Reviewer
D.S. * 7.5
Hart, aber ungerecht.
Mein größter Kritikpunkt zuerst: "Secuestro Express" kann sich offensichtlich nicht so GANZ entscheiden, was für ein Film er eigentlich sein möchte. Natürlich, in erster Linie handelt es sich hier um ein Stück kraftvolle, oft unbarmherzige Sozialkritik. Nicht so ganz passend wirken dann aber die komödiantischen und die visuell stylischen Elemente, die dem Film vor allem in seinem ersten Drittel immer wieder ihren Stempel aufdrücken. Da aber zweifellos gerade diese Elemente den Film abseits seiner Inhaltsschwere sehr unterhaltsam machen, kann man sie ihm kaum übel nehmen. Allerdings kann man sich definitiv über sie wundern.
Wenn man phantasievoll ist und dem Film besonders wohlwollend gegenübersteht, könnte man aber vielleicht sagen, daß "Secuestro Express" in seiner vor allem formalen Zerrissenheit die von ihm portraitierte Gesellschaft Venezuelas aufs Genaueste widerspiegelt. So wie ein kleiner Teil der Menschen dort in Geld und Luxus schwimmt, gibt der Film sich zu einem kleinen Teil sehr modern und innovativ, protzt mit flashigen visuellen Ideen und Montage-Tricksereien. Der überwiegende Teil der Bevölkerung aber lebt in Armut und totaler sozialer Unsicherheit - und über den weitesten Teil seiner Laufzeit ist "Secuestro Express" von der filmischen Seite her eher klassisch gehalten. (Und "arm" übrigens auch: der DV-Look wirkt ziemlich billig und schmutzig, aber das ist hier nur positiv zu bewerten.)
Deshalb irritiert die Vermarktung des Films durch einen mehr als rasant geschnittenen Trailer, durch das brüllende Lettering "Vom Produzenten von Sin City und Once upon a time in Mexico!!" auf der DVD-Hülle bzw. Behauptungen à la "Große Vorbilder wie PULP FICTION und AMORES PERROS sind deutlich erkennbar" im FFF-Programmheft nur umso mehr. Natürlich, zunächst fühlt man sich an einige der genannten Filme erinnert, auch SNATCH und (vom Schwarzhumor-Faktor) MATANDO CABOS vom FFF 2005 kommen einem in den Sinn. Aber wie gesagt - dies ist nur die Oberfläche des Films. Nein, eigentlich sogar nur die Oberfläche seines ersten Drittels. Danach ist es vorbei mit fast allen Abwegigkeiten formaler wie inhaltlicher Art; zwar kommt es noch zu einigen Storywendungen, aber die sind nicht ansatzweise so überraschend oder gar absurd wie bei anderen Produktionen angelegt.
Aber genug von dieser Unausgewogenheit oder Unausgegorenheit (die sich übrigens aufklärt, wenn man das Making-Of zum Film betrachtet und erfährt, dass das Skript ursprünglich nur einen 20-minütigen Kurzfilm vorsah... der dann vermutlich in seiner Gänze schnell und stylisch geworden wäre). Reduziert auf das Wesentliche, auf seine Story nämlich, überzeugt "Secuestro Express" durchaus.
Vor allem dadurch, daß es in dieser Geschichte erfrischend wenig Schwarz-Weiß-Malerei, keine Helden gibt - mal abgesehen von Carla, der Hauptfigur, die uns allenfalls kurzzeitig an ihrer Keuschheit und Rauschmittel-Abstinenz zweifeln läßt, ansonsten aber rein und heilig scheint wie mindestens Mutter Theresa. Allerdings hat sie wohl doch einiges mehr durchzumachen als diese, nachdem sie und ihr Schicki-Micki-Lover dem inzwischen offenbar häufigsten Verbrechen auf den Straßen von Caracas zum Opfer fallen: dem Secuestro Express, dem "Express-Kidnapping".
