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Review Sissy

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Closer than my closest Friend
von D.S.

Niemand kann schlimmere emotionale Wunden zufügen als Kinder – und keine emotionalen Wunden sind schlimmer als die, welche man als Kind zugefügt bekommt. SISSY gelingt das Kunststück, derart beklemmende, tragische Wahrheiten wie nebenbei und auf unterhaltsamste Weise zu vermitteln, eingebettet in eine zunächst bonbonbunte Influencer-, dann blutrot getränkte Psychopathen-Welt.

Wer hier tatsächlich Opfer und wer Täter ist, wenn die als Kind gemobbte und ausgegrenzte Cecilia viele Jahre später mit ihrer damaligen Peinigerin zusammentrifft, lässt der Film bis zum Ende in mancher Hinsicht offen. Eine zusätzliche Dimension erhält der Konflikt dadurch, dass auch Cecilias ehemals aller-, allerengste Freundin anwesend ist – die sie damals verraten hat, oder auch nicht? Sowie ein paar weitere, der Einfachheit halber als urbane Hipster mit allen typischen, fragwürdigen Eigenschaften zu klassifizierende Bekannte. Genügend Personal für ein ausschweifendes Spiel zwischen Angst und Wahn, Selbstzweifeln und Achtsamkeit, Ausgrenzung und upppps, Verunfallung ist jedenfalls gegeben, und die Gewaltspitzen der zweiten Filmhälfte werden durch mitunter abgrundtief böse Dialoge in der ersten Filmhälfte gebührend eingeleitet.

Wo der Trailer eventuell ein an den Nerven zerrendes Eitelkeitsfest der Unsympathen erwarten lässt, erweist sich zumindest unsere Titelfigur als weitaus vielschichtiger, interessanter, verstörender und zugleich bezaubernder. Man möchte sie mögen, aber das macht sie einem nicht immer leicht. Oder ist das alles am Ende doch gar nicht ihre Schuld?

Wenngleich SISSY zwar natürlich keine völlig neuen Wege beschreitet – sowohl stilistisch als auch inhaltlich hat man das alles schon mehrfach gesehen –, langweilt er doch nie und schafft es, einen für seine Hauptfigur einzunehmen. Beziehungsweise für das Schicksal, das sie erwartet. Je nach persönlicher Disposition. Klischees werden nicht immer ausgelassen, aber angesichts der Abgründigkeit der Handlung sowie auch des Tempos der zweiten Filmhälfte fällt das nicht sehr ins Gewicht. Die Einleitung des Dramas zieht sich jedoch klar zu lang und allen Figuren neben der Protagonistin fehlt es sehr an Tiefe. Insgesamt gibt’s von mir dafür gute 6 Punkte. Eine positive Überraschung.

verweste im Harmonie, Frankfurt

24 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Sissy
  • Score [BETA]: 68
  • f3a.net: 6.8/10 24
  • IMDb: 6.8/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-24 07:51

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