Reviewer
Herr_Kees * 6.0
Too soon?
Ein neues Virus grassiert in Taiwan. Die Infizierten verwandeln sich in wenigen Sekunden in triebgesteuerte, gewalttätige, blutdürstige und perverse Monster. Das haben wir in den 70er-Jahren schon in George A. Romeros THE CRAZIES und David Cronenbergs SHIVERS gesehen. Damals waren die Amokläufe unbescholtener Bürger der Aufhänger für gesellschaftskritische Botschaften, für Militär- und Regierungskritik, Metaphern für gesprengte bürgerliche Repressionen. Hier dient das Massaker lediglich als Showreel für die Makeup-Crew.
THE SADNESS ist krass und brutal um seiner selbst willen und nutzt die Pandemie als willkommenen Hintergrund für seine pubertären Gewalt- und Vergewaltigungsfantasien. Ein Exploitationfilm par excellence – und das ist nicht als Kompliment gemeint.
Natürlich wird hier Terror verbreitet, bis man auf der Leinwand gar nichts mehr erkennt vor lauter blutig-schwarzen Leibern. Doch es berührt einen kein bisschen. Zumindest nicht, wenn man bereits ein paar Filme dieser Art gesehen hat. Zudem ist der Film kaum spannend und es stellen sich schnell Ermüdungserscheinungen ein ob der hirnlosen Schlachterei.
Auch das Schicksal der beiden Liebenden lässt einen in diesem Umfeld herzlich kalt, die Welt ist ohnehin der Verdammnis anheimgegeben, wozu also noch mitfiebern. Man kann das zynisch finden oder das Blutbad abfeiern, ganz nach Gusto. Ich bin jedenfalls zu alt für diesen Scheiß.
THE SADNESS ist krass und brutal um seiner selbst willen und nutzt die Pandemie als willkommenen Hintergrund für seine pubertären Gewalt- und Vergewaltigungsfantasien. Ein Exploitationfilm par excellence – und das ist nicht als Kompliment gemeint.
Natürlich wird hier Terror verbreitet, bis man auf der Leinwand gar nichts mehr erkennt vor lauter blutig-schwarzen Leibern. Doch es berührt einen kein bisschen. Zumindest nicht, wenn man bereits ein paar Filme dieser Art gesehen hat. Zudem ist der Film kaum spannend und es stellen sich schnell Ermüdungserscheinungen ein ob der hirnlosen Schlachterei.
Auch das Schicksal der beiden Liebenden lässt einen in diesem Umfeld herzlich kalt, die Welt ist ohnehin der Verdammnis anheimgegeben, wozu also noch mitfiebern. Man kann das zynisch finden oder das Blutbad abfeiern, ganz nach Gusto. Ich bin jedenfalls zu alt für diesen Scheiß.
war im Gloria, Stuttgart
D.S. * 7.0
Ultraviolence
Das war sie also: die viel diskutierte, bei der FSK in Ungnade gefallene, als „brutalster und verkommenster Zombiefilm aller Zeiten“ beschriebene Schlachtplatte. Einspruch: THE SADNESS ist kein Zombiefilm. Sondern etwas Fieseres.
Ganz gleich, wie sie im jeweiligen Plot dazu geworden sind – Zombies sind im Allgemeinen klassifiziert als Untote, um deren Hirnfunktion es im Wesentlichen geschehen ist; die von blankem Hunger auf Fleisch und Gehiiiirn befeuert werden. Die bedauernswerten, vom Alvin-Virus infizierten Horden in THE SADNESS hingegen haben keinen Bruchteil ihrer kognitiven Fähigkeiten verloren. Sie können sich an alles aus ihrem bisherigen Leben erinnern, sie können sprechen, Waffen und alle anderen Objekte einsetzen, sie können denken, strategisch planen und Fallen stellen. Kurz gesagt: Sie sind fast normale Menschen – nur leider solche, die von grenzenlosem Hass und schierem Vernichtungswillen angetrieben werden. Was ansatzweise ein wenig an THE SIGNAL erinnert.
Noch bedrohlicher und bitterer wird das Ganze dadurch, dass ihr „Hunger“ eine extrem ausgeprägte sexuelle Komponente enthält. Im Film wird erläutert, dass der Virus diejenigen Hirnareale miteinander verknüpft, die für Aggression und für Sexualität zuständig sind. Was zur Konsequenz hat, dass die Infizierten nicht nur fast unaufhaltsam sadistisch mordend, verstümmelnd, zerfleischend durch die Straßen (und U-Bahnen) ziehen, sondern auch vergewaltigend und jede sexuelle Schandtat begehend, die man sich nur vorstellen kann.
