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Review The Science of Sleep

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Traumspirale
von lexx

Die fabelhafte Welt der Amélie, von fast allen geliebt, von einigen wenigen sonderbaren Kreaturen gehasst, die vermutlich das Kindsein schon komplett aufgegeben haben.
The Science of Sleep, von vielen geliebt, aber auch von wahrscheinlich ähnlich vielen gehasst, zumindest wenn man den Mob außerhalb des Fantasy Filmfestes noch mit einbezieht.

Michel Gondrys dritter Anlauf stellt sich demnach als weitaus polarisierender dar als unsere Elfe Audrey Tautou es vermochte und ein ähnlich kommerzieller Erfolg somit sehr unwahrscheinlich sein dürfte. Die Gründe sind relativ leicht zu erkennen. Michel Gondry verzichtet darauf eine nachvollziehbare Story aufzubauen, alles was geschieht, beruht auf der komplizierten Beziehungsgeschichte zwischen Stephane zu Stephanie. Was wir sehen sind Gedankenwelten, bildlich dargestellte Gefühle und Träume, die sich zum großen Teil in einer sonderbar, wunderbar kindlichen Bastelwut entfalten. Jedes Detail ist für sich gesehen ein Anreiz, den der Film bietet. Jede Szene für sich genommen eine eigene Geschichte, umwoben von der Grundidee, zwei Personen zu verfolgen, die für sich genommen einzigartige Individuen darstellen, ein gemeinsames Glück jedoch an ihrer jeweils eigenen Extravaganz zu scheitern scheint.

Persönlich fühle ich mich von diesem Film in jeder Hinsicht verzaubert. Ein Zauber, der in der Kindheit verborgen liegt, als die für uns heute so graue Realität noch gleichfalls magisch und abenteuerlich erschien, wie dieser Film. Ebenso ging mir das Beziehungsdrama zwischen Stephane und Stephanie sehr zu Herzen, da die bezaubernde Charlotte Gainsbourg (Stephanie) der Typ Frau ist, für die ich ebenso stark empfinden würde und ich mich daher in Stephanes verzweifelte Liebes-Sehnsucht sehr gut hineinversetzen kann, auch wenn ich sehr wahrscheinlich weitaus früher das Handtuch geworfen hätte, um nicht noch mehr verletzt zu werden. Denn zum großen Teil wird klar, dass etwa ein Clown eine Frau begeistern und zum Lachen bringen kann, ihr Herz gewonnen hat er damit aber noch lange nicht. Und so erscheint mir Stephanies Interesse an Stephane eher auf rein unterhaltender Ebene zu fruchten. Entweder hat Regisseur Michel Gondry diese unüberwindbare Tatsache konsequent durchgezogen oder aber ihm fehlten die Mittel, die enge Verbindung der beiden Hauptdarsteller so klar zu zeigen, dass keine Zweifel beim Zuschauer entstehen, diesen Film mit einem echten Happy End krönen zu müssen. Was letztlich nichts über das Ende des Filmes aussagt, da es sowieso sehr interpretationsbedürftig bleibt.

The Science of sleep ist darüber hinaus ultra komisch, ohne dabei auf makabere Satire der Art von Adam’s Apples angewiesen zu sein. Glänzt mit seiner niedlichen, skurrilen Ideenvielfalt, der liebevollen, nicht immer einfachen Beziehungsgeschichte zwischen Stephane und Stephanie, den sympathischen, gar nicht mal so schrägen Charakteren, die gegenüber Amelie nicht so stereotyp, klischeetriefend wirken, sowie der gesamten Spiel- und Basteldeko und einigen tiefgründigen Aussagen für Frischverliebte. Ein Film also für Erwachsene, die einerseits der verspielten Romantik nicht völlig entsagt haben und andererseits die Welt immer wieder gerne mit Kinderaugen betrachten, um sich den Zauber zu bewahren.
Mein Bedürfnis, am Ende des Filmes gleich wieder die Repeat-Taste zu betätigen, spricht Bände. Unter dem Strich stellt The Science of sleep somit mein Highlight des FFF2006 dar und hinterlässt eine große Vorfreude auf weitere Werke von Michel Gondry.

verweste im Metropolis 6, Frankfurt

58 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Science of Sleep
  • f3a.net: 7.8/10 58
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 10:57

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