s Skinamarink (2022) Review - Fantasy FilmFest Mobil
Menü

Reviews Skinamarink

Finden

Reviewer

Herr_Kees * 2.5

Can we watch something happy?

Kevin und Kaylee sind allein zu Haus. Zumindest scheint es so. Irgendetwas stimmt nicht. Die Fenster und die Haustüre sind verschwunden. Daddy und Mommy sitzen im Halbdunkel und reden komisch. Und dann sind die auch auf einmal weg. Wenigstens läuft der Fernseher. Es kommen Cartoons.

Kyle Edward Balls Experimentalfilm SKINAMARINK ist ein Alptraum, der konsequent aus Kindersicht erzählt wird. Die Kamera ist meist in Bodenhöhe platziert, die Perspektive oft aus der extremen Untersicht. Gesichter sehen wir nicht, Menschen kaum. Stattdessen sehen wir: ultralange Einstellungen von Türrahmen, Steckdosen, Legos. Wir hören: Geräusche, Dialogfetzen, nervtötende Zeichentrickmusik. Die Optik des gesamten Films ist unterbelichtet und grobkörnig. Früher, als es noch einen Sendeschluss gab, sagte man Ameisenrennen dazu. Heute nennt man es künstlerisches Stilmittel. Extremer Retrolook. Der Film ist 1995 angesiedelt.

Ball beabsichtigt mit seiner kompromisslosen Machart Atmosphäre, erzeugt jedoch ausschließlich Langeweile. Ambivalenz schafft nur dann Spannung, wenn eine Referenz vorhanden ist. In SKINAMARINK weiß man nie, was man sieht, was man denken oder fühlen soll. Man kann alles oder nichts hineininterpretieren. Er packt einen im Unterbewusstsein, bei den eigenen Kindheitsängsten – oder eben nicht.

Now: Can we watch something happy?

saß im EM, Stuttgart

Leimbacher-Mario * 6.5

Grieselgruselexperiment

„Skinamarink“ ist einer der Horrorhypes des Jahres - und gleichzeitig einer der experimentelleren Titel aller Zeiten, die das je geschafft haben. Eine erstaunliche Entwicklung und Kombination. Denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das Gro an Genrefans geschweige denn „normalen“ Zuschauern diese fiese Collage auch nur ansatzweise gutheißen kann. Selbst auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest gab es etliche Stöhner, Zwischenkommentare und Walkouts. Klar, dort wird Fun und Splatter von Haus aus und je her am ehesten gefeiert. Dennoch war es überraschend diese Ratlosigkeit, Wut bis Überforderung im Publikum mitzuerleben. Aber jeden, der den Kurzfilm „Heck“ desselben Machers, derselben Art und mit nahezu demselben Grundgerüst gesehen hat, wird selbst das nicht überraschen. Das liegt alles näher an einer gruseligen Geduldsprobe und Kunstausstellung als an einem klassischen Horrorfilm. Das ist höchst polarisierend und minimalistisch, düster und andersartig, fast andersweltlich. Und gerade deswegen meiner Meinung nach dermaßen beachtenswert. Artsyfartsy mögen andere sagen. Erzählt wird in groben Zügen von zwei Kindern, die nachts im Dunkeln aufwachen und nicht mehr aus der Wohnung können, alle Fenster und Türen sind weg, die Eltern nahezu ebenso - und irgendwann ertönt eine verzerrte Stimme und will spielen…

