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Review The Sadness

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Traurig schlicht
von Leimbacher-Mario

Der Skandalschocker des Jahres kommt aus Taiwan, hat’s gerade verständlicherweise mehr als schwer bis unmöglich, bei der FSK/SPIO ungeschnitten durchzukommen und punktet vor allem in zwei Bereichen. Das aber dann bis zum Abwinken. Gewaltgeilheit und Zeitbezug. Das reicht für einen beachtlichen Hype, jetzt schon berüchtigten Ruf und hohe Erwartungen. Fast auf Augenhöhe mit „Martyrs“, „A Serbian Film“ oder „Human Centipede“. Doch im Endeffekt spielt er dann deutlich nicht in deren Liga. Ein fieser Pandemieterrorhappen ist er dennoch. Und auf das Fantasy Filmfest ist Verlass, immerhin die einzige Möglichkeit, ihn bisher schon uncut zu begutachten. Es geht um einen mutierten Virus, der die Leute in mordende, instinktive und dauergeile Bestien verwandelt. Noch sprechend und recht klar, fast schon kreativ denkend - nur eben mit totaler Enthemmung und Konzentration auf verrückteste Zerstörung, Sex, Gewalt. Und in dem dadurch natürlich völlig Kopf stehenden Taiwan versucht sich ein junges Pärchen wiederzufinden…

„The Sadness“ hätte meiner Meinung nach das Zeug zum (modernen) Klassiker gehabt. Seine einmalige und wortwörtliche CATIII-Blutgeilheit ist ein beachtlicher Throwback Richtung „The Untold Story“, „Ebola Syndrom“ und andere Schwerstkaliber vergangener Tage. Die Effekte sind stark, die Intensität ist hoch, der brummende Score drückt zusätzlich in die Magengrube, die Darsteller sind schön fies und aufopferungsvoll. Das Hauptpärchen berührt einen grundsätzlich schon. Durch die komplette Laufzeit ist der Puls eigentlich gut oben. Für Gorehunde eine Pflichtmahlzeit. Köstlich, krass, krude. Auch nie wirklich auf Lacher gespielt. Eher ernst, unzynisch und heftig. Da gibt’s nichts zu meckern. Dazu noch das aktuelle Thema samt bekannter Bilder und Themen wie gebrauchte Masken auf der Straße liegend, zerrissene Familie, steigender gesellschaftlicher Gewaltgrad, kaputte Regierungen, Skepsis Medizinern und allgemein Mitmenschen gegenüber. All das ist in Kombi schon respektabel und mitreißend. Momentan mehr denn je. Als simple Schlachtplatte daher absolut top. Doch für etwas Bleibendes ist der Film dann doch viel zu schlicht. Er zeigt nur oben genannte Bilder, hat kaum eigene Meinung. Hinter seinen Blut- und Sex-Orgien ist nicht mehr viel. Exzess ohne Mehrwert. Er wirkt sehr plump und schlicht im Oberstübchen. Und das geht von zu tief hängenden „Night of the Living Dead“-Hommagen bis zu in-your-face Deathcore im Abspann. Alles wirkt sehr auf Schock und Skandal ausgelegt. Immerhin kompromisslos. Und auch erst das Regiedebüt von Rob Jabbaz, den ab jetzt sicher jeder beobachten wird. Darf man nicht vergessen. Und vielleicht hat er ja noch mehr im Köcher als Augenhöhlenpenetrationen und Blutfontänen in der vollen U-Bahn.

Fazit: Einer der brutalsten und abartigeren Filme aller Zeiten. In Sachen Gore und aktuellem Zeitbezug geht kaum mehr. Aber dahinter ist halt… gar nichts mehr. Muss aber ja auch nicht immer. Wäre dennoch schön gewesen und hätte dann vielleicht sogar für 'nen bleibenden Wurf gereicht.

guckte im Residenz, Köln

32 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Sadness
  • Score [BETA]: 69
  • f3a.net: 6.7/10 32
  • IMDb: 7.1/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-29 15:29

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