s Some Like It Rare (2021) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Some Like It Rare

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Reviewer

Leimbacher-Mario * 7.0

Pflanzenfresser trifft Fleischermesser

„Barbaque“ (= Gammelfleisch) hat einen der dümmeren deutschen Verleihtitel der letzten Jahre abbekommen - aber an dem Spaß und dem Lachen, das er verteilt, ändert das natürlich nichts. Es sei denn, die deutsche Synchro wird genauso platt. Im Original auf dem Fantasy Filmfest (natürlich mit ordentlich Publikumsbonus) hat das Ding gerockt und ist gefühlt durch die Bank gut angekommen. Liebenswert, gut gelaunt, nie so verbissen, wie sich beide Seiten der angesprochenen Medaille im echten Leben oft hochschaukeln und echauffieren können. Klasse. Simpel, seicht, aber effektiv. Fabrice Eboue als Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion kann man da nur gratulieren und größtenteils zustimmen. Ganz egal, ob man nur Gemüse isst oder nicht. Erzählt wird von einem Fleischerehepaar, dessen Neuzugang „Iranisches Schwein“ in der Theke zum absoluten Bestseller avanciert - blöd nur, dass es sich dabei keineswegs um Säue aus dem Nahen Osten handelt, sondern um vegane Hipster, Weltverbesserer und Unsympathen aus der näheren Umgebung…

Vor der Sichtung hätte man bei „Some Like It Rare“ im schlimmsten Fall schlechten Geschmack erwarten können. Doch währenddessen merkt man super flott, dass man ihm null böse sein kann oder will. Ganz im Gegenteil - ich glaube, er hat durchaus das Zeug, Brücken zu schlagen und (mal deutlicher, mal unterbewusster) Verständnis für Fleischesser wie Veggies zu zeigen. Und dass man nicht alles extremisieren und tabuisieren muss. Ich hatte jedenfalls zu schmunzeln, zu Lachen, zum Kopfschütten und zum Nicken. Muss man erstmal schaffen. Plump und proteinreich. Da wird man schnell zur Kichererbse. Das kann man kaum falsch verstehen.

Fazit: Da kann man auch als Vegetarier sehr leicht und mit reinem Gewissen drüber lachen - „Barbaque“ ist alles andere als eine ernst zu nehmende Veggieschlachtplatte. Locker, flockig, augenzwinkernd. Sympathieträger, der sein oft viel zu ernstes Thema knuffig aufbereitet und oft viel zu verhärtete Fronten nicht unclever aufbricht.

guckte im Residenz, Köln

D.S. * 5.0

Halbgar

Sicher, der Film kann nichts für ihn, aber sein extratieffliegender deutscher Titel „Veganer schmecken besser – Erst killen, dann grillen!“ macht doch sehr deutlich, wohin hier die Reise geht: BARBAQUE aka SOME LIKE IT RARE ist eine schwer klamaukige französische Variante des dänischen THE GREEN BUTCHERS, die der Idee des Originals in erster Linie den Handlungsaspekt hinzufügt, dass die Metzger-Hauptfiguren hier gezielt Jagd auf Veganer machen.

Warum? Vermutlich vorwiegend, weil jene eine klar umrissene Gruppe mit sehr spezifischen Eigenheiten sind, was immer eine gute Voraussetzung für das Schreiben leicht verständlicher Witze ist. Vielleicht aber außerdem auch, weil man sich als Autor ziemlich sicher sein kann, selbst bei noch so plumpen humoristischen Ausfällen auf deren Kosten das Grölen auf seiner Seite zu haben. Schließlich handelt es sich um eine Minderheit, die deutlich anders als die Mehrheit ist. Und über eine solche lacht eine Mehrheit (fast) immer gerne – speziell, wenn erstere durch ihre Positionen (oder sogar durch ihre bloße Existenz) bei vielen Mitgliedern der letzteren ggf. ein schlechtes Gewissen bzw. ein unangenehmes Hinterfragen der eigenen Gewohnheiten auslösen kann. Was auch immer der Grund für Regisseur, Hauptdarsteller und Co-Drehbuchautor Fabrice Eboué war, diese spezielle Gruppe als Opfer seiner Witze und seiner Protagonisten auszuwählen: feingeistig ist er dabei wahrlich nicht vorgegangen – hier wird aber auch jedes noch so stumpfe Klischee über Veganer verbraten. Wobei es schon ein wenig auffällt, dass Eboué sich in den allermeisten Fällen („Winnie“ ist eine Ausnahme) sehr darum bemüht, jene möglichst unsympathisch wirken zu lassen. Und seinen Protagonisten dadurch eine Art Rechtfertigung zu verschaffen, sie zu ermorden.

