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Review Replicas

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Der Unwohlfühlfilm des Jahres
von D.S.

Noch ein Kandidat, der einen Ticken zu lange braucht, um einen wirklich ins Geschehen hineinzuziehen: Wir lernen die Familie Hughes kennen, die schwer unter dem Unfalltod der kleinen Tochter leidet und für ein paar Tage in ihr abgelegenes Landhaus fährt, um sich dort emotional wieder näher zu kommen. Allzu viel an Hintergründen erfährt man sonst nicht, und so schleppt sich das Ganze zunächst ein wenig dahin, während man Mann und Frau beim Verarbeiten und aneinander Anstoßen sowie ihren (insgesamt blass bleibenden) Sohn beim nur halb-euphorischen Herumtollen mit dem Hund betrachtet.

Allerdings ändert sich alles, als die neuen Nachbarn unserer beschädigten Familie einen frühmorgendlichen Überraschungsbesuch abstatten. Ab diesem Moment entwickelt REPLICAS nämlich konsequent eine ansteigend bösartige Atmosphäre, die bald so intensiv wird, dass einen der Film bis zum Schluss nicht mehr los lässt. Es beginnt eine „freundliche Home-Invasion" von Figuren, die eine derartige hintergründige Krankhaftigkeit und Feindseligkeit ausstrahlen, dass man sich schier körperlich unwohl fühlt; die ihre Opfer raffiniert manipulieren und dominieren; die außergewöhnlich abseitige Motive haben... und deren Vorgehen außergewöhnlich nervenzerrend inszeniert wird.

Wie schon von mehreren Reviewern erwähnt, fühlt man sich zwangsläufig an FUNNY GAMES erinnert, auch wenn dessen erzählrahmensprengende Elemente wie auch dessen medienkritische Agenda hier außen vor bleiben. Die Intensität des Gezeigten ist aber ähnlich hoch, die Heimtücke und Skrupellosigkeit der Eindringlinge, die Beklemmung und Bedrohung, der die Hauptfiguren ausgesetzt sind.

Dabei werden von der Story auch einige Wege beschritten bzw. Ecken besucht, die im Rahmen des (Sub-)Genres durchaus unvertraut sind - entscheidend für den fiesen Erfolg des Films sind aber neben dem rundum stimmigen Drehbuch und der extrem dichten Inszenierung die Schauspielerleistungen. Insbesondere Selma Blair als bedrängte Mutter und James D’Arcy als Oberhaupt der Nachbarsfamilie überzeugen durch enorme Ausstrahlung; man nimmt ihnen ihre Charaktere zu jeder Zeit in vollem Umfang ab. Und fühlt mit ihnen mit.

Dieses Mitfühlen ist kein gutes. Im Gegenteil, REPLICAS tut weh. Und das macht ihn zu einem der besten Terrorfilme seit Jahren. Nicht nur für ein Erstlingswerk äußerst bemerkenswert.

war im Metropolis 9, Frankfurt

40 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Replicas
  • Score [BETA]: 67
  • f3a.net: 5.6/10 40
  • IMDb: 7.8/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-19 07:10

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