Vier knallharte und, wie es scheint, vollkommen mitleidlose Unterschichts-Gesellen entführen die beiden von der Straße weg, da sie nach Geld und damit lohnenswert aussehen. Die Wertsachen werden ihnen abgenommen, die Konten geplündert, die Eltern angerufen und mit hohen Lösegeldforderungen konfrontiert. Schlimmer noch, es liegt permanent eine gewalttätige Explosion seitens der Kidnapper in der Luft. Die hübsche Carla scheint als Vergewaltigungsopfer prädestiniert, ihr Partner als Punching-Ball. Und ganz gleich, wie sehr sie sich Mühe geben, zu kooperieren und sich "richtig" zu verhalten: sie scheinen es nur schlimmer und schlimmer zu machen, die Lage spitzt sich unaufhaltsam zu.
Diese unerträglich angespannte Atmosphäre transportiert der Film brillant. Zum einen durch seine rauhe Optik und Akustik, die uns förmlich dabei sein lassen. Zum anderen durch die fast ausschließliche Konzentration der Erzählung auf die Entführungssituation, ohne viel Raum für ablenkende/entspannende Handlungsstränge. Viel Raum bieten uns auch die Kameraführung und generell das Setting nicht: der größte Teil der Handlung, die sich über eine Nacht, vielleicht gerade mal 8 Stunden erstreckt, spielt sich im Auto ab, mit dem die Opfer gekidnapped wurden. Und wir sind immer nah dran, können dem Geschehen nicht entkommen. Spüren den tiefliegenden Hass der Entführer auf das finanziell und sozial so viel besser gestellte, attraktive Pärchen. Fürchten mit ihm um die körperliche Unversehrtheit.
Oder? Tun wir das am Ende gar nicht? Da wir ihre Behandlung, wie einer der Entführer, als gerechte Bestrafung für ihre obszöne Zurschaustellung von Wohlstand halten? Das stellt uns der Film in einem gewissen Maße frei - dankenswerterweise. Nur zu leicht wäre es hier gewesen, die Handlung von ihrer erzählerischen Funktion zu befreien, sie vollständig zum Transport moralischer Botschaften zu benutzen, uns gar noch vermeintliche Schuldige oder Lösungen für soziale Krisen der Moderne um die Ohren zu hauen, Täter- und Opferrollen politisch korrekt zu verteilen.
Darauf läßt sich "Secuestro Express" jedenfalls nicht in dem Maße ein, wie man es vielleicht hätte erwarten können. Stattdessen legt er bis zuletzt Wert auf seine Geschichte, die übrigens auch von großteils bemerkenswerten Schauspielerleistungen getragen wird - und das, obwohl die meisten Darsteller Laien waren.
Sicherlich, gegen Ende läßt die Spannung dann doch ein wenig nach, das ganze Geschehen wird auf Dauer vielleicht etwas zu eintönig trist, trüb und deprimierend. Dann kann man sich schon mal wieder etwas von der gestalterischen kreativen Energie zurückwünschen, die der Film anfangs aufwies (allerdings keinen der komödiantischen Ausflüge, die wären an diesem Punkt nämlich endgültig fehl am Platz).
So wirkt "Secuestro Express" zuletzt doch zu deutlich gestreckt, um vollends zu begeistern. Nichtsdestoweniger trifft er den Zuschauer bitter in die Magengrube, ohne gleichzeitig zu viel an Moralinsäure zu verspritzen. Und das macht ihn ungemein sehenswert - auch wenn er die visuellen Erwartungen, die zunächst geweckt werden, auf längere Sicht absolut nicht erfüllen kann. 7,5 von 10 Punkten.
PS: Ein guter Teil der Ernsthaftigkeit, die der Film verbreitet, wird übrigens durch ein Bonusfeature der DVD gleich wieder zerstört: ein Musikvideo der angeblich "wichtigsten HipHop-Band Venezuelas", der zwei der Hauptdarsteller des Films angehören. Hier kann dann jedes noch so peinliche Genreklischee, das man sich vorstellen kann, bewundert werden... tut irgendwie ebenfalls weh. Aber auf ganz andere Weise.
