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Review The Science of Sleep

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Romantische Komödie ohne Romantik
von D.S.

Gondrys Vorgängerfilm "Eternal Sunshine of the spotless Mind" gehört zu einem meiner liebsten Filme der letzten Jahre. Er hat alles, was es braucht, um vollkommen zu begeistern: eine bewegende, sehr originelle Story, bizarre Traumwelten und verschobene Erzählebenen sowie einige sehr innovative visuelle Effekte. Deshalb waren meine Erwartungen an "The Science of Sleep" natürlich sehr hoch. Und leider wurden sie doch ziemlich enttäuscht.

Das liegt vor allem daran, daß in diesem Fall auf einen der genannten Punkte offenbar kein größerer Wert gelegt wurde: die Geschichte, die erzählt wird, ist eine viel zu kleine. In sich belanglos und alles andere als fesselnd, wird das Thema des recht schüchternen und kommunikativ unbeholfenen jungen Mannes, der sich langsam in seine neue Nachbarin verliebt und versucht, ihr Herz zu gewinnen, handlungsmäßig nicht über das Nötigste hinaus erweitert. Die beiden treffen sich ein erstes Mal, finden sich interessant, freunden sich an, mal hat der eine von ihnen mehr Interesse an Intensiverem und Intimerem, mal der andere, selten beide gleichzeitig. Das war es eigentlich auch schon, dazwischen muß unser Protagonist Stephane immer wieder mal seinen furchtbar drögen Job ertragen - wenn er nicht erneut verschläft und dem Büro ganz fern bleibt.

Überhaupt schläft er gern und viel, und dabei träumt er ungebändigte Bizarrheits-Arien. Und hier sind wir dann bei der Habenseite von "The Science of Sleep", denn seine Traumwelten werden uns mit riesiger Liebe zum Detail, enormer Phantasie und wunderschön-niedlicher Ausgestaltung nahegebracht. Dem Trailer zum Film kann man beim FFF 2006 kaum entgehen - er feiert bereits einen guten Teil der bildlich innovativsten Momente von "Science of Sleep" ab und vermittelt insofern einen guten Eindruck dessen, was einen hier über einen großen Teil der Laufzeit des Films erwartet.

Durch seinen Schnitt, seine Texttafeln und seine musikalische Untermalung verspricht der Trailer allerdings einen viel emotionaleren Film, als ich ihn nun tatsächlich gesehen habe. Einmal davon abgesehen, daß gleich mehrere der hier auftauchenden Songs im Film selbst nicht zu finden sind, bleibt in der Handlung des Endproduktes vieles einfach zu verspielt, fröhlich-überdreht und irgendwie "kindisch", um das Thema Liebe in adäquater Größe anzusprechen. Keiner der beiden Hauptfiguren nimmt man tiefere Gefühle für den anderen jemals ab, Szenen wie das gemeinsame auf-dem-zugefrorenen-See-liegen in "Eternal Sunshine..." sucht man hier vergebens. Die Atmosphäre ist heiter bis bizarr, niemals aber dramatisch oder emotional intensiv, wozu sicherlich auch der Mangel an bewegender musikalischer Unterstützung beiträgt.

So ist "Science of Sleep" zwar allein durch seine Bildwelten und seine greifbare Phantasiefülle ohne Zweifel ein außergewöhnlicher Film, der mehr innovative Momente hat als die gesammelten Zellluloidmachwerke ganzer Industrienationen. Man sollte ihn unbedingt gesehen haben, denn vieles, was man hier erlebt, hat man noch niemals zuvor vor die Augen bekommen. Ein inhaltlich fesselnder, ein emotional ergreifender, ein als Gesamtwerk in sich geschlossener und ultimativ auch erzählerisch funktionierender Film ist er aber leider leider nicht. Deshalb auch nur 7,5 Punkte von mir.

war im Metropolis 6, Frankfurt

58 Bewertungen auf f3a.net

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The Science of Sleep
  • f3a.net: 7.8/10 58
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-18 06:44

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