Natürlich evoziert „Skinamarink“ ein Gefühl der Dunkelheit, der Einsamkeit, von Alpträumen und vielleicht sogar des Todes. Wie eine gefährliche, untergründige Leere, die alles auffrisst. Vorahnung und Vergangenes. Von fehlenden Eltern und endgültigen Fehlern. Von den Monstern im Schatten, die man aber nicht sieht und die man sich auch gänzlich einbilden könnte. Vom Gefühl des kindlichen Aufwachens und Alleinseins in einer stillen, pechschwarzen Nacht. Es gibt Gefühle des Verlusts, der rottenden Krankheit und des aushüllenden, gar nicht so unschuldigen Kinderprogramms. Blicke unter das Bett, verkehrte Welt, Eltern ohne Hilfe, Schwestern ohne Gesichtszüge. Schweigen auf essenzielle Fragen. Tiefes Nichts, das zurückstarrt. Man weiß es genau, man kann nichts dagegen machen. Dagegen wirkt „Blair Witch Project“ wie klassisches Filmemachen und Geschichtenerzählen. Das ist Panik in Schneckentempo, das ist Schreien ohne Mund. Jenseits von Eden. Zwischen den Sphären. Unter dem Bett, nicht nur der Blick dahin. Das ist Zeitverlust, Limbo ohne Boden, das ist Hölle ohne Ende, Traum ohne Wände. Selten fielen Augenlidern geschmeidiger zu, während dennoch die Handflächen leicht nass wurden in manchen Sequenzen. Schnarchen im Saal. Funktioniert allein im Bett au'm Handy vielleicht eh besser. Einer der wenigen Filme, von denen ich das behaupten würde. Unterkühlt und ausweglos in mehrerlei Hinsicht. Das ist eine mega Idee und absolut heftige, strikte und sture Umsetzung des Konzepts. Aber jetzt kommt eben das riesige Problem mit „Skinamarink“: all das, passiert in MEINEM Kopf, Herz, in meiner Seele. Und für vieles davon gibt es sehr, sehr wenige Anhaltspunkte auf der Leinwand. Und wenn man sich all das selbst ausmalen muss, dann fehlt es vielen eben an Farben. Oder andersrum: gibt Kyle Edward Ball’s Regiedebüt einem eben sehr wenige Stifte an die Hand. Zu wenige. Dennoch: herausragend auf seine eigene, künstlerische Weise.

Fazit: Einer der experimentellsten, konsequentesten und mutigsten Horrorfilme seit langem. Weniger Mainstream geht kaum, fordernder geht kaum, alptraumhafter geht kaum. Wenn man sich darauf einlässt. Dennoch funktioniert sein Kurzfilm „Heck“ besser und wirkt weniger in die Länge gezogen, anstrengend, zäh. Trotzdem: „Skinamarink“ bringt eine absolut frische Stimme in den Horrorzirkus und ist mir zehnmal lieber als der fünfzehnte Film aus dem „Conjuring“-Universum.

guckte im Residenz, Köln

Giallorossa * 1.0

Totale Langeweile im Grieselbild

Leute mit mainstreamigem Filmgeschmack muss man direkt vor diesem Werk warnen. Es passiert im ganzen Film so gut wie gar nichts, der "interessante" Look kann daran absolut nichts retten. Für mich der schlechteste Film des Fantasy Filmfestes (inkl. Nights) bisher überhaupt.

war im Cinecitta', Nürnberg

Alexander * 6.5

Die letzte Einstellung aus "Blair Witch" als Abend füllender Langfilm

Skinamarink mag die perfekte Langeweile für die auf kurze Schnitte und generische „Blockbuster“ programmierte Kommerzfilmfraktion sein. Fans von durch Labyrinthe Rennenden oder vor riesigen Robotern Weglaufenden darf man hier ohne schlechtes Gewissen abraten.

Wer auf das FFF geht, sollte i. d. Regel anders programmiert sein. Und wer den „besonderen Film“ sucht, dürfte hier bestens bedient werden.

Skinamarink ist grandios anders, ist neu und herausfordernd. Die Kamera zwar auf dem Sichtfeld kleiner Kinder arbeiten zu lassen, diese dann aber so gut wie nie selbst in Szene zu setzen ist ketzerisch. Wie eine juckende Stelle, die der Cineast niemals kratzen kann.