Wenn man phantasievoll ist und dem Film besonders wohlwollend gegenübersteht, könnte man aber vielleicht sagen, daß "Secuestro Express" in seiner vor allem formalen Zerrissenheit die von ihm portraitierte Gesellschaft Venezuelas aufs Genaueste widerspiegelt. So wie ein kleiner Teil der Menschen dort in Geld und Luxus schwimmt, gibt der Film sich zu einem kleinen Teil sehr modern und innovativ, protzt mit flashigen visuellen Ideen und Montage-Tricksereien. Der überwiegende Teil der Bevölkerung aber lebt in Armut und totaler sozialer Unsicherheit - und über den weitesten Teil seiner Laufzeit ist "Secuestro Express" von der filmischen Seite her eher klassisch gehalten. (Und "arm" übrigens auch: der DV-Look wirkt ziemlich billig und schmutzig, aber das ist hier nur positiv zu bewerten.)
Deshalb irritiert die Vermarktung des Films durch einen mehr als rasant geschnittenen Trailer, durch das brüllende Lettering "Vom Produzenten von Sin City und Once upon a time in Mexico!!" auf der DVD-Hülle bzw. Behauptungen à la "Große Vorbilder wie PULP FICTION und AMORES PERROS sind deutlich erkennbar" im FFF-Programmheft nur umso mehr. Natürlich, zunächst fühlt man sich an einige der genannten Filme erinnert, auch SNATCH und (vom Schwarzhumor-Faktor) MATANDO CABOS vom FFF 2005 kommen einem in den Sinn. Aber wie gesagt - dies ist nur die Oberfläche des Films. Nein, eigentlich sogar nur die Oberfläche seines ersten Drittels. Danach ist es vorbei mit fast allen Abwegigkeiten formaler wie inhaltlicher Art; zwar kommt es noch zu einigen Storywendungen, aber die sind nicht ansatzweise so überraschend oder gar absurd wie bei anderen Produktionen angelegt.
Aber genug von dieser Unausgewogenheit oder Unausgegorenheit (die sich übrigens aufklärt, wenn man das Making-Of zum Film betrachtet und erfährt, dass das Skript ursprünglich nur einen 20-minütigen Kurzfilm vorsah... der dann vermutlich in seiner Gänze schnell und stylisch geworden wäre). Reduziert auf das Wesentliche, auf seine Story nämlich, überzeugt "Secuestro Express" durchaus.
Vor allem dadurch, daß es in dieser Geschichte erfrischend wenig Schwarz-Weiß-Malerei, keine Helden gibt - mal abgesehen von Carla, der Hauptfigur, die uns allenfalls kurzzeitig an ihrer Keuschheit und Rauschmittel-Abstinenz zweifeln läßt, ansonsten aber rein und heilig scheint wie mindestens Mutter Theresa. Allerdings hat sie wohl doch einiges mehr durchzumachen als diese, nachdem sie und ihr Schicki-Micki-Lover dem inzwischen offenbar häufigsten Verbrechen auf den Straßen von Caracas zum Opfer fallen: dem Secuestro Express, dem "Express-Kidnapping".
Vier knallharte und, wie es scheint, vollkommen mitleidlose Unterschichts-Gesellen entführen die beiden von der Straße weg, da sie nach Geld und damit lohnenswert aussehen. Die Wertsachen werden ihnen abgenommen, die Konten geplündert, die Eltern angerufen und mit hohen Lösegeldforderungen konfrontiert. Schlimmer noch, es liegt permanent eine gewalttätige Explosion seitens der Kidnapper in der Luft. Die hübsche Carla scheint als Vergewaltigungsopfer prädestiniert, ihr Partner als Punching-Ball. Und ganz gleich, wie sehr sie sich Mühe geben, zu kooperieren und sich "richtig" zu verhalten: sie scheinen es nur schlimmer und schlimmer zu machen, die Lage spitzt sich unaufhaltsam zu.
Diese unerträglich angespannte Atmosphäre transportiert der Film brillant. Zum einen durch seine rauhe Optik und Akustik, die uns förmlich dabei sein lassen. Zum anderen durch die fast ausschließliche Konzentration der Erzählung auf die Entführungssituation, ohne viel Raum für ablenkende/entspannende Handlungsstränge. Viel Raum bieten uns auch die Kameraführung und generell das Setting nicht: der größte Teil der Handlung, die sich über eine Nacht, vielleicht gerade mal 8 Stunden erstreckt, spielt sich im Auto ab, mit dem die Opfer gekidnapped wurden. Und wir sind immer nah dran, können dem Geschehen nicht entkommen. Spüren den tiefliegenden Hass der Entführer auf das finanziell und sozial so viel besser gestellte, attraktive Pärchen. Fürchten mit ihm um die körperliche Unversehrtheit.
