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Review Replicas

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Dieser Review enthält SPOILER!

von laertes
Eine Familie - Vater, Mutter, Sohn - suchen ihr einsam gelegenes Landhaus auf, um über den Unfalltod der Tochter hinwegzukommen. Schon bald erhalten sie Besuch von einer weiteren, über alle maßen freundlichen Familie - Vater, Mutter, Sohn -, die sich nichts sehnlicher wünscht, als das Leben der Anderen zu führen. Als unsere Familie merkt, dass die Telefone nicht mehr funktionieren und die Reifen des Jeeps aufgeschlitzt worden sind, ist es für eine Flucht zu spät und der Kampf ums Überleben beginnt...

No pun intended, aber der Bezug zu Ulrich Mühe und damit zu Funny Games drängt sich auf (man vergleiche nur die glasklare Reminiszenz an die Wohnzimmercouchszene auf dem Filmplakat). Genau wie dieser hat Jeremy Power Regimbals Replicas seine stärksten Momente in den Dialogen, insbesondere in der 'Kennenlernphase' und beim nach und nach unheimlicher werdenden gemeinsamen Abendessen.

Replicas bietet das klassische Intruderhorror-Szenario, variiert es aber leicht und reichert es um neue Aspekte, namentlich die in gewisser Weise dysfunktionale Familie, an. Insbesondere ändert sich ab Beginn des Kampfes ums Überleben die Gangart und die Entwicklung der Story. Im Gegensatz zu etwa Funny Games und The Strangers werden die sehr konkreten Motive der gegnerischen Familie nach und nach ausgeleuchtet und die Interessen der einzelnen Beteiligten klarer, wobei vor allem die Frauen im wahrsten Sinne des Wortes eine wichtige Rolle spielen.

Leider vermag der Film es nicht, die äußerst unangenehme Stimmung und beinahe nervenzerreissende Spannung des ersten Drittels durchzuhalten. Das liegt insbesondere am Einsatz von Musik. Im direkten Vergleich zu Funny Games, den ich während des Sehens stets quasi als negativ dagegen hielt, konnte ich feststellen, dass noch die unheimlichste Musik nicht annähernd so unheimlich ist wie... keine Musik! Auch die Kampfszenen und die relativ früh recht offene Bedrohungslage mindern den Unheimlichkeitsfaktor, wobei ich den Film gleichwohl bis zum Ende mitreissend fand. Ganz besonders stark ist die Szene, in der unsere Familie von der gegnerischen gezwungen wird, einen normalen Abend zu verbringen (inkl. Tanz vorm Kamin, Geschichte vorlesen, Sohn zu Bett bringen und Sex).

Die Schauspielerleistungen sind intense, die Figurenzeichnung ist im Großen und Ganzen gelungen und wartet sogar mit der einen oder anderen Überraschung auf. Eine besondere lobende Anmerkung haben Kamera, Schnitt und Ausstattung verdient! Der Film ist in stimmungsvoll-düsteren, klaren Farben gefilmt, die Kameraeinstellungen sind äußerst... könnte man sagen: psychologisch? Jedenfalls passen sie sich dem Geschehen auf bedrückende Weise an, und die gesamte Requisite ist allererste Sahne: das Haus ist ein dunkler, verwunschener Platz, gleichzeitig atemberaubend schön wie unheimlich in seiner Gestaltung und Einrichtung.

Fazit: Replicas ist bislang für mich der einsame Höhepunkt des FFF-Programms. Aber nicht nur für mich, der ich ein Intruderhorror-Maniac bin und das Subgenre grundsätzlich verehre: zu Recht hat ein großer Teil des Publikums nach dem Beitrag Beifall geklatscht - fast kam es mir so vor, als wäre in diesem Klatschen auch etwas Erleichterung darüber zu hören, dass endlich ein ordentlicher Film gezeigt wurde.

war im Event Cinema, Berlin

40 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Replicas
  • Score [BETA]: 67
  • f3a.net: 5.6/10 40
  • IMDb: 7.8/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-27 04:37

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