In Verbindung mit dem – zumindest stellenweise – wirklich enorm expliziten Ausmaß an körperlicher Gewalt, das hier geradezu zelebriert wird, wirkt THE SADNESS tatsächlich um ein, zwei Stufen intensiver, brutaler als fast alles andere, was das Genre bis heute hervorgebracht hat. Was noch unterstützt wird durch ein paar Inhalte, die ganz offensichtlich nur aufgenommen wurden, um die letzten Tabus zu brechen.
Ist THE SADNESS damit schändlicher, amoralischer, auf pure Exploitation ausgerichteter Schund? Jein. Einige Aspekte seiner auf Ultra-Ekel angelegten Vorgehensweise sind sicher kritisch zu hinterfragen – allerdings kann man es einem Horrorfilm auch nicht wirklich vorwerfen, wenn er sein Publikum einfach nur schockieren möchte. Und das macht THE SADNESS konsequenter als fast alle ähnlich gelagerten Filme zuvor.
Seine Bezugnahme auf die Covid-19-Pandemie kann man dabei als billige Effekthascherei verurteilen. Ich für meinen Teil fand die Aktualitätsverortung erfrischend – und die implizite Kritik an Corona-Verharmlosern und Maßnahmengegnern glatt sympathisch.
THE SADNESS ist bis zum Ende hin brutal konsequent. Ob einem persönlich dabei die dürre Story ausreicht oder man nach einiger Zeit von den permanenten, möglichst abstoßend inszenierten Blutbädern gelangweilt oder angeekelt ist, welche nach dem überraschend „langsamen“ Anfangsviertel des Films fast die gesamte Handlung ausmachen, muss man wohl selbst herausfinden. Das FFF bietet jedenfalls den richtigen Rahmen dafür. Ob man in Deutschland später regulär eine ungekürzte Fassung wird sichten können, steht zu bezweifeln.
Ich weiß nicht, ob ich mich hier „gut unterhalten“ gefühlt habe. Einen derart bösartig gestimmten, sich so schonungslos in Blut und Niedertracht wälzenden, pessimistischen Film habe ich aber jedenfalls selten gesehen. 7 von 10 Punkten.
Ganz gleich, wie sie im jeweiligen Plot dazu geworden sind – Zombies sind im Allgemeinen klassifiziert als Untote, um deren Hirnfunktion es im Wesentlichen geschehen ist; die von blankem Hunger auf Fleisch und Gehiiiirn befeuert werden. Die bedauernswerten, vom Alvin-Virus infizierten Horden in THE SADNESS hingegen haben keinen Bruchteil ihrer kognitiven Fähigkeiten verloren. Sie können sich an alles aus ihrem bisherigen Leben erinnern, sie können sprechen, Waffen und alle anderen Objekte einsetzen, sie können denken, strategisch planen und Fallen stellen. Kurz gesagt: Sie sind fast normale Menschen – nur leider solche, die von grenzenlosem Hass und schierem Vernichtungswillen angetrieben werden. Was ansatzweise ein wenig an THE SIGNAL erinnert.
Noch bedrohlicher und bitterer wird das Ganze dadurch, dass ihr „Hunger“ eine extrem ausgeprägte sexuelle Komponente enthält. Im Film wird erläutert, dass der Virus diejenigen Hirnareale miteinander verknüpft, die für Aggression und für Sexualität zuständig sind. Was zur Konsequenz hat, dass die Infizierten nicht nur fast unaufhaltsam sadistisch mordend, verstümmelnd, zerfleischend durch die Straßen (und U-Bahnen) ziehen, sondern auch vergewaltigend und jede sexuelle Schandtat begehend, die man sich nur vorstellen kann.
In Verbindung mit dem – zumindest stellenweise – wirklich enorm expliziten Ausmaß an körperlicher Gewalt, das hier geradezu zelebriert wird, wirkt THE SADNESS tatsächlich um ein, zwei Stufen intensiver, brutaler als fast alles andere, was das Genre bis heute hervorgebracht hat. Was noch unterstützt wird durch ein paar Inhalte, die ganz offensichtlich nur aufgenommen wurden, um die letzten Tabus zu brechen.
