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Review Scherzo Diabolico

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von Frank
Adrián García Bogliano taucht in der IMDB bereits mit 19 Credits als Director auf. Ich dachte, er wäre ein aufstrebender Jungregisseur. Wie auch immer, seit 2010 hat er ein Segment zu ABCs OF DEATH (B FOR BIGFOOT) beigesteuert, den teilweise hochgelobten, aber mir unbekannten HERE COMES THE DEVIL gedreht und in 2014 mit LATE PHASES einen atmosphärisch toll eingefangenen Werwolf-Film veröffentlicht. Der war der Grund dafür, dass ich SCHERZO DIABOLICO freudig erwartet habe. Doch ohne vorherige Information wäre mir nicht bewusst, dass es der gleiche Regisseur ist.
Der Film erinnert prinzipiell an Frühwerke eines Regisseurs: Ein bisschen unausgegoren und unsicher im Stil hier, ein wenig experimentell und unvorhersehbar dort.
Bogliano macht mit diesem Werk qualitativ einen Schritt zurück.
Das mag daran liegen, dass er sich zu ein paar Experimenten mit der Kamera, genauer mit an Drohnen befestigten Kameras entschlossen hat. Mir sagte das merkwürdige Gewackel gar nicht zu; es fühlte sich schräger an als die gern kritisierten Wackelcams. Bei denen weiß man, so soll das sein. Bei dieser Drohne hatte ich immer das Gefühl, da ist was kaputt.
Leider präsentiert er uns diese Spirenzien gleich mit der viel zu lang geratenen Eröffnungssequenz – die Drohne verfolgt ein Auto auf einer Landstraße –, die von einem furchtbaren, aufdringlich im Vordergrund hörbaren klassischen Klavierstück begleitet wird.

Nun denn, der folgende Story-Aufbau gibt sich nicht unbedingt temporeich, aber irgendwie passt das auch, denn offensichtlich entwickelt der Hauptprotagonist einen Plan. Wir wissen eigentlich nur, dass er vom Chef die Überstunden nicht bezahlt bekommt und sich das Genörgel seiner Frau anhören muss, wenn er nach Hause kommt. Außerdem verweigert sie ihm den Sex, was er allerdings mit dem Besuch einer Prostituierten kompensiert, oder war es umgekehrt; sie verweigert ihm den Sex, weil er zu einer Prostituierten geht? Ich weiß es nicht. Egal.

Es macht Spaß, den Plan des Protagonisten zu verfolgen. Das war aber auch lange Zeit alles, was mir an SCHERZO gefallen hat. Nach LATE PHASES kann ich kaum glauben, wie schwach die Inszenierung hier ist. ***SPOILER***Die Entführung und die Szenen der Gefangenschaft des Mädchens fühlen sich dermaßen nebensächlich an, immerhin sind sie der Auslöser für das, was folgt. Hinzu kommen langweilige Hauptdarsteller, die es schwer hatten, meine Sympathie zu gewinnen.
Dass der Film im Verlauf seinen Charakter ändert, ist zwar nett für den Unterhaltungswert, da es dem Drehbuch die bis dahin fehlenden Elemente ***SPOILER***Pepp und Blut hinzufügt; die Inszenierung kann das jedoch auch nicht auf ein höheres Niveau heben. Einzig einige Aspekte die Figuren betreffend werden hier noch in ein anderes Licht gerückt.

Schwächen in der Inszenierung, ein unvorteilhafter Einsatz der technischen Mittel, ein billiger Look, ein aufdringlich nervender Klavier-Soundtrack sowie mäßig interessante Darsteller stehen einer im positiven Sinne eigenwilligen Atmosphäre, einer ungewöhnlich bösartig-brutalen Geschichte und einigen wenigen ästhetisch ansprechend bzw. experimentell gefilmten erotischen Szenen gegenüber.

Erwähnenswert und so ziemlich das einzige, das SCHERZO DIABOLICO mit LATE PHASES verbindet und den gleichen Regisseur erkennen lässt, ist der Einsatz von Split-Diopter, eine von mir sehr gern gesehene Kamera-Technik, die hier offensichtlich in zwei Einstellungen Verwendung fand, jedoch total an mir vorbei ging. Schade.

war im Savoy, Hamburg

50 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Scherzo Diabolico
  • Score [BETA]: 60
  • f3a.net: 5.5/10 50
  • IMDb: 6.4/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 01:17

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