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Review Someone’s Knocking at the Door

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Drugs fuck you up
von D.S.

Noah Segan beeindruckt mich immer mehr. Schon im filmischen Desaster CABIN FEVER 2 war seine darstellerische Leistung das einzig Erinnernswerte. Und auch in diesem kleinen Mindfuck hier spielt er seine Figur mit einer Kraft und Glaubwürdigkeit, die deutlich heraussticht und den Film allein dadurch schon sehenswert macht. Aber damit nicht genug: er ist auch Co-Produzent des Streifens. Offensichtlich ein echter Überzeugungstäter - denn das hier Gezeigte ist nicht gerade das, was man als nahe liegenden Karriereschritt für ein aufstrebendes Hollywood-Talent betrachten kann. Dafür ist SOMEONE’S KNOCKING... eindeutig zu schmutzig, derb und sogar verstörend geraten, jedenfalls für ein Durchschnittspublikum.

Dabei bricht nicht nur seine Story, sondern insbesondere auch seine Gestaltung Sehgewohnheiten: immer wieder überlagert dröhnender Industrial-Noise die Tonspur und macht zusammen mit einem Schnitt-Stakkato einen Drogentrip auf selten intensive Weise nachfühlbar. Einen wirklich, wirklich schlecht laufenden Drogentrip.

Überhaupt sind Drogen ein zentrales Thema des Films. Segan spielt Justin, einen Medizinstudenten, der allen Arten von Rauschmitteln sehr zugetan ist, genau wie seine gesamte Clique mit Ausnahme von Meg. Als Justin eine neue Droge in die Finger bekommt, die vom Psychiater Dr. Tolstoy in den 1970ern zur Induzierung von Hypnosezuständen verwendet wurde, zögern die Kommilitonen keine Sekunde und jagen sich das Zeug in die Venen. Und um dem Erlebnis den gewissen Extra-Kick zu verleihen, lauschen sie derweil den Tonband-Aufzeichnungen des Docs, der einen spektakulären Fall behandelte: den eines Serienkiller-Pärchens, das seine Opfer wortwörtlich zu Tode vögelte. Mit einem monströs großen Penis. Männlein wie Weiblein. Dieses Pärchen scheint nun zurück und über das Leben unserer Protagonisten zu kommen - denn es mehren sich die entsprechend bizarren Todesfälle in ihrem Umfeld. Und nicht nur die: auch von unerklärlichen Wahrnehmungsstörungen bis hin zu Halluzinationen werden sie geplagt, allen voran Justin. Was steckt wirklich dahinter...?

Bis der Film diesen zentralen Handlungspunkt erreicht, vergeht eine lange Zeit - denn er erzählt seine Geschichte nicht chronologisch. Doch trotz aller Zeitsprünge und Nebenhandlungsstränge gelingt es SOMEONE’S KNOCKING... nicht kontinuierlich, das Zuschauerinteresse auf einem ausreichend hohen Level zu halten. Nach der Eröffnung dauert es zu lange bis zum nächsten Handlungshöhepunkt - und ganz generell passiert in der ersten Filmhälfte nur selten mehr als viel Herumlaufen und sich gegenseitig Anpöbeln unter den Drogen-Freunden. Auch der dezidiert amateurartige Look erhöht das Filmvergnügen nicht unbedingt; wohl aber der immer wieder eingestreute schwarze (Dialog-)Humor, wobei es manchmal auch arg klamaukig wird (so zum Beispiel mit der Etablierung eines Charakters, dessen Dauerstottern jenseits von Gut und Böse liegt). Dennoch weist SOMEONE’S KNOCKING... zunächst schlicht zu viele Längen auf, schleppt sich durch belanglose Szenen, bis er zur Mitte hin endlich an Fahrt aufnimmt und sich die Geschehnisse radikalisieren. Immer wieder unterbrochen durch die oben erwähnten kurzen "Stör-Sequenzen".

So verlangt uns das Gezeigte einiges an Geduld ab, bevor es fesseln kann und erinnert, zusammengefasst, teilweise eher an ein filmisches Experiment als an einen Unterhaltungsfilm. Gleichzeitig macht dies SOMEONE’S KNOCKING... aber auch so interessant: etwas letztendlich ähnlich Bizarres bekommt man selten zu Gesicht, zudem liegt eine sehr eigene, krude bis sicke Atmosphäre über dem Ganzen.

Deshalb will ich den Film mit einigen Einschränkungen doch empfehlen, er sticht klar aus dem (Festival-)Einheitsbrei heraus und kann mehr als einmal nachhaltig irritieren. Die Auflösung des Mysteriums allerdings kostet ihn einen vollen Punkt: hier wird leider eine doch zu billige, längst überwunden geglaubte Form der Erklärung gewählt, die zudem im Nachhinein mindestens einen schweren Logikfehler im Gezeigten offenbart. Trotzdem: 6 Punkte - der Eigenständigkeit, der später fortlaufend zunehmenden Intensität und Noah Segans wegen.

war im Metropolis 1, Frankfurt

23 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Someone’s Knocking at the Door
  • Score [BETA]: 49
  • f3a.net: 4.9/10 23
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-29 15:26

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