Oder? Tun wir das am Ende gar nicht? Da wir ihre Behandlung, wie einer der Entführer, als gerechte Bestrafung für ihre obszöne Zurschaustellung von Wohlstand halten? Das stellt uns der Film in einem gewissen Maße frei - dankenswerterweise. Nur zu leicht wäre es hier gewesen, die Handlung von ihrer erzählerischen Funktion zu befreien, sie vollständig zum Transport moralischer Botschaften zu benutzen, uns gar noch vermeintliche Schuldige oder Lösungen für soziale Krisen der Moderne um die Ohren zu hauen, Täter- und Opferrollen politisch korrekt zu verteilen.
Darauf läßt sich "Secuestro Express" jedenfalls nicht in dem Maße ein, wie man es vielleicht hätte erwarten können. Stattdessen legt er bis zuletzt Wert auf seine Geschichte, die übrigens auch von großteils bemerkenswerten Schauspielerleistungen getragen wird - und das, obwohl die meisten Darsteller Laien waren.
Sicherlich, gegen Ende läßt die Spannung dann doch ein wenig nach, das ganze Geschehen wird auf Dauer vielleicht etwas zu eintönig trist, trüb und deprimierend. Dann kann man sich schon mal wieder etwas von der gestalterischen kreativen Energie zurückwünschen, die der Film anfangs aufwies (allerdings keinen der komödiantischen Ausflüge, die wären an diesem Punkt nämlich endgültig fehl am Platz).
So wirkt "Secuestro Express" zuletzt doch zu deutlich gestreckt, um vollends zu begeistern. Nichtsdestoweniger trifft er den Zuschauer bitter in die Magengrube, ohne gleichzeitig zu viel an Moralinsäure zu verspritzen. Und das macht ihn ungemein sehenswert - auch wenn er die visuellen Erwartungen, die zunächst geweckt werden, auf längere Sicht absolut nicht erfüllen kann. 7,5 von 10 Punkten.
PS: Ein guter Teil der Ernsthaftigkeit, die der Film verbreitet, wird übrigens durch ein Bonusfeature der DVD gleich wieder zerstört: ein Musikvideo der angeblich "wichtigsten HipHop-Band Venezuelas", der zwei der Hauptdarsteller des Films angehören. Hier kann dann jedes noch so peinliche Genreklischee, das man sich vorstellen kann, bewundert werden... tut irgendwie ebenfalls weh. Aber auf ganz andere Weise.
Bobshock * 8.0
Check the 9mm...
Wow, was für ein kleiner geiler Dokustyle-Ghetto-Drogen- und Entführungsthriller kommt denn da? Ein bisschen Quentin Tarantino und ein bisschen Fernando Meirelles gut durchgemischt und schick geschnitten. Dazu fette Musik, reichlich Gewalt und auf den Punkt gebrachte Sozialkritik. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verblassen in diesem ambitionierten Roadmovie, der keine Sekunde langweilt und sich rotzfrech auf das erschütternde Ende zubewegt. Könnte ich mir gleich nochmal anschauen alleine schon wegen Mia Maestro (Frida, Poseidon), die sich hier ihren hübschen A.... aufreisst um ihrem blöden Verlobten das Leben zu retten.
Parzival * 3.5
Schwacher Abklatsch
Ich las ja schon viele Hymnen auf den Film, aber die finde ich total unberechtigt.
Mit schmutzigem Look und harten Typen will der Film in der zugegebenermaßen interessanten Caracas Location Vorbildern wie City of God oder Amores Perros nacheifern und scheitert kläglich.
