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Review The Similars

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Tlatelolco, 1968
von D.S.

THE SIMILARS ist bereits (mindestens) der dritte Film beim diesjährigen FFF, bei dem in der Dankesliste im Abspann ein Name auftaucht, der in Genrekreisen nicht gerade höchste Bekanntheit hat: der Kristen Bells. Das kam für mich zwar auch bei THE GREASY STRANGLER extrem unerwartet, aber was zur Hölle hat Miss VERONICA MARS mit einem mexikanischen Indie-Erstling zu schaffen?

Mysteriös. Und insofern natürlich absolut passend. Denn dieser kleine, feine Film ist ein Paradebeispiel charmant nostalgisch anmutenden Mystery-Kinos, das im Verlauf seiner Handlung einen immer größer werdenden, wenn auch unaufdringlich bleibenden Surrealismus entwickelt. Wie die besten Episoden der TWILIGHT ZONE, was ja bereits mehrfach in anderen Reviews erwähnt wurde. Es ist aber auch schlicht der treffendste Vergleich.

Anders als die klassische Serie ist THE SIMILARS aber unter seiner Handlungsoberfläche ein sehr politischer Film, der sich mit einem der einschneidendsten Geschehnisse der jüngeren mexikanischen Geschichte befasst: dem Massaker von Tlatelolco am 2. Oktober 1968, bei dem Soldaten kurz vor dem Beginn der Olympischen Spiele hunderte friedlich demonstrierende Studenten in Mexico City auf offener Straße erschossen. Das Klima von Misstrauen und Hass auf staatliche Institutionen, das zu jener Zeit herrschte, bildet den Hintergrund vieler Dialoge des Films. Sein Ausgang kann als mehr oder minder eindeutiger Kommentar auf die Konsequenzen des Massakers und seine jahrzehntelang ausbleibende Aufarbeitung gelesen werden.

Anders als etwa der HK-Beitrag THE MIDNIGHT AFTER vom FFF 2015 kann THE SIMILARS aber auch ohne jegliches Hintergrundwissen als in sich abgeschlossenes, fiktives Werk genossen werden, das seine Geschichte zudem vollumfänglich aufklärt – ja, vielleicht sogar etwas „übererklärt“. Ein wenig mehr Straffung hätte dem Geschehen im Mittelteil sicher ebenfalls nicht geschadet; das war es dann aber auch fast schon mit den Kritikpunkten: Die Handlung um mehrere sehr unterschiedliche Reisende, die in einer Herbstnacht 1968 von buchstäblich apokalyptischen Regenfällen im Wartesaal eines Busbahnhofs fünf Stunden entfernt von Mexico City festgehalten werden und im Laufe der Nacht eine bestimmte Ähnlichkeit miteinander feststellen müssen, ist so faszinierend merkwürdig wie skurril humorvoll gehalten. Neben den absonderlichen Storywendungen gefällt dabei insbesondere der grandiose Umgang des Films mit seiner Farbgebung. Von blassen Sepiatönen über Schwarz-Weiß bis zu kräftiger Buntheit: Alleine schon eine Analyse des stetigen, subtilen Farbwandels und seiner Bedeutung ist eine Zweitsichtung des Films wert.

Unerklärliche, hochgradig ungewöhnliche Geschehnisse; seltsame Figuren; mehrere Deutungsebenen: Für Mystery-Fans ist THE SIMILARS ein Muss. Mir persönlich war die Handlung zwischendurch ein wenig zu repetitiv, waren einige Figuren und der Soundtrack etwas zu anstrengend. Dicke 7 Punkte und eine klare Empfehlung aber allemal wert.

saß im Cinestar, Frankfurt

51 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Similars
  • Score [BETA]: 71
  • f3a.net: 6.8/10 51
  • IMDb: 6.0/10
  • Rotten Tomatoes: 86%
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 17:58

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