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Review Suburban Gothic

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Hipster-Horror
von D.S.

EXCISION?? Im Leben nicht. Hätten mich nicht das Programmheft und die freundliche Ansage von Fredi daran erinnert, wäre mir nicht für viel Geld eingefallen, hinter diesen beiden Filmen denselben Regisseur zu vermuten. Die Morbidität und (emotionale) Brutalität des Erstgenannten fehlen hier vollkommen – SUBURBAN GOTHIC ist eine bunte, überdrehte, manchmal leider etwas billig wirkende, ansonsten aber fast durchweg zum Schreien komische Horrorkomödie. Stilistisch wäre mein erster Vergleich tatsächlich eher ein Gregg-Araki-Film gewesen, namentlich KABOOM: Wer den mochte, dürfte sich hier ebenfalls zu Hause fühlen, auch wenn die Story nie derart extrem abhebt und die vollkommen wahnwitzigen Charaktere an einer einzigen Hand abzuzählen sind. Auch Erinnerungen an THE FRIGHTENERS werden wach, ODD THOMAS oder den im Heft erwähnten BEETLEJUICE, nur alles eine ganze Ecke temporeicher, wilder und, well, metrosexueller.

Unsere Hauptfigur heißt Raymond, ist ein Hipster aus dem Bilderbuch, hat existenzielle Finanzprobleme, findet keinen Job und zieht darum ein halbes Jahr nach seinem Uniabschluss – weil ihm nichts anderes übrig bleibt – zurück zu seinen Eltern, zurück in die Provinz. Wo man mit Großstadt-Snobs wie ihm nicht so viel anzufangen weiß, außer sie zu verprügeln. Allerdings stellen der Alltag im Spießerland und seine Konsequenzen für Raymond kein halb so großes Problem dar wie die paranormalen Phänomene im Haus seiner Eltern, die ihm jetzt wieder genauso intensiv begegnen wie schon in seiner Kindheit...

Zum Glück trifft er auf die toughe, buchstäblich schlagfertige Barkeeperin Becca (Kat Dennings, 2 BROKE GIRLS, THOR usw.). Die nimmt nicht nur seinen Eltern wenigstens eine Sorge – nämlich die, dass ihr Sohn schwul ist –, die ist auch weniger verplant als Raymond und, seien wir ehrlich, wohl der einzige Grund dafür, dass er es sich nicht einfach auf seinem Slacker-Arsch bequem macht und zuschaut, was geistermäßig noch so alles passiert. Und das ist eine ganze Menge, wobei das tricktechnische Niveau irgendwo zwischen 80er-Gülle und Amateurfilm angesiedelt ist; aber hey, solange der Humor trifft, ist das egal. Und meistens tut er das. Was nicht zuletzt an Ray Wise liegt, der Raymonds Vater spielt, wie immer 100% liefert und das perfekte Bild eines stumpf-spießigen Jocks abliefert, der mit allen Anzeichen einer modernen Welt mehr als überfordert ist.

Den sehr guten Darstellerleistungen, dem nett fiesen Zynismus in der Zeichnung von (Bauern-)Land und Leuten, dem partymäßigen Spaßgeschehen zum Trotz ist bei SUBURBAN GOTHIC jedoch nicht alles Gold. Irgendwann wiederholen sich ein paar der Witze zu oft, irgendwann wird allzu offensichtlich, dass die Story als solche einfach viel zu dünn ist und neben der blumig ausgestalteten Szenerie bzw. der „Moderne trifft Dorf“-Konfliktebene eigentlich nicht genug Inhalt vorhanden ist, um den Film über seine 90 Minuten zu bringen. Das tut zwar niemals wirklich weh, weil die Charaktere als solche und die Ausgangslage als solche für den einen oder anderen Lacher immer noch ausreichend amüsant genug angelegt sind. Nach spätestens zwei Dritteln der Laufzeit bekommt man dennoch immer mal wieder das Gefühl, dass es jetzt langsam gut wäre; dass der Film seine Idee ausgereizt hat; dass der Erzählung nichts mehr hinzugefügt wird, was man unbedingt noch sehen möchte.

Aber trotzdem: Auch, wenn niemals die Spannung von THE FRIGHTENERS und erst recht niemals die „bewusstseinserweiternde“ Wirkung von KABOOM erreicht wird, SUBURBAN GOTHIC ist ein wunderbarer FFF-Spaßfilm, dessen Schwächen man leicht übersehen kann. Eine Frau in der Reihe vor mir hat, ohne Übertreibung, 80 der 90 Minuten lang quasi am Stück gegackert. Das ist doch mal eine Ansage, oder? 7 Punkte von mir.

staunte im Cinestar, Frankfurt

51 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Suburban Gothic
  • Score [BETA]: 69
  • f3a.net: 5.7/10 51
  • IMDb: 8.1/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-29 05:53

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