Die Entführungs-Story ist hart, ebenso wie der Kampf der wirklich toll gespielten Frau gegen die potentiellen Vergewaltiger. Aber, es wiederholt sich, ständige Bedrohungen fügen dem gewaltverherrlichenden Film nichts neues hinzu. Und dann wird sie auch noch wie die einzig "Normale" zur Identifikation dargestellt, aber koksen tut sie am Anfang doch auch...ist das normal??
Der Film will auf abgelatschte Tarantino- bzw. Snatch-Coolness machen, das bekommt ihm bei dem ernsten Thema überhaupt nicht. Diese Entführer sind nicht cool, sondern abstoßend, und - besonders der Dicke - auch noch schlecht gespielt. Das ganze ist total verschenkt, nichts funktioniert. Keine Dramaturgie, Klischees wie Tunten-Dealer, unpassender Witz und Pseudo-Authentizität. Ein Möchtegern-Klassiker, aber von der Brillanz von City of God (einer meiner Lieblingsfilme) ist Secuestro Express meilenweit entfernt... Schade.
Mit schmutzigem Look und harten Typen will der Film in der zugegebenermaßen interessanten Caracas Location Vorbildern wie City of God oder Amores Perros nacheifern und scheitert kläglich.
Die Entführungs-Story ist hart, ebenso wie der Kampf der wirklich toll gespielten Frau gegen die potentiellen Vergewaltiger. Aber, es wiederholt sich, ständige Bedrohungen fügen dem gewaltverherrlichenden Film nichts neues hinzu. Und dann wird sie auch noch wie die einzig "Normale" zur Identifikation dargestellt, aber koksen tut sie am Anfang doch auch...ist das normal??
Der Film will auf abgelatschte Tarantino- bzw. Snatch-Coolness machen, das bekommt ihm bei dem ernsten Thema überhaupt nicht. Diese Entführer sind nicht cool, sondern abstoßend, und - besonders der Dicke - auch noch schlecht gespielt. Das ganze ist total verschenkt, nichts funktioniert. Keine Dramaturgie, Klischees wie Tunten-Dealer, unpassender Witz und Pseudo-Authentizität. Ein Möchtegern-Klassiker, aber von der Brillanz von City of God (einer meiner Lieblingsfilme) ist Secuestro Express meilenweit entfernt... Schade.
verweste im City, München
EvilEd84 * 8.0
Fresh Blood = GOOD Blood
Secuestro Express 8/10
Venezuelanischer (nennt man das so?) Film über das "schnelle Kidnappen" (so der Titel), einem Einkommen für die Massen im übervölkerten Caracas.
Ein junger Mann und seine Freundin werden von einer Gruppe Kleinkrimineller Strassengangster gehijackt und Stunden der Angst beginnen in ihrer kleinen Tour durch die Slums und Ghettos der Millionenmetropole. Um die Story mal in einem Satz zu beschreiben.
Optisch wird man im Film krassen Gegensätzen gegenübergestellt: zum einen inhaltlicher zum anderen optischer Natur. Inhaltlich wird besonders zu Beginn im Vorspann zusammenraffend ein Portfolio der Kontraste in der Bevölkerung dargestellt. Elendsviertel und ungeheuerliche Villen geben einen guten Einstieg in die Motivationen der bald in Erscheinung tretenden Akteure. Optisch auf zweierlei Ebenen, zum einen auf künstlerischer Ebene (konventionelle Fotografie löst sich mit einer stylischeren mit schönen Effekten versehenen Art der Darstellung ab. Es gibt Split Screens, Einblendungen bei den Vorstellungen, usw.! Einen eher rasanten Schnitt mit vielen extremen Close Ups / Detailaufnahmen (insbesondere von Gesichtern) gibt es allerdings durchwegs zu bestaunen) und zum anderen auf technischer Ebene. Wird durch die zahlreichen verspielten Effekte oft eine höherwertigere Optik vorgetäuscht bricht ab und an das niedrige Budget doch durch und zeigt bspw. Fernaufnahmen in einer unbefriedigenden Schärfe (besonders am Anfang beim eigentlich sehr schönen Flug über die bevölkerten Hügel am Stadtrand).
