s Starred Up (2013) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Starred Up

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Reviewer

Alexander * 2.0

So dumpf wie ein Tag im Knast.

Alle Jahre wieder muss es wohl einfach ein Knastfilm auf dem FFF sein. Auch wenn wir alle wissen das seit „Papillon" kein Knastmovie jemals mehr diese Messlatte an Anspruch und Unterhaltung gleichermassen erreichen konnte, gibt es doch immer wieder zahlreiche Streifen die einen entweder mit genial durchdachten Plots zeigen, wie intelligente Menschen aus Gefängnissen ausbrechen, oder die Exploitation-Fraktion mit Ultrabrutalo erfreuen. Vor ein paar Jahren hat dann „Dog Pound" auf dem FFF eine etwas gemässigtere, wenn auch leidlich unterhaltsame und insgesamt eigentlich blasse Variante des Themas aufgegriffen. Für alle, die jetzt immer noch nicht genug haben, wurde „Starred Up" gedreht, der mich ein wenig an „Dog Pound" erinnerte. Weder sind Elend oder Brutalität überzeichnet, noch wurde mit dem Weichzeichner gearbeitet. Man ist „nah dran" an der Knastrealität und für all jene, die sowas mal brauchen, mag der Film in irgendeiner Form sogar funktionieren. Für mich hat er das leider nicht. Der Film ist so öde wie ein ganz normaler Tag im Gefängnis von Moabit oder sonstwo auf der Welt. Da das „sonstwo" aber leider in England spielt wird der Film durch den fast unverständlichen und hier in all seinen üblen Facetten ausgelebten Cockney Slang gänzlich zu einer Zumutung. Was dann noch interessant, spannend oder in irgendeiner sonstigen Form toll sein soll, Menschen in ihrem total öden Knastalltag zuzusehen, ohne das dazu noch irgend etwas aussergewöhnliches passiert, wird mir wohl ewig ein Mysterium bleiben.

D.S. * 8.0

Unter Wölfen

Was für ein verdammter Schlag in die Magengrube! STARRED UP ist derartig intensiv, brutal, deprimierend und voller nur mühsam im Zaum gehaltener Wut, dass man sich nach der Sichtung am liebsten selbst erst mal an einem Sandsack austoben möchte – schiere schmerzhafte Aggression; ein Eintauchen mitten in die Hölle der Ausweglosigkeit eingesperrter Tiere; Hass, Gewalt, Vernichtung.

Wir befinden uns im „High Risk“-Flügel eines Männergefängnisses in Nordirland, bei den ganz harten Jungs, zu denen ab jetzt auch der gerade mal 19 Jahre alte Eric Love gehört – der als 10-Jähriger bereits einen Kinderschänder umgebracht hatte und seitdem sein ganzes Leben in Erziehungsanstalten und hinter Gittern verbracht hat. Das liegt scheinbar in der Familie, denn unter den Bewohnern von Erics neuem Zuhause ist sein Vater Neville: ein drahtiger Schläger mit psychopathischen Tendenzen, der sich aber durch eine Mischung aus Gewaltexzessen und dem cleveren Mitspielen bei Macht- und Korruptionsspielchen von Insassen und Wachpersonal allseitigen Respekt verschafft hat und heute einer der „Chefs“ des Flügels ist. So ganz scheint er nicht zu wissen, wie er mit der plötzlichen Anwesenheit seines nicht minder unzurechnungsfähig wirkenden Sohns und dem, was sie für die Knast-Hackordnung zu bedeuten hat, umgehen soll: Er begegnet ihm mit einer mal unbeholfen wirkenden, mal nicht nachvollziehbar aggressiven Interpretation seiner Vaterrolle; versucht ihn einerseits zu schützen, wirbt bei den wichtigen Leuten um Verständnis für und Nachsicht mit ihm, bemüht sich, ihm nahe zu kommen, nur um dann wieder vollkommen auszurasten und die unmittelbare körperliche Konfrontation mit ihm zu suchen.

In dieser Hinsicht ist er keinen Deut erwachsener als Eric, ist pure, ungezügelte, animalisch-instinktivste Emotion. Aber ohnehin scheint hier bei allen Gefangenen, ohne jede Ausnahme, eine äußerst kurze Zündschnur vorhanden zu sein. Ein falsches Wort, ein falscher Blick, und der Kessel explodiert. Brutalste Auseinandersetzungen, jeder gegen jeden, ohne echten Anlass, ohne Ziel, ohne Sinn... es brodelt ununterbrochen; die Atmosphäre ist fast unerträglich aufgeladen; regelmäßig kommt es zu wahren Gewaltexzessen, die unter „zivilisierten“ Menschen kaum vorstellbar wären. Fragt sich nur, wo es die gibt. Unter den Wärtern mit Sicherheit nicht... oder?

Sicher, es gibt viele Knast-Dramen, aber STARRED UP ist ziemlich einzigartig. Nicht nur der ungewöhnlichen Vater-Sohn-Konstellation wegen, nicht nur der mörderisch explosiven Atmosphäre wegen. Sondern vor allem, weil sich das alles auch noch schlicht unglaublich realistisch anfühlt. Die Darstellerleistungen sind überragend, insbesondere Jack O’Connell als Eric, der mir bislang vor allem als ähnlich tumb-instinktiver, aggressiver „Cook“ aus SKINS in Erinnerung geblieben war, spielt hier mit einer Intensität und rohen Direktheit, dass es einen glatt umhaut. Was gleich in mehrfacher Hinsicht zu seiner Rolle passt.

Gegen STARRED UP, der beim FFF übrigens dankenswerter Weise mit deutschen Untertiteln gezeigt wird, wirkt selbst Steve McQueens HUNGER fast schon wie eine fröhliche Pfadfinderballade. Wer ein so hohes Maß an ungeschönter Hoffnungslosigkeit, Körperlichkeit und Aggression ertragen kann, sollte ihn auf keinen Fall verpassen – definitiv eines der Drama-, Action- und Depri-Highlights dieses Jahr. 8 Punkte.

goutierte im Cinestar, Frankfurt

Herr_Kees * 7.0

Mit Babyöl gegen die Staatsgewalt

Hartes, fast dokumentarisch (u. a. komplett ohne Musik) gefilmtes und roh gespieltes Knastdrama, das sich interessanterweise nicht mit den üblichen Klischees begnügt, sondern auch Themen wie Anger-Management-Therapie und Vater-Sohn-Beziehungen behandelt und so aus seinem reduzierten Setting jede Menge Thrill und Drama herausholt.

33 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Starred Up
  • Score [BETA]: 78
  • f3a.net: 6.1/10 33
  • IMDb: 7.5/10
  • Rotten Tomatoes: 98%
  • Metacritic: 79/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-24 00:15

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