Dieser grundsätzlichen Kritik zum Trotz fand ich den Film streckenweise durchaus recht amüsant. Was vor allem an eben jenen Hauptfiguren liegt, die – zumindest anfangs – alles andere als eiskalte Killer sind und charmant unbeholfen wirken, wenn sie versuchen, ihre tödlichen Pläne umzusetzen, ihre selbst auserkorene Rolle adäquat auszufüllen. Speziell der von Eboué selbst gespielte Vincent hat dabei eine schön naiv-sympathische Ausstrahlung, seine von Marina Foïs gespielte Ehefrau Sophie tritt eher verbissen und recht anstrengend auf.

Ein Schenkelklopf-Knaller war BARBAQUE für mich trotzdem nicht, auch wenn er zudem über einige gelungen absurde Situationen und eine gewisse Zahl funktionierender Witze verfügt. Das liegt zum einen daran, dass ich generell kein großer Fan lautstarken, oft Slapstick-lastigen Humors bin – der vordergründig zurückhaltendere, hintergründigere Humor des dänischen Originals ist eher meine Sache. Zum anderen aber zeigt sich BARBAQUE ab einem gewissen Punkt auch nicht mehr in der Lage, seine Handlung großartig zu variieren oder auch nur wilder, ungestümer, überdrehter zu werden. Zu einem Exzess hinzuführen. Den hat er nämlich schon viel zu früh erreicht. Und der Handlung bleibt dann nicht mehr viel, was sie noch tun kann, außer den im Endeffekt immer gleichen Witz wieder und wieder zu wiederholen. Abgesehen von der demonstrativ „unkorrekten“ Ausgangsidee hat die Story nämlich leider nicht schrecklich viel zu bieten und wirkt so auf längere Sicht bestenfalls halbgar.

Wer seinen Humor gerne derb und ohne Zwischentöne hat, wird mit dem Film vermutlich dennoch eine gute Zeit haben. Wer es etwas smarter und weniger repetitiv präferiert, vielleicht nicht ganz so. Ich verorte mich in der Mitte und vergebe 5 von 10 Punkten. Da wäre definitiv mehr drin gewesen – aber das hätte auch mehr Arbeit an der Story verlangt, statt nur die „low hanging fruits“ simplen Spotts einzusammeln.

staunte im Harmonie, Frankfurt

Herr_Kees * 6.0

Fleisch ist ein Stück Lebenskraft

Um den eigenen Laden zu retten, steigt das wenig erfolgreiche Metzgerspaar Pascal auf „veganes“ Menschenfleisch um. Nachdem ihnen das erste Opfer quasi zufällig unter die Räder kommt, muss beim Fleischnachschub schon etwas geplanter vorgegangen werden. Zum Glück schaut Madame Pascal leidenschaftlich gerne True-Crime-Sendungen und ihr Ehemann versteht sich aufs Zerteilen...

Die Metzgerei, die aufgrund widriger Umstände ihr Angebot erweitert, kennt man schon, spätestens seit dem dänischen THE GREEN BUTCHERS (2003). Aber da Fleischverzehr seit einiger Zeit zum Politikum geworden ist, bietet sich eine Neuauflage durchaus an.

Fabrice Eboués schwarze Komödie hat zwar ihre galligen Momente, ist insgesamt aber viel zu nett und harmlos, um dem Thema wirklich relevante Aspekte – oder bissige Gags – abzugewinnen.

Bisweilen erscheint der Film sogar trotz seiner oberflächlich anarchischen Ausrichtung richtiggehend reaktionär. Viele der Veganerwitze könnten so auch von konservativen Kabarettisten stammen und die Darstellung der Veganer als gefährliche Fundamentalisten lässt einen manchen Lacher wieder herunterschlucken.

Aber die Essenskultur der Franzosen ist eben – wie im Film gesagt – unter anderem auf Kalbsfleisch und Gänsestopfleber aufgebaut.

war im EM, Stuttgart

25 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Some Like It Rare
  • Score [BETA]: 70
  • f3a.net: 7.3/10 25
  • IMDb: 6.7/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-24 02:19

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