Die Laiendarsteller machen ihre Sache hervorragend und man kauft ihnen das Latino-Gangster Image definitiv ab, zumal es sich durch den Cast von der Straße weg sicherlich bei dem ein oder anderen auch um einen Gangerfahrenen handeln dürfte.
Dass die Geschichte angeblich nur für einen Kurzfilm konzipiert war und dadurch künstlich in die Länge gestreckt wirkt kann ich an dieser Stelle nicht bestätigen (auch wenn man es an der Inhaltsangabe weiter oben schon vermuten könnte) und habe die knapp 90min als sehr knackig und kurzweilig empfunden. Die Handlung weist keinerlei Längen auf und kann durch gekonnt ambivalentes, vielschichtiges Charakterdesign durch die volle Länge das Interesse aufrecht erhalten. Das Charakterdesign ist bis auf eine Ausnahme gegen Ende, die eher unrealistisch/romantisch daherkommt, durch die Bank interessant gestaltet und bietet dem Zuschauer einen zu keiner Zeit berechenbaren Klischee Gangster. Wobei die gängigen Klischees, mit Sicherheit auch zu Recht, dem Zuschauer dennoch teilweise (in anprechendem Ausmaß) angeboten werden.
Der Film besticht auch durch eine zeitweise selbstironische Art, wenn dem Gangstertrupp beim Besuch einer befreundeten Transe das Auto selber gestohlen wird um nur ein Beispiel zu nennen. Witzig mit anzusehen war auch der Monolog eines der Gangster mit seinem Baby, dem er zu Beginn des Filmes verspricht eine gute Zukunft zu bieten: "I buy you a car and a motorcycle. So you can pimp all the bitches in the hood".
Alles in allem ein sehr schöner Beitrag aus einem Land von dem man in cineastischer Hinsicht mit Sicherheit noch nicht viel gehört hat. Dieser Film braucht sich aber auf keinen Fall vor der internationalen Konkurrenz zu verstecken, wenngleich auch Filme wie "City of God" natürlich schon rein budgettechnisch in einer anderen Liga spielen. Ganz davon abgesehen, dass es sich bei "Secuestro Express" um ein Regiedebut gehandelt hat:
Fresh Blood = Good Blood
Empfehlenswerter Beitrag zum Fantasy Filmfest 2006!!!
Venezuelanischer (nennt man das so?) Film über das "schnelle Kidnappen" (so der Titel), einem Einkommen für die Massen im übervölkerten Caracas.
Ein junger Mann und seine Freundin werden von einer Gruppe Kleinkrimineller Strassengangster gehijackt und Stunden der Angst beginnen in ihrer kleinen Tour durch die Slums und Ghettos der Millionenmetropole. Um die Story mal in einem Satz zu beschreiben.
Optisch wird man im Film krassen Gegensätzen gegenübergestellt: zum einen inhaltlicher zum anderen optischer Natur. Inhaltlich wird besonders zu Beginn im Vorspann zusammenraffend ein Portfolio der Kontraste in der Bevölkerung dargestellt. Elendsviertel und ungeheuerliche Villen geben einen guten Einstieg in die Motivationen der bald in Erscheinung tretenden Akteure. Optisch auf zweierlei Ebenen, zum einen auf künstlerischer Ebene (konventionelle Fotografie löst sich mit einer stylischeren mit schönen Effekten versehenen Art der Darstellung ab. Es gibt Split Screens, Einblendungen bei den Vorstellungen, usw.! Einen eher rasanten Schnitt mit vielen extremen Close Ups / Detailaufnahmen (insbesondere von Gesichtern) gibt es allerdings durchwegs zu bestaunen) und zum anderen auf technischer Ebene. Wird durch die zahlreichen verspielten Effekte oft eine höherwertigere Optik vorgetäuscht bricht ab und an das niedrige Budget doch durch und zeigt bspw. Fernaufnahmen in einer unbefriedigenden Schärfe (besonders am Anfang beim eigentlich sehr schönen Flug über die bevölkerten Hügel am Stadtrand).
Die Laiendarsteller machen ihre Sache hervorragend und man kauft ihnen das Latino-Gangster Image definitiv ab, zumal es sich durch den Cast von der Straße weg sicherlich bei dem ein oder anderen auch um einen Gangerfahrenen handeln dürfte.
