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Review Scherzo Diabolico

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Vielleicht hätte ein Metronom geholfen.
von D.S.

Ein sich seltsam schmutzig anfühlender Film mit geradezu aufdringlichem Klavier-Soundtrack, der sich zunächst als etwas zäher, relativ konventioneller – wenn auch mit abgründig unangenehmem Protagonisten ausgestatteter – Entführungsthriller entfaltet. Sich dann jedoch urplötzlich in megabrutalem Gesplattere und tiefschwarzem Humor über uns entlädt.

Wendungsreich ist gar kein Ausdruck für das hier dargebotene Geschehen, subtil allerdings auch nicht: Wenn SCHERZO DIABOLICO nach gehöriger Aufwärmphase dann endlich so richtig loslegt, gerät er permanent over-the-top. Dabei ist die Grundstimmung, sind die Details der Handlung allerdings in jeder Hinsicht und von allen Seiten so abstoßend niederträchtig, dass das Ganze dennoch niemals albern oder aber lässig pulpig, ironisch cool wirkt.

Schön anzusehen ist der Streifen deshalb ebenfalls beileibe nicht, woran sinnigerweise auch der billige Look seinen Anteil hat. Man beachte in diesem Zusammenhang gleichermaßen die krassen Ruckler im Helikopter-Kameraflug am Anfang und Ende des Films.

Wenn man von solchen technischen Mängeln, dem zu gemächlichen Aufbau mit einigen vielleicht nicht essentiellen Nebenhandlungssträngen und der ruckhaften Wandlung der Gesamtatmosphäre zum finalen Drittel aber absehen kann, erlebt man mit SCHERZO DIABOLICO ein zumindest beeindruckend direktes, schonungsloses Werk, das aufgrund seiner erzählerischen Eigenheiten vermutlich eine Weile im Gedächtnis bleiben wird.

Voll und ganz überzeugen konnte es mich trotzdem nicht. Was nicht nur daran liegt, dass die Handlung um einen netten „Jedermann“, der sich in einen eiskalt sadistischen Gewalttäter verwandelt, nur bedingt glaubwürdig vermittelt wird – und in ihrer Eskalation später jedes Maß verliert. Oder daran, dass die von ihm entführte Schülerin mit einer maximal uncharismatischen Darstellerin besetzt wurde. Oder an der dann leider doch sehr albernen Rolle, die ein bestimmtes Musikstück (das nicht mal ein Scherzo ist!) für die Handlung spielt. Mein Problem mit dem Film ist eher seine seltsam schlurfende Inszenierung, die mit dem Einsatz des richtigen Tempos im richtigen Moment offensichtliche Schwierigkeiten hat.

Diese Schwäche kannte ich allerdings schon von vorherigen Werken des Regisseurs Adrián García Bogliano, wie etwa HERE COMES THE DEVIL oder I’LL NEVER DIE ALONE (seinen auf dem FFF 2008 gezeigten 36 STEPS habe ich leider noch nicht gesehen). Auch dort kann er durch eine grimmige Atmosphäre und herbe Gewaltausbrüche beeindrucken. Dank schlechtem Pacing, zu stark simplifizierter Figurenzeichnung, vorhersehbarer Handlung und allzu offensichtlich beabsichtigter „Schockwirkung“ bleiben diese Filme aber in erster Linie als halbgare Exploitation in Erinnerung.

SCHERZO DIABOLICO ist da schon besser, überraschender, ernsthaft bösartiger. Kann man sich ansehen, und sei es nur seines ungewöhnlichen Flairs wegen. Etwas mehr, hm, Taktgefühl hätte aber wohl nicht geschadet. 6 Punkte.

war im Cinestar, Frankfurt

50 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Scherzo Diabolico
  • Score [BETA]: 60
  • f3a.net: 5.5/10 50
  • IMDb: 6.4/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-29 01:41

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