Reviewer
Michaela * 4.0
Schachmatt
Kain hat seinen Bruder Abel getötet, angeblich, weil Gott Abel vorzog. Eine gewisse Geschwisterrivalität ist auch hier zu erkennen. Der Junge sucht die Aufmerksamkeit des Vaters, die kleine Schwester bekommt sie. Ein Vergleich zu den Film "Let’s talk about Kevin" bietet sich an, zwei sinistre und finster dreinblickende Jugendliche - bei beiden fragt man sich, was sie im Schilde führen und wie böse sie wirklich sind. Während bei Kevin jedoch der Werdegang des Jungen gezeigt wird und wie seine Familie damit umgeht, sieht man hier einen schweigsamen Jungen, der auf Konfrontation aus ist. Warum ? Hierzu gibt es zwar verschiedene Story-Ansätze, die aber letztlich unausgegoren und unbefriedigend sind. Der Film wirkt, als wäre das Drehbuch erst noch im Rohentwurf, aber trotzdem vorhersehbar. Emotional lässt einen das kalt, weil die Figuren zu schemenhaft bzw. zu unvollständig gezeichnet sind. Es ist nur ein angerissenes Psychogramm einer mehr oder weniger heilen Familie. Mehr Hintergrund zu den einzelnen Personen hätte dem Film und den Charakteren mehr Tiefgang gegeben und wäre dann wohl auch interessanter gewesen. So hat man leider Potenzial verschenkt.
war im City, München
Sonysonic * 3.0
91 Minuten Aufmerksamkeitsdefizit!
Meine Form der natürlichen Filmselektion setzt sich priorisierend aus FFF-Vorschauheftbeschreibung, Trailern und bereits existenten IMDb- oder f3a-Wertungen zusammen. Letztere können jedoch seltenst genutzt werden, da Berlin meist eine der ersten Schauplätze darstellt. Natürlich gesellt sich auch immer etwas Risikobereitschaft dazu, jedoch wog ich mich hierbei vorerst in Sicherheit.
Zu meiner Enttäuschung verfügte der Zögling und Hauptcharakter, welcher als zentrale Figur gefordert ist die filmische Dynamik zu führen, über ein Minenspiel-Repertoire à la Kristen Stewart, was bekanntermaßen nicht unbedingt für Vielfalt spricht. Das im Programmheft angepriesene "Ensemble in die moralische Grauzone" oder "beängstigende Spiel unheilvoller Emotionen" wurde nie wirklich zelebriert und ausreichend ausgelebt.
Der Grund, warum ich mich anschließend nochmal im erwähnten Heft nach dem Auslöser für die Entscheidung zum Streifen erkundigte, ist zugleich das größte Manko! Statt den Zuschauer mindestens 2/3 der Story in des Geistes Kind seine Boßhaftigkeit tauchen zu lassen und abschließend die Chance auf ein eventuelles Beikommen des Übels in Aussicht zu stellen, mutiert der anfängliche Ansatz erheblich verfrüht zu einer (filmlängenspezifischen) Langzeit-Therapie!
Einzig das Ende, welches ursprünglich den vollendeten Abschluss bringen sollte, gefiel und konnte sich Punkte erschleichen.
Zu meiner Enttäuschung verfügte der Zögling und Hauptcharakter, welcher als zentrale Figur gefordert ist die filmische Dynamik zu führen, über ein Minenspiel-Repertoire à la Kristen Stewart, was bekanntermaßen nicht unbedingt für Vielfalt spricht. Das im Programmheft angepriesene "Ensemble in die moralische Grauzone" oder "beängstigende Spiel unheilvoller Emotionen" wurde nie wirklich zelebriert und ausreichend ausgelebt.
Der Grund, warum ich mich anschließend nochmal im erwähnten Heft nach dem Auslöser für die Entscheidung zum Streifen erkundigte, ist zugleich das größte Manko! Statt den Zuschauer mindestens 2/3 der Story in des Geistes Kind seine Boßhaftigkeit tauchen zu lassen und abschließend die Chance auf ein eventuelles Beikommen des Übels in Aussicht zu stellen, mutiert der anfängliche Ansatz erheblich verfrüht zu einer (filmlängenspezifischen) Langzeit-Therapie!
Einzig das Ende, welches ursprünglich den vollendeten Abschluss bringen sollte, gefiel und konnte sich Punkte erschleichen.
war im Cinemaxx 7, Berlin
Alexander * 8.0
Auch Du, mein Sohn ...
Dass hier etwas Böses passieren wird, mit dem hochintelligen Sprößling einer Familie der spanischen Upper Class, das dürfte dem geneigten Zuschauer schon ab der ersten Filmminute klar sein. Die Frage ist eher, was im Kopf des Sohnes mit mangelnder Sozialkompetenz eigentlich vorgeht und was sein eigentliches Ziel ist. Seine Spannung zieht „Son of Cain" aus einer sich allmählich zu einem echten Drama steigernden Erzählweise, die dem Zuschauer erfreulicherweise nicht die Intelligenz abspricht und einzelne Indizien eines teuflischen Plans nur subtil andeutet, bis sie sich dann irgendwann zu einem tragischen Ende zusammenfügen. Man kann als aufmerksamer Thrillerfreund den Braten natürlich schon auf halbem Wege riechen, dennoch bleibt der atmosphärische Film bis zu seinem unter die Haut gehenden Finale spannend. Schon der dritte spanische Beitrag, der mich auf dem diesjährigen Filmfest begeistert hat.
war im Metropolis 8, Frankfurt
Herr_Kees * 6.0
Matt in sechs Zügen
Das Motiv des Psychopathen-Kindes hat schon intensive Psychothriller wie BENNYS VIDEO und WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN hervorgebracht.
NICO ist da deutlich konstruierter und lässt die Zuschauer lange im Unklaren, ob der Junge Nico tatsächlich Böses im Schilde führt oder ob die Probleme anderswo zu suchen sind.
Das macht den Film streckenweise ordentlich spannend und ein paar Szenen sind psychisch äußerst brutal. Allerdings stellen sich durch die „Schachtherapie“ des behandelnden Psychologen im Mittelteil doch einige Längen ein und bisweilen schwächelt der Film an seiner Glaubwürdigkeit.
Trotzdem – ein interessantes Psychospiel.
NICO ist da deutlich konstruierter und lässt die Zuschauer lange im Unklaren, ob der Junge Nico tatsächlich Böses im Schilde führt oder ob die Probleme anderswo zu suchen sind.
Das macht den Film streckenweise ordentlich spannend und ein paar Szenen sind psychisch äußerst brutal. Allerdings stellen sich durch die „Schachtherapie“ des behandelnden Psychologen im Mittelteil doch einige Längen ein und bisweilen schwächelt der Film an seiner Glaubwürdigkeit.
Trotzdem – ein interessantes Psychospiel.
28 Bewertungen auf f3a.net
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Bewertungen
Son of Cain
- Score [BETA]: 62
- f3a.net: 5.6/10 28
- IMDb: 6.8/10