Angst vorm Älterwerden? Dann ist das genau der richtige Film für Dich. Schau Dir an, wie schnell man einen Herzinfarkt erleiden kann. Ganz plötzlich, bei der Arbeit, so wie Richter Mortensen. Sieh mal, wie hilflos er auf einmal ist, in seinem Rollstuhl, im Pflegeheim, mit all den Alten. Ganz schön deprimierend, oder? Es ist ja alles nur für kurze Zeit, sagt er. Bald ist er wieder zu Hause, sagt er. Aber müsste er dann nicht bei den Gedächtnistests besser abschneiden? Aber Richter Mortensen hat ja jetzt noch ganz andere Probleme. Da ist dieser große alte Mann mit der augenlosen Babypuppe, der ihn nachts besucht und der das ganze Heim zu terrorisieren scheint. Was hat der Mann vor? Und warum nehmen die Pflegerinnen seine Beschwerden nicht ernst? Auf einmal ist Älterwerden für Richter Mortensen gar nicht mal die schlechteste Aussicht.

Trotz der unheimlichen Puppe haben wir es bei THE RULE OF JENNY PEN nicht mit einem Gruselfilm zu tun, sondern mit einem Psychodrama mit Thrillerelementen. Regisseur James Ashcroft, von dem wir schon den düsteren Entführungsthriller COMING HOME IN THE DARK kennen, bewegt sich hier in völlig anderen Gefilden, inszeniert jedoch ähnlich gnadenlos wie in seinem Debüt. Wenn die Seniorenrunde im Gemeinschaftsraum mit „If I only had time“ von Gene Pitney unterlegt wird, wenn alte Menschen nachts orientierungslos über leere Gänge irren, wenn Geoffrey Rush von der Pflegerin kurz alleingelassen in der Badewanne um sein Leben kämpft, dann ist das schonungslos, weil es so echt ist.

John Lithgow gibt hier einen psychopathischen „Bully“ par excellence. Tagsüber isst er den Heimbewohnern die Schüsseln leer und tritt ihnen beim Tanztee auf die Füße, nachts klaut er ihnen das Gebiss und stellt noch deutlich schlimmere Dinge an. Doch der größte Horror ist hier nicht der Psychopath. Sondern, was die Zeit aus Menschen machen kann.