s Sukiyaki Western Django (2007) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Sukiyaki Western Django

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Reviewer

Timo * 8.0

Sukiyaki Shakespeare Yakuza

Ja, die Vorfreude war groß. Mit jedem Bild und jedem Teaser-Fetzen stieg sie weiter an. Durch die Welle der ersten Reviews dann doch wieder etwas entmutigt und abgeklärt, stellte ich mich schließlich dem neuesten Film von Takashi Miike. Und ich muss sagen: Ich bin schwer begeistert. Wieso der Film so oft gebasht wurde erschließt sich mir nicht, es sei denn man sollte tatsächlich nicht erkennen, wie vielseitig und großartig das ist, was Miike da liebevoll zusammen schustert. Wer natürlich auf einen Instant-Genreaufguss à la PLANET TERROR hofft, wird enttäuscht. Miike’s Spaghettiparty ist nicht nur vielseitiger und vielschichtiger, er macht auch wesentlich mehr Spaß. Eine spritzige Mischung aus unkonventionellem Yakuza-Filmchen, Italowestern und shakespeareschem Klamauktheater.

Primär geht es um zwei Banden, die eine Kleinstadt auf den Kopf stellen, um an einen Schatz zu kommen. Die einen in rot, genannt werden Sie Heike, die anderen namens Genji in weiß. Da sich beide in etwa ebenbürtig sind, muss die Entscheidung der Vorherrschaft wohl hinter dem Rücken des anderen fallen. Die einen setzen auf eine mysteriöse Geheimwaffe, die anderen auf einen Spion. Schon bald taucht aber ein ominöser Mann auf, der sich zwischen die beiden Fronten stellt, um für Recht und Ordnung zu sorgen.

Es ist immer noch unfassbar für mich, was Miike aus dem oft verfilmten Stoff macht. Da haben wir zum einen die Storyline um den einsamen Revolverhelden, welche auf den Pfaden von YOJIMBO bzw. EINE HANDVOLL DOLLAR wandelt und selbst eher an Harmonica aus SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD erinnert, da gibt der Heike-Anführer am Liebsten HENRY VI. zum besten, wehrend das Gesamtgerüst ebenfalls an Shakespeare angelehnt ist, nämlich an ROMEO UND JULIA. Miikes Film ist hierbei oft Hommage und Parodie der Vorbilder in einem. So zieht Miike zum Beispiel gleich in der ersten Szene schon den Hut vor dem thailändischen Film TEARS OF THE BLACK TIGER, indem er Tarantino vor aufgemalten Pappkulissen wandern lässt. Dieser ist ebenfalls in einem göttlichen KILL BILL-Zitat vertreten, welches lediglich durch sein furchtbares Overacting an Faszination einbüßen muss.

SUKIYAKI WESTERN DJANGO ist sicherlich nicht frei von Mängeln. So hätte man ein paar Szenen etwas kürzen oder in einem Fall sogar ganz heraus nehmen können. Aber insgesamt steckt hier so viel drin, dass ich gar nicht weiß, wie ich den Film in Worte fassen soll. Tolle Shootouts, wundervolle Musik (vor allem der leicht abgeänderte DJANGO-Song hat es mir angetan) und eine Vielzahl an neckischen Spielereien. Alles, was der Miikefan sehen will.

D.S. * 3.5

Lieber Western von gestern.

Leider nicht ganz der erhoffte Partyfilm voller wilder visueller Ideen und bonbonbunter Storyexplosionen. Sondern eher ein deutlich zu lang geratener, streckenweise richtig zäher Zwitter aus typischem Western im untypischen Ambiente, Klamaukparade und sich viel zu clever gerierendem Metaebenen-Geplänkel. Letzteres könnte man auch den "Tarantino-Virus" nennen, und damit meine ich nicht nur dessen bodenlose schauspielerische Leistung, die uns zum Glück nur ein paar Minuten lang belästigt. Sondern viel mehr die Etablierung einer übergeordneten, selbstreflexiven Ebene im Film, die uns die ironische Distanzierung des Erzählenden vom Erzählten viel zu deutlich unter die Nase reiben will.