Ist THE SADNESS damit schändlicher, amoralischer, auf pure Exploitation ausgerichteter Schund? Jein. Einige Aspekte seiner auf Ultra-Ekel angelegten Vorgehensweise sind sicher kritisch zu hinterfragen – allerdings kann man es einem Horrorfilm auch nicht wirklich vorwerfen, wenn er sein Publikum einfach nur schockieren möchte. Und das macht THE SADNESS konsequenter als fast alle ähnlich gelagerten Filme zuvor.
Seine Bezugnahme auf die Covid-19-Pandemie kann man dabei als billige Effekthascherei verurteilen. Ich für meinen Teil fand die Aktualitätsverortung erfrischend – und die implizite Kritik an Corona-Verharmlosern und Maßnahmengegnern glatt sympathisch.
THE SADNESS ist bis zum Ende hin brutal konsequent. Ob einem persönlich dabei die dürre Story ausreicht oder man nach einiger Zeit von den permanenten, möglichst abstoßend inszenierten Blutbädern gelangweilt oder angeekelt ist, welche nach dem überraschend „langsamen“ Anfangsviertel des Films fast die gesamte Handlung ausmachen, muss man wohl selbst herausfinden. Das FFF bietet jedenfalls den richtigen Rahmen dafür. Ob man in Deutschland später regulär eine ungekürzte Fassung wird sichten können, steht zu bezweifeln.
Ich weiß nicht, ob ich mich hier „gut unterhalten“ gefühlt habe. Einen derart bösartig gestimmten, sich so schonungslos in Blut und Niedertracht wälzenden, pessimistischen Film habe ich aber jedenfalls selten gesehen. 7 von 10 Punkten.
guckte im Harmonie, Frankfurt
Leimbacher-Mario * 7.0
Traurig schlicht
Der Skandalschocker des Jahres kommt aus Taiwan, hat’s gerade verständlicherweise mehr als schwer bis unmöglich, bei der FSK/SPIO ungeschnitten durchzukommen und punktet vor allem in zwei Bereichen. Das aber dann bis zum Abwinken. Gewaltgeilheit und Zeitbezug. Das reicht für einen beachtlichen Hype, jetzt schon berüchtigten Ruf und hohe Erwartungen. Fast auf Augenhöhe mit „Martyrs“, „A Serbian Film“ oder „Human Centipede“. Doch im Endeffekt spielt er dann deutlich nicht in deren Liga. Ein fieser Pandemieterrorhappen ist er dennoch. Und auf das Fantasy Filmfest ist Verlass, immerhin die einzige Möglichkeit, ihn bisher schon uncut zu begutachten. Es geht um einen mutierten Virus, der die Leute in mordende, instinktive und dauergeile Bestien verwandelt. Noch sprechend und recht klar, fast schon kreativ denkend - nur eben mit totaler Enthemmung und Konzentration auf verrückteste Zerstörung, Sex, Gewalt. Und in dem dadurch natürlich völlig Kopf stehenden Taiwan versucht sich ein junges Pärchen wiederzufinden…
„The Sadness“ hätte meiner Meinung nach das Zeug zum (modernen) Klassiker gehabt. Seine einmalige und wortwörtliche CATIII-Blutgeilheit ist ein beachtlicher Throwback Richtung „The Untold Story“, „Ebola Syndrom“ und andere Schwerstkaliber vergangener Tage. Die Effekte sind stark, die Intensität ist hoch, der brummende Score drückt zusätzlich in die Magengrube, die Darsteller sind schön fies und aufopferungsvoll. Das Hauptpärchen berührt einen grundsätzlich schon. Durch die komplette Laufzeit ist der Puls eigentlich gut oben. Für Gorehunde eine Pflichtmahlzeit. Köstlich, krass, krude. Auch nie wirklich auf Lacher gespielt. Eher ernst, unzynisch und heftig. Da gibt’s nichts zu meckern. Dazu noch das aktuelle Thema samt bekannter Bilder und Themen wie gebrauchte Masken auf der Straße liegend, zerrissene Familie, steigender gesellschaftlicher Gewaltgrad, kaputte Regierungen, Skepsis Medizinern und allgemein Mitmenschen gegenüber. All das ist in Kombi schon respektabel und mitreißend. Momentan mehr denn je. Als simple Schlachtplatte daher absolut top. Doch für etwas Bleibendes ist der Film dann doch viel zu schlicht. Er zeigt nur oben genannte Bilder, hat kaum eigene Meinung. Hinter seinen Blut- und Sex-Orgien ist nicht mehr viel. Exzess ohne Mehrwert. Er wirkt sehr plump und schlicht im Oberstübchen. Und das geht von zu tief hängenden „Night of the Living Dead“-Hommagen bis zu in-your-face Deathcore im Abspann. Alles wirkt sehr auf Schock und Skandal ausgelegt. Immerhin kompromisslos. Und auch erst das Regiedebüt von Rob Jabbaz, den ab jetzt sicher jeder beobachten wird. Darf man nicht vergessen. Und vielleicht hat er ja noch mehr im Köcher als Augenhöhlenpenetrationen und Blutfontänen in der vollen U-Bahn.
