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Review The Signal

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Unklares Signal
von D.S.

Auf "The Signal" war ich ganz besonders gespannt - nicht nur wegen der vielen euphorischen Stimmen, sondern auch aus einem persönlichen Grund: eine der vielen Ideen, die meine Co-Autorin und ich für unseren nächsten Film entwickelt haben, ist der hier verwendeten sehr sehr ähnlich. Nach Sehen des Films weiß ich nun nicht so ganz, was ich sagen soll. Denn der Aufbau der Story und die anfängliche Inszenierung dieser Idee ist "The Signal" grandios gelungen. Habe in einem im weitesten Sinne einer Zombie-Thematik verwandten Film selten mehr Intensität in der Atmosphäre verspürt als hier; meiner Meinung nach können da zum Beispiel "28 Days later" oder gar das "Dawn of the Dead"-Remake mal ganz gepflegt einpacken. Andererseits finde ich, daß die Story nicht wirklich konsequent oder phantasievoll genug weitergeführt wird. Irgendwo hatte ich das Gefühl, daß die Autoren mit ihrer Idee nicht mehr weiterkamen und dann beschlossen, statt das Ganze einem wie auch immer Sinn stiftenden Ende zuzuführen, die Situation einfach noch ein wenig auszuwalzen und den Film dann halt einfach aufhören zu lassen - etwas unbefriedigend. Und ich denke, daraus hätte man wesentlich mehr machen können.

Aber der Reihe nach: an die Einleitung schließt sich der erste Teil des Films an, "Crazy in Love", der die Ausbreitung der Seuche darstellt, um es mal so zu nennen. Hier ist "The Signal" vielleicht am beeindruckendsten, denn wir erleben mehr als nur den x-ten Aufguß eines typischen Zombiefilms: die Infizierten sind nicht einfach nur eine hirntote, langsam näher rückende, eklige Masse. Das Signal ist viel heimtückischer und verwandelt sie in etwas viel Schlimmeres; etwas weniger Übersinnliches, aber dafür auch viel schwerer Berechenbares... Hier kann man sich als Zuschauer unglaublich gut in die Situation hineinversetzen, in der sich die noch nicht Infizierten befinden. Alle Menschen um einen herum beginnen auf einmal, unglaublich aggressiv zu werden. Aber was ist mit jemandem, der sich gegen diese Aggression körperlich zur Wehr setzt? Will er sich nur verteidigen... oder ist er selbst schon befallen? Wem kann man trauen? Worauf kann man sich noch verlassen? Das Ganze ist noch viel heimtückischer, als ich hier verraten möchte, und die Atmosphäre entwickelt sich langsam zu einem einzigen Kessel Bedrohlichkeit.

Darauf folgt "The Jealousy Monster", und die Story des ersten Teils wird direkt fortgesetzt - und zum Teil aus einem anderen Blickwinkel wiederholt. Was eins der charakteristischen Merkmale von "The Signal" ist: wir haben mehrere Hauptfiguren mit jeweils unterschiedlichen Zielen, die das Geschehen auch aus unterschiedlicher Sicht erleben. Komplett zusammengefügt wird das Puzzle erst am Ende des Films, aber bis dahin erleben wir nun erstmal den Versuch unserer Figuren, zueinander zu finden. Dabei verschiebt sich die Gewichtung des Films vorübergehend in Richtung Slapstick; es gibt immer wieder viel Derbes zu lachen, aber die Grundstimmung und Bedrohlichkeit der Situation bleibt im Hintergrund stets erhalten. Ohnehin sollte der Fakt, daß die drei Teile von "The Signal" auch von drei verschiedenen Regisseuren realisiert wurden, nicht überbewertet werden. Hier paßt schon alles sehr gut zusammen und bewegt sich kohärent auf sein - unbefriedigendes - Ende zu, und so ist eben auch der zweite Teil nicht etwa eine permanente Lachbombe, sondern wird recht bald auch wieder recht ernst. Die Lacher vorher sitzen übrigens fast allesamt und fügen sich in das Filmkonzept ein; zwar ist die Veränderung deutlich zu bemerken, aber sie zerreißt nicht etwa den kompletten Ansatz.

Im Abschlußdrittel, "Escape from Terminus", gibt es dann keine Witze mehr - von der Stimmung her sind wir wieder fast beim ersten Teil angelangt. Allerdings fokussiert der Film hier dann oft auf Erklärungsversuche und ganz anders gelagerte Perspektivverschiebungen, wobei vor allem letztere auch diesen Teil sehr interessant gestalten. Aber es stimmt schon, hier ist das Tempo ein wenig raus und hier wird nun am deutlichsten, daß die Macher nicht so recht wußten, wo sie mit ihrer Idee eigentlich hin sollten. Das macht weder dieses finale Drittel noch den gesamten Film zu einem vernachlässigbaren Erlebnis, im Gegenteil, ich bin der Meinung, man darf ihn sich nicht entgehen lassen. Denn er bringt einmal wirklich frischen Wind in das Genre, sowohl - in einem gewissen Rahmen - von der Story her als auch was die unterschiedlichsten Inszenierungsoptionen angeht.

Dennoch trägt er dazu bei, "The Signal" statt zu einem Pflichtfilm nur zu einem sehr interessanten werden zu lassen. Woran übrigens auch die Bild- und Tonqualität ihren Anteil haben: die auf dem FFF gezeigte, vorläufige Fassung des Films ist ein DV-Beam minderer Qualität, leider ist das Bild an vielen Stellen viel zu dunkel, außerdem ist ein permanentes Brummen zu hören (das nicht vom Signal im Film stammt). Man sollte sich hier übrigens wirklich nicht zu nahe an die Leinwand setzen - dank häufigem Handkamera-Einsatz wird es sonst erst recht extrem unübersichtlich.

Ich schwanke zwischen 7 und 7,5 Punkten, aber allein schon aufgrund des innovativen Ansatzes vergebe ich mal 7,5. Kein Überknaller, aber definitiv besser, weil interessanter als zwei Drittel der Konkurrenz. Obwohl Filme wie "End of the Line" vielleicht kurzweiliger sind - "The Signal" ist nachhaltiger.

war im Metropolis 8, Frankfurt

77 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Signal
  • Score [BETA]: 69
  • f3a.net: 6.9/10 77
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-19 02:57

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