Dass die Geschichte angeblich nur für einen Kurzfilm konzipiert war und dadurch künstlich in die Länge gestreckt wirkt kann ich an dieser Stelle nicht bestätigen (auch wenn man es an der Inhaltsangabe weiter oben schon vermuten könnte) und habe die knapp 90min als sehr knackig und kurzweilig empfunden. Die Handlung weist keinerlei Längen auf und kann durch gekonnt ambivalentes, vielschichtiges Charakterdesign durch die volle Länge das Interesse aufrecht erhalten. Das Charakterdesign ist bis auf eine Ausnahme gegen Ende, die eher unrealistisch/romantisch daherkommt, durch die Bank interessant gestaltet und bietet dem Zuschauer einen zu keiner Zeit berechenbaren Klischee Gangster. Wobei die gängigen Klischees, mit Sicherheit auch zu Recht, dem Zuschauer dennoch teilweise (in anprechendem Ausmaß) angeboten werden.
Der Film besticht auch durch eine zeitweise selbstironische Art, wenn dem Gangstertrupp beim Besuch einer befreundeten Transe das Auto selber gestohlen wird um nur ein Beispiel zu nennen. Witzig mit anzusehen war auch der Monolog eines der Gangster mit seinem Baby, dem er zu Beginn des Filmes verspricht eine gute Zukunft zu bieten: "I buy you a car and a motorcycle. So you can pimp all the bitches in the hood".
Alles in allem ein sehr schöner Beitrag aus einem Land von dem man in cineastischer Hinsicht mit Sicherheit noch nicht viel gehört hat. Dieser Film braucht sich aber auf keinen Fall vor der internationalen Konkurrenz zu verstecken, wenngleich auch Filme wie "City of God" natürlich schon rein budgettechnisch in einer anderen Liga spielen. Ganz davon abgesehen, dass es sich bei "Secuestro Express" um ein Regiedebut gehandelt hat:
Fresh Blood = Good Blood
Empfehlenswerter Beitrag zum Fantasy Filmfest 2006!!!
war im Metropol 2, Stuttgart
bigJay * 7.0
Not bad (enough?)
Interessanter latainamerikanischer Beitrag über eine Entführung, der leider nicht an die großen Vorbilder Amores perros oder City of God heranreicht. Eine Art Latino-Gettho-Gangster-Film mit Tarantino-Einschlag, der mit seinen bisweilen schnellen Schnitten besticht, aber nie die grandiose Optik eines City of God erreicht, schmutziger und "zerwühlter" wirkt, ja teilweise beinah ein wenig Dogma-mäßig. Irgendwie hatte ich mir mehr erwartet, aber den Festivalblick ist er durchaus wert.
glotzte im Metropolis 6, Frankfurt
Fitzcarraldo * 9.0
Nichts ist härter als die Realität...
Ein durchweg gelungener Film, spannend von der ersten bis zur letzten Minute, originell gefilmt und glänzend gespielt.
Erzählt wird die Entführung eines Mittelstands-Pärchens durch Gangster aus den Armenvierteln, wie sie in vielen Metropolen Lateinamerikas alltägliche Realität ist. Durch den über weite Strecken dominierenden dokumentarischen Handkamera-Look gewinnt der Film ein hohes Maß an Authentizität. Dieser Eindruck wird durch glaubwürdige Charaktere und ungeschönte Schauplätze unterstrichen.
Anhand der Entführungs-Story gelingt es "Secuestro Express" ganz nebenbei, das eindringliche Porträt einer (jedenfalls aus europäischer Sicht) gescheiterten Gesellschaft zu zeichnen, wie sie nicht nur in Venezuela, sondern auch in vielen anderen Staaten Lateinamerikas mit ähnlichen Symptomen anzutreffen ist.
Mehr noch als an den brasilianischen Film "Cidade de Deus" (City of God) erinnert "Secuestro Express" an die philippinische Produktion "Cavite", die in einem ähnlichen Umfeld beispielhaft gezeigt hat, daß sich auch mit den Mitteln des Dokumentarfilms packendes Kino erzählen läßt.