Fazit: Einer der brutalsten und abartigeren Filme aller Zeiten. In Sachen Gore und aktuellem Zeitbezug geht kaum mehr. Aber dahinter ist halt… gar nichts mehr. Muss aber ja auch nicht immer. Wäre dennoch schön gewesen und hätte dann vielleicht sogar für 'nen bleibenden Wurf gereicht.
„The Sadness“ hätte meiner Meinung nach das Zeug zum (modernen) Klassiker gehabt. Seine einmalige und wortwörtliche CATIII-Blutgeilheit ist ein beachtlicher Throwback Richtung „The Untold Story“, „Ebola Syndrom“ und andere Schwerstkaliber vergangener Tage. Die Effekte sind stark, die Intensität ist hoch, der brummende Score drückt zusätzlich in die Magengrube, die Darsteller sind schön fies und aufopferungsvoll. Das Hauptpärchen berührt einen grundsätzlich schon. Durch die komplette Laufzeit ist der Puls eigentlich gut oben. Für Gorehunde eine Pflichtmahlzeit. Köstlich, krass, krude. Auch nie wirklich auf Lacher gespielt. Eher ernst, unzynisch und heftig. Da gibt’s nichts zu meckern. Dazu noch das aktuelle Thema samt bekannter Bilder und Themen wie gebrauchte Masken auf der Straße liegend, zerrissene Familie, steigender gesellschaftlicher Gewaltgrad, kaputte Regierungen, Skepsis Medizinern und allgemein Mitmenschen gegenüber. All das ist in Kombi schon respektabel und mitreißend. Momentan mehr denn je. Als simple Schlachtplatte daher absolut top. Doch für etwas Bleibendes ist der Film dann doch viel zu schlicht. Er zeigt nur oben genannte Bilder, hat kaum eigene Meinung. Hinter seinen Blut- und Sex-Orgien ist nicht mehr viel. Exzess ohne Mehrwert. Er wirkt sehr plump und schlicht im Oberstübchen. Und das geht von zu tief hängenden „Night of the Living Dead“-Hommagen bis zu in-your-face Deathcore im Abspann. Alles wirkt sehr auf Schock und Skandal ausgelegt. Immerhin kompromisslos. Und auch erst das Regiedebüt von Rob Jabbaz, den ab jetzt sicher jeder beobachten wird. Darf man nicht vergessen. Und vielleicht hat er ja noch mehr im Köcher als Augenhöhlenpenetrationen und Blutfontänen in der vollen U-Bahn.
Fazit: Einer der brutalsten und abartigeren Filme aller Zeiten. In Sachen Gore und aktuellem Zeitbezug geht kaum mehr. Aber dahinter ist halt… gar nichts mehr. Muss aber ja auch nicht immer. Wäre dennoch schön gewesen und hätte dann vielleicht sogar für 'nen bleibenden Wurf gereicht.
staunte im Residenz, Köln
landscape * 8.0
Mal wieder Zombies gucken
Sie werden ja tatsächlich alle drei/vier Jahre schneller, intelligenter, vernetzter - und haben jetzt auch richtig fies viel Freude dabei.
Dass sie sich jetzt erinnern können und einige Gehirnregionen besonders angeheizt werden, ist ziemlich beunruhigend und macht auch nicht mehr so viel Spaß...
Hat sich gelohnt, mal wieder einen Zombie-Film zu gucken.
Dass sie sich jetzt erinnern können und einige Gehirnregionen besonders angeheizt werden, ist ziemlich beunruhigend und macht auch nicht mehr so viel Spaß...
Hat sich gelohnt, mal wieder einen Zombie-Film zu gucken.
goutierte im Savoy, Hamburg
33 Bewertungen auf f3a.net
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Bewertungen
The Sadness
- Score [BETA]: 70
- f3a.net: 6.8/10 33
- IMDb: 7.1/10