Zuschauer, die als kleines Kind Angst vor dem „Monster“ unter dem Bett hatten, nicht ohne Licht einschlafen wollten oder die halb offen stehende Tür im Schatten des Zimmers bereits als Bedrohung wahrgenommen haben, werden hier auf ihre tiefsten Kindheitsängste reduziert und sich schaudernd im Kinosessel zusammenziehen. Manch andere dürften zwischenzeitlich öfters auf ihre Uhr geschaut haben...

Natürlich verlangt der Film von uns einiges ab, in erster Linie Geduld. Die Entdeckung der Langsamkeit bekommt hier eine ganz neue Bedeutung. Das wird so weit auf die Spitze getrieben, dass man sich an minutenlange Makroeinstellungen von Heizkörpern in David Lynchs Frühwerk „Eraserhead“ erinnert fühlt.

Wer damit damals schon klargekommen ist, wird hier ein orgastisches Déjà-vu erleben und in einzelnen Szenen vollkommen aufgehen, nieder knien und dem Regisseur für seine Kunst danken.

Einzelne Szenen erzeugten bei mir die totale Gänsehaut. Insgesamt ist der Film allerdings gedehnt wie ein Frühnebel an einem sonntäglichen Oktobermorgen. Man versucht ihn zu durchdringen, möchte ihn mögen und verstehen, am Ende bleibt aber doch ein recht blasser Nachgeschmack. Unendlich lang wirkende Bilder von dunklen Fluren und Türrahmen vermögen eben nicht unbedingt eine Gänsehaut zu erzeugen, auch wenn es dem Film an der ein oder anderen Stelle gelingt.

Neben der extrem „anderen“ Optik hebt uns Skinamarink dann aber auch mit sparsam gesetzten akustischen und optischen kleinen Fetzen und Sätzen auf eine Meta-Ebene, die sehr viel Spielraum für Interpretation setzt. Wer auf solche Mysterygrusler steht, hat hier Pflichtprogramm. Dennoch erwarte ich mit diesem Film den Spalter des Filmfests.

6-5/10

PinkyHH * 1.0

Es reicht eben nicht aus, einfach nur stupide eine Kamera aufzustellen, die fast nur grisselige Standbilder im Flackerlicht produziert, paar nuschelige Krachfetzen auf die Tonspur gedrückt und fertig ist die Lynch-Reminiszenz.

Ich frage mich ohnehin, wo manche Kritiker solcher Filme ihre Mutmaßungen hersaugen, was sie alles in diesem Film gesehen haben könnten, ohne dass es dafür stichhaltige Belege gibt. Bei manchen Werken kann man vielleicht noch in eine Diskussion einsteigen, aber bei diesem Mist hier ist einfach Hopfen und Malz verloren. Es ist schlichtweg keine Substanz an Geschichte vorhanden, die sich irgendwie greifen lässt, weil schlichtweg so gut wie nichts passiert.

Über die dritte Staffel von Twin Peaks kann man sich – wenn man unbedingt will – einen ganzen Abend lang unterhalten und Thesen wälzen, was der Meister eigentlich ausdrücken wollte. Aber um das zu können, passierte da eben auch eine Menge plus skurrile Bilder.

Aber Starren auf Wände bei Flackerlicht, Starren auf ein TV-Gerät, das von einem halb-defekten Videorekorder bespaßt wird, Blut da / Blut weg / Blut da / Blut weg. Es sieht so aus, als hätte ein dreijähriges Kind mal eine halbe Stunde mit Final Cut Pro gespielt, und keiner hat gesagt, pfui, lass das.

Fazit: Für den Mülleimer!

26 Bewertungen auf f3a.net

Zurück

Bewertungen

Skinamarink
  • Score [BETA]: 57
  • f3a.net: 4.1/10 26
  • IMDb: 5.1/10
  • Rotten Tomatoes: 71%
  • Metacritic: 66/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-20 09:56

Archiv Suche


oder ?
crazy