. Um den Job nicht aufs Spiel zu setzen, schmuggelt Joy ihre kleine Tochter heimlich ins Herrschaftshaus. Ob es ihr gelingen wird, die quirlige Kleine verborgen zu halten? Das ist bald Joys geringeres Problem. Denn in diesem Haus stimmt etwas nicht. Joy wird von ihrer neuen Arbeitgeberin freundlich behandelt – freundlich, herablassend und rassistisch. Bitte keine exotische Küche, sondern einen Käsesandwich. Bitte keine Glücksbringer, man ist ja auf der Arbeit und nicht zu Hause. „You people“. Und der todkranke alte Mann wird von seiner Nichte nicht gerade pfleglich behandelt.
Die bedrückend reale Atmosphäre ist die größte Stärke des Films. Kein Wunder, basiert sie doch auf der eigenen Erfahrung von Autor und Regisseur Paris Zarcilla, dessen Mutter, eine Lehrerin, in England nur Putzstellen bekam. Es mag einem dennoch manches etwas dick aufgetragen vorkommen, vielleicht wäre es paradoxerweise bisweilen besser gewesen, die realen Erlebnisse doch etwas abzuschwächen. Dennoch gelingt es RAGING GRACE – ähnlich wie vor geraumer Zeit GET OUT – hervorragend, diese unangenehme Situation der Protagonisten auf den Zuschauer zu übertragen.
Nur mit seiner wendungsreichen Handlung vergaloppiert sich der Film in der zweiten Hälfte etwas, was leider auf Kosten der Stringenz und Glaubwürdigkeit geht. Die allerletzte Szene, die sitzt dafür wieder. Ein insgesamt sehr gelungenes Debüt.
war im EM, Stuttgart
Leimbacher-Mario * 8.0
Heim ist, wo dein Herz ist
„Raging Grace“ bewahrt sich trotz Wut im Bauch lange Zeit die Contenance. Wir folgen in diesem immigrant horror tale einer philippinischen Haushaltshilfe, die nicht legal im UK lebt und arbeitet, sogar eine Tochter hat und diese an ihre Arbeitsstellen mitschleppt. Sie spart für ein Visum und hat das Geld bald beisammen. Da kommt ihr der Job in einem riesigen Herrenhaus für die letzten paar Riesen ganz gelegen. Blöd nur, dass die herrische Dame des Hauses, der im Bett des Obergeschosses deponierte, komatöse Onkel und das alte Haus an sich schnell ein paar fiese Geheimnisse und Gefahren andeuten…
Haushälterinnenhilferufhorror
Man spürt die Aufregung und Anspannung im Bauch des Debütregisseurs (!) Paris Zarcilla in „Raging Grace“ durchaus deutlich. In einer Zeit, in der Vorurteile, Hass, Bevormundung und Ausnutzung für ihn und fast alle (asiatischen) Einwanderer zur Tagesordnung und leider Normalität geworden sind, holt er zu diesem Befreiungs- und Gegenschlag aus. Und das zum Glück nicht mit dem Holzhammer. Stark gespielt vom filmischen Mutter-Tochter-Gespann, aber auch von den britischen „Gastgebern“. Ein typischer Coronafilm, sehr beschränkt auf wenige Personen und diesen Haushalt. Von Jumpscares über nächtliche Schlafwandeleien bis zu bitterböse-humorvollen Wendungen und Streichen. In dieser wütenden Wundertüte steckt eine Menge - Süßes wie Saures. Mit einem der besten Mic Drop-Monologen aus der jüngeren Genrevergangenheit, wer hier in dieser Gesellschaft eigentlich von wem abhängig ist. Durchaus auch mal mit liebevollen Momenten der Auflockerung und Innekehrung. Dann wieder mit eingeschobenen Visionen, Halluzinationen und alptraumhaften Angriffen verwaister „Haushälter- und Einwandererseelen“. Komplex und mit Nachwirkung. Aber mit genug Stringenz, Klarheit und Vision, um nicht nur alle Teilchen zusammenzubringen, sondern sie auch für uns Zuschauer verständlich, haptisch und aufreibend anzuordnen. Eine meiner positiven Überraschungen im diesjährigen Festivalzirkus.
Fazit: Erstaunlich kompetenter, kraftvoller Immigranten-Horrorthriller mit 'ner Menge zu sagen, sowohl in Sachen Schrecken als auch düsterem Humor. Für ein Regiedebüt mit Wut im Bauch nochmal packender und akuter.
Haushälterinnenhilferufhorror
Man spürt die Aufregung und Anspannung im Bauch des Debütregisseurs (!) Paris Zarcilla in „Raging Grace“ durchaus deutlich. In einer Zeit, in der Vorurteile, Hass, Bevormundung und Ausnutzung für ihn und fast alle (asiatischen) Einwanderer zur Tagesordnung und leider Normalität geworden sind, holt er zu diesem Befreiungs- und Gegenschlag aus. Und das zum Glück nicht mit dem Holzhammer. Stark gespielt vom filmischen Mutter-Tochter-Gespann, aber auch von den britischen „Gastgebern“. Ein typischer Coronafilm, sehr beschränkt auf wenige Personen und diesen Haushalt. Von Jumpscares über nächtliche Schlafwandeleien bis zu bitterböse-humorvollen Wendungen und Streichen. In dieser wütenden Wundertüte steckt eine Menge - Süßes wie Saures. Mit einem der besten Mic Drop-Monologen aus der jüngeren Genrevergangenheit, wer hier in dieser Gesellschaft eigentlich von wem abhängig ist. Durchaus auch mal mit liebevollen Momenten der Auflockerung und Innekehrung. Dann wieder mit eingeschobenen Visionen, Halluzinationen und alptraumhaften Angriffen verwaister „Haushälter- und Einwandererseelen“. Komplex und mit Nachwirkung. Aber mit genug Stringenz, Klarheit und Vision, um nicht nur alle Teilchen zusammenzubringen, sondern sie auch für uns Zuschauer verständlich, haptisch und aufreibend anzuordnen. Eine meiner positiven Überraschungen im diesjährigen Festivalzirkus.
Fazit: Erstaunlich kompetenter, kraftvoller Immigranten-Horrorthriller mit 'ner Menge zu sagen, sowohl in Sachen Schrecken als auch düsterem Humor. Für ein Regiedebüt mit Wut im Bauch nochmal packender und akuter.
saß im Residenz, Köln
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Bewertungen
Raging Grace
- Score [BETA]: 77
- f3a.net: 6.9/10 28
- IMDb: 7.2/10
- Rotten Tomatoes: 96%
- Metacritic: 70/100