Einfacher gesagt, "Sukiyaki Western Django" ruft viel zu laut: "Hey, wir nutzen gelernte Klischees, verwenden sie lässig in ganz neuen Zusammenhängen und erschaffen so den ultimativen Kult! Aber nur für Kenner!" Leider floppt der Film in dieser Hinsicht aber ungefähr so wie auch "Death Proof": die trashigen B-Movies, die hier wie dort zitiert und variiert werden, waren ja nicht in sich schon "Kult". Sie sind es tatsächlich erst für uns heute, da wir sie mit einem ungläubigen Grinsen und Kopfschütteln betrachten können - mit der mehr oder weniger deutlich formulierten Aussage "Was für eine Sch..." auf den Lippen. Den Müll von damals im Stil von heute neu aufzulegen, macht den Müll aber noch lange nicht zu Gold. Das taugt höchstens zu einer zweifelhaft amüsanten Nummernrevue, aber nicht zu einem in sich über seine ganze Laufzeit unterhaltsamen Film. Es sei denn, man hat mehr Spaß daran, permanent Querverweise zu entdecken, zu diskutieren und sich dafür selbst auf die Schulter zu klopfen als daran, einen Film als Unterhaltung zu genießen.

Dass es Tarantino bei seinen jüngeren Werken mehr um eine solche außerfilmische Ebene als um den Film selbst ging, dürfte klar sein (und da sitzt dann die beliebte Schmähung "pseudo-intellektuell" endlich mal). Gut, Miike hat das Spiel mit dem Betrachter, mit der Wahrnehmung durch den Rezipienten und dessen Rolle, auch längst schon zum Teil vieler seiner Konstrukte gemacht. Aber bis dato hatte er, soweit ich das überblicken kann, den Film selbst darüber nicht vernachlässigt. Hier ist das aber leider der Fall.

Denn an filmischen Ideen bietet "Sukiyaki" einfach viel zu wenig: die grotesk anmutende Ausgangsidee, einen klassischen Italo-Western ausschließlich mit Japanern zu besetzen, die auch noch alle ausschließlich (gebrochenes) Englisch sprechen und in einer Landschaft herumlaufen, die Japan mit dem "Wilden Westen" kreuzt, ist zwar schön schräg und sorgt erst mal für einiges Schmunzeln. Aber wie das mit albernen Witzen nun mal so ist: irgendwann sind sie einfach durch, und da muss dann schon noch was kommen... die absurde Idee muss gefüllt und weiter vorangetrieben werden... aber das passiert hier leider nicht.

Wir bekommen ein paar mehr oder minder bescheuerte Charaktere serviert, ein wenig Slapstick, ein paar Shoot-Outs, zwischendurch einen peinlichen Homosexuellen-Witz... und das war’s auch schon. Kann sein, dass das Western-Freunden in Verbindung mit der konventionellen Story reicht. Mir war jene deutlich zu lahm inszeniert - und um als abseitiger Film zu funktionieren, war "Sukiyaki" wiederum viel zu brav.

Für einen spannungsvollen Film viel zu wenig Adrenalin, für eine Groteske viel zu wenig schräge Ideen, für ein "postmodernes" Machwerk - das dem Betrachter neue Deutungsebenen öffnet oder ihn sonst wie zur Auseinandersetzung mit dem Gesehenen zwingt - viel zu belanglos und letztendlich doch nur eins: trashig. Aber ohne dazu zu stehen, sondern bemüht clever.

Das kann ich nicht ausstehen, und vor allem habe ich mich hier auch schlichtweg erschreckend oft gelangweilt. Aber na ja - ich mag keine Western. Genrefreunde sollten darauf also nicht allzu viel geben: wer rauchende Colts und harte Reitersmänner mag und nur auf eine Spritze kreativen Inputs hofft, wer die immer gleiche Geschichte in einem anderen Umfeld und mit reichlich andersartigen Figuren neu erzählt bekommen möchte, könnte mit dem Ganzen wohl zufrieden sein. Dem nur selten aufkommenden Lachen nach zu urteilen, waren das in Frankfurt allerdings nicht zu viele Leute. Für mich der schwächste Film der Nights und nur 3,5 Punkte wert.

war im Metropolis 6, Frankfurt

Rohrkrepierer

Holt die Spaghetti nach Asien zurück!!!