Erzählt wird die Entführung eines Mittelstands-Pärchens durch Gangster aus den Armenvierteln, wie sie in vielen Metropolen Lateinamerikas alltägliche Realität ist. Durch den über weite Strecken dominierenden dokumentarischen Handkamera-Look gewinnt der Film ein hohes Maß an Authentizität. Dieser Eindruck wird durch glaubwürdige Charaktere und ungeschönte Schauplätze unterstrichen.
Anhand der Entführungs-Story gelingt es "Secuestro Express" ganz nebenbei, das eindringliche Porträt einer (jedenfalls aus europäischer Sicht) gescheiterten Gesellschaft zu zeichnen, wie sie nicht nur in Venezuela, sondern auch in vielen anderen Staaten Lateinamerikas mit ähnlichen Symptomen anzutreffen ist.
Mehr noch als an den brasilianischen Film "Cidade de Deus" (City of God) erinnert "Secuestro Express" an die philippinische Produktion "Cavite", die in einem ähnlichen Umfeld beispielhaft gezeigt hat, daß sich auch mit den Mitteln des Dokumentarfilms packendes Kino erzählen läßt.
war im Cinedom 9, Köln
Sephiroth * 7.5
Entführung, Drogen, Rock’n’Roll
Während des Films kommt es einem vor, als ob man alles schon mal irgendwo gesehen hat und das ist wahrscheinlich auch so...
Stört aber überhaupt nicht...
Mein Titel sagt daher eigentlich schon alles (Naja gut, es ist weniger Rock’n’Roll)!!!
Danke Jonathan Jakubowicz für knapp 80 Minuten spannende Unterhaltung...
Bis jetzt mein Favorit für den Fresh Blood-Award (auf jeden Fall um Längen besser, obwohl kaum vergleichbar, als Bad Blood).
Stört aber überhaupt nicht...
Mein Titel sagt daher eigentlich schon alles (Naja gut, es ist weniger Rock’n’Roll)!!!
Danke Jonathan Jakubowicz für knapp 80 Minuten spannende Unterhaltung...
Bis jetzt mein Favorit für den Fresh Blood-Award (auf jeden Fall um Längen besser, obwohl kaum vergleichbar, als Bad Blood).
war im Cinedom 9, Köln
Uliasea * 7.5
Ein sehr erfrischer Underdog-Film aus den Großstadtsümpfen Caracas. Die Laiendarsteller sind mit Herz bei der Sache, ein Unterschied zu "echten" Schauspielern fällt in diesem Fall auch nicht auf, da viele sich wahrscheinlich einfach nur "selbst" spielen müssen. Rasante Schnitte, passende HipHop-Musik: der Film bedient sein Publikum durchaus angemessen. Klar, es ist keine wahnsinnig originelle Geschichte, aber für einen Erstling sehr gelungen, und außerdem ist die Realität nunmal nicht besonders originell...
FFFler * 7.5
City of God meets Guy Ritchie
Dieses Drama nimmt einen nicht nur wegen seinem enormen Tempo (der Film kommt keine Sekunde zur Ruhe), sondern auch wegen seiner knallharten Geschichte über die komplette Laufzeit mit. Man fühlt mit den Charakteren, ist selbst geschockt über die Ereignisse in Venezuela und kommt teilweise aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dazu noch gute Darstellerleistungen, insbesondere von Alias-Schnuckl Mia Maestro und ein gutes Ende. So muss es sein.
war im Metropolis 6, Frankfurt
landscape * 8.0
Nicht ganz so authentisch wie City of God, aber verdammt nah dran.
Kein Perdita Durango-Klamauk.
Bei Totalen und Luftaufnahmen wurde mit dem Handy gefilmt, aber das fällt nicht wirklich ins Gewicht. Gerade beim Vorspann hat es mich aber ganz schön genervt.
Kein Perdita Durango-Klamauk.
Bei Totalen und Luftaufnahmen wurde mit dem Handy gefilmt, aber das fällt nicht wirklich ins Gewicht. Gerade beim Vorspann hat es mich aber ganz schön genervt.
war im Cinemaxx 2, Hamburg
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