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Review The Rover

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Eine Reise in die menschliche Einöde
von D.S.

Wow. Da hat sich Rosebud tatsächlich einen finsteren, fiesen, harten Knochen als Eröffnungsfilm ausgesucht – wohl nicht das, was sich viele als partybefördernde Einstimmung auf zwölf Tage FFF erwarten würden. Eher ein Schlechte-Laune-Garant. Aber: ein guter.

Guy Pearce spielt mit einer wahnsinnigen Präsenz Eric, einen abgewrackten Einzelgänger, dem in einer trostlosen, hoffnungslosen Welt nach dem großen Knall an nichts mehr etwas liegt. Außer an seinem Auto. Als es ihm drei Gangster auf der Flucht von einem missglückten Überfall stehlen, nimmt er die Verfolgung auf. Und er lässt sich weder von Lebensgefahr noch von Leichen, über die er gehen muss, davon abhalten, es sich zurückzuholen.

Das Interessanteste daran ist allerdings: Er verfolgt sie in ihrem eigenen Auto. Denn das hatten sie stehengelassen, nachdem es sich eigentlich bloß ein wenig festgefahren hatte. Woraus klar wird, dass es Eric nicht um irgendein Auto geht, sondern um dieses ganz spezielle. Warum das so ist; warum dieser unspektakuläre Kleinwagen ihn zu einer gnadenlosen Jagd auf Leben und Tod motiviert – das wird erst ganz am Ende des Films klar. Und die Erklärung fügt sich ein in das hier gezeichnete Bild einer menschlichen Gesellschaft, in der wirklich alles kaputtgegangen ist.

Wobei das so dann doch nicht ganz stimmt. Wenn man genauer hinsieht. Immer wieder begegnet Eric Menschen, die noch mindestens einen Funken Empathie für andere aufbringen. Und auch er selbst erweist sich als unter seiner stoisch-kalten Oberfläche längst nicht so emotionslos, wie es zunächst scheint. Ganz besonders gilt das für sein Verhältnis zu Rey, dem geistig zurückgebliebenen Bruder des Autodiebes, überraschend überzeugend gespielt von Robert Pattinson. (Der für den einzigen Moment von – vielleicht unfreiwilligem – Humor im Film sorgt, als er zu einem Lied aus dem Radio den Refrain „Don’t hate me ’cause I’m beautiful“ mitsingt.) Ob er will oder nicht, Eric fühlt sich von dem grundehrlichen, kindlich unschuldigen jungen Mann berührt und öffnet sich auf eine gewisse, zum Glück gänzlich unsentimental inszenierte Weise. Ein wenig, jedenfalls.

Dieser Kontrast zwischen absoluter Hoffnungslosigkeit, Kälte, Brutalität einerseits und leisem Glauben an Nähe und eine Perspektive andererseits wird von THE ROVER grandios herausgearbeitet und ausgespielt und verleiht dem Film eine nachhaltige Wirkung. Mit seinen Themen um Verantwortung, Erwachsenwerden bzw. Reife, Idealismus und Konsequenz geht er deutlich tiefer als der durchschnittliche Festivalfilm – ich zumindest fühlte mich ziemlich geplättet und wurde vom bitteren Geschehen auch bis zuletzt gefesselt.

Sicher nicht für jeden Moment und jeden Geschmack der richtige Film. Harte Kost eben. Aber – nicht nur im direkten Vergleich mit anderen Endzeitfilmen – vom inhaltlichen Niveau und den Darstellerleistungen her ziemlich weit oben anzusiedeln. 7,5 Punkte.

saß im Cinestar, Frankfurt

63 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Rover
  • Score [BETA]: 65
  • f3a.net: 5.8/10 63
  • IMDb: 7.3/10
  • Rotten Tomatoes: 66%
  • Metacritic: 64/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-20 17:13

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