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Review The Sadness

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Ultraviolence
von D.S.

Das war sie also: die viel diskutierte, bei der FSK in Ungnade gefallene, als „brutalster und verkommenster Zombiefilm aller Zeiten“ beschriebene Schlachtplatte. Einspruch: THE SADNESS ist kein Zombiefilm. Sondern etwas Fieseres.

Ganz gleich, wie sie im jeweiligen Plot dazu geworden sind – Zombies sind im Allgemeinen klassifiziert als Untote, um deren Hirnfunktion es im Wesentlichen geschehen ist; die von blankem Hunger auf Fleisch und Gehiiiirn befeuert werden. Die bedauernswerten, vom Alvin-Virus infizierten Horden in THE SADNESS hingegen haben keinen Bruchteil ihrer kognitiven Fähigkeiten verloren. Sie können sich an alles aus ihrem bisherigen Leben erinnern, sie können sprechen, Waffen und alle anderen Objekte einsetzen, sie können denken, strategisch planen und Fallen stellen. Kurz gesagt: Sie sind fast normale Menschen – nur leider solche, die von grenzenlosem Hass und schierem Vernichtungswillen angetrieben werden. Was ansatzweise ein wenig an THE SIGNAL erinnert.

Noch bedrohlicher und bitterer wird das Ganze dadurch, dass ihr „Hunger“ eine extrem ausgeprägte sexuelle Komponente enthält. Im Film wird erläutert, dass der Virus diejenigen Hirnareale miteinander verknüpft, die für Aggression und für Sexualität zuständig sind. Was zur Konsequenz hat, dass die Infizierten nicht nur fast unaufhaltsam sadistisch mordend, verstümmelnd, zerfleischend durch die Straßen (und U-Bahnen) ziehen, sondern auch vergewaltigend und jede sexuelle Schandtat begehend, die man sich nur vorstellen kann.

In Verbindung mit dem – zumindest stellenweise – wirklich enorm expliziten Ausmaß an körperlicher Gewalt, das hier geradezu zelebriert wird, wirkt THE SADNESS tatsächlich um ein, zwei Stufen intensiver, brutaler als fast alles andere, was das Genre bis heute hervorgebracht hat. Was noch unterstützt wird durch ein paar Inhalte, die ganz offensichtlich nur aufgenommen wurden, um die letzten Tabus zu brechen.

Ist THE SADNESS damit schändlicher, amoralischer, auf pure Exploitation ausgerichteter Schund? Jein. Einige Aspekte seiner auf Ultra-Ekel angelegten Vorgehensweise sind sicher kritisch zu hinterfragen – allerdings kann man es einem Horrorfilm auch nicht wirklich vorwerfen, wenn er sein Publikum einfach nur schockieren möchte. Und das macht THE SADNESS konsequenter als fast alle ähnlich gelagerten Filme zuvor.

Seine Bezugnahme auf die Covid-19-Pandemie kann man dabei als billige Effekthascherei verurteilen. Ich für meinen Teil fand die Aktualitätsverortung erfrischend – und die implizite Kritik an Corona-Verharmlosern und Maßnahmengegnern glatt sympathisch.

THE SADNESS ist bis zum Ende hin brutal konsequent. Ob einem persönlich dabei die dürre Story ausreicht oder man nach einiger Zeit von den permanenten, möglichst abstoßend inszenierten Blutbädern gelangweilt oder angeekelt ist, welche nach dem überraschend „langsamen“ Anfangsviertel des Films fast die gesamte Handlung ausmachen, muss man wohl selbst herausfinden. Das FFF bietet jedenfalls den richtigen Rahmen dafür. Ob man in Deutschland später regulär eine ungekürzte Fassung wird sichten können, steht zu bezweifeln.

Ich weiß nicht, ob ich mich hier „gut unterhalten“ gefühlt habe. Einen derart bösartig gestimmten, sich so schonungslos in Blut und Niedertracht wälzenden, pessimistischen Film habe ich aber jedenfalls selten gesehen. 7 von 10 Punkten.

war im Harmonie, Frankfurt

32 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Sadness
  • Score [BETA]: 69
  • f3a.net: 6.7/10 32
  • IMDb: 7.1/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 20:51

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