Film Nummer 70 in gerade einmal 17 Jahren! Unglaublich, was dieser Takashi Miike zu leisten im Stande ist. Nicht nur, die schiere Menge an Filmen, nein, auch deren zugegebenermaßen schwankenden, aber nicht von der Hand zu weisenden Qualitäten sind es, die mich immer wieder erstaunen.

Daß sich dieser Mann dazu auch immer wieder selbst neu zu erfinden in der Lage ist, zeigt er nun eben mit seinem (fast) neusten Output: "Sukiyaki Western Django". Ein japanischer Italowestern? Irgendwie schon, wobei da ein sehr großes Fragezeichen um das Fragezeichen gezogen werden muß.

Miike lässt einen namenlosen Fremden in ein vom Goldrausch arg gebeuteltes und fast verlassenes Städtchen irgendwo im Nirgendwo einreiten. Fast verlassen deshalb, weil es doch tatsächlich noch zwei verfeindete Gruppen gehalten hat in diesem Loch. Die in hübsches Rot gewandeten Heikes (obwohl wir es hier nur mit Männern zu tun haben) und die in unschuldiges Weiß gehüllten, zahlenmäßig überlegenen Genjis. Unser japanischer Clint Eastwood Verschnitt ist heiß begehrt, nachdem er seine beeindruckenden Fähigkeiten am Colt demonstrieren durfte, doch er beschließt bei der alten Dorfschnapsdrossel unterzuschlüpfen und nach einem Pläuschchen die beiden Banden und ihre grundunsympathischen Anführer gegeneinander auszuspielen.

Als geschulter Westernfreund dürfte einem die Geschichte bekannt vorkommen und auch als noch geschulterer Easternexperte wird einem hier sicher einiges bekannt vorkommen. Da ich mich zugegebenermaßen nicht zu Zweiteren zählen kann, muß ich mich eben auf mein Corbucciauge und mein Castellariherz, sowie meinen Leoneverstand verlassen.

"Sukiyaki Western Django" spielt mit dem Zuschauer. Immer wieder fühlt sich der in wohlige Westernästhetik gekuschelte Zuschauer fremd und wird von bizarr anmutenden Regelverstößen wachgerüttelt. So stehen in einem typischen, schmuddeligen Westerndorf japanische Kondos und Pagoden in denen die Antihelden auf Tatamis die Philosophie der Samurai mit dem Schwert debattieren bis die Köpfe qualmen und bersten. Und zu allem Überfluß sprechen sämtliche Darsteller - allesamt natürlich Japaner (Tarantino hat zwei kleine Gastauftritte, die für Erheiterung sorgen) - ein ungeheuerliches Englisch, aber das war ja seinerzeit bei den vielzitierten Nudelessern Südeuropas oft auch nicht anders.

Miike hat sichtlich Spaß daran mit den ihm zur Verfügung stehenden Klischees zu spielen und immer wieder unzählige Filmzitate teils subtil zu verstecken, um sie dann reichlich wenig subtil auch dem begriffsstutzigsten Zuschauer ins Gesicht zu schlagen, dabei wildert er von Japan bis Schweden in einer Zeitspanne von grob geschätzt 1961 - 2020. Die an sich sehr dramatische und ernste Geschichte konterkarikiert er dabei durch albernste Blödeleien und immer wieder absurd anmutende Übertreibungen. Ein wahrhafter Spaß den immer gut gelaunten Darstellern bei diesem Hin und Her zusehen zu dürfen und den nächsten Blödsinn, oder das nächste geniale Zitat zu erwarten, zu goutieren und zu beklatschen.

"Sukiyaki Western Django" ist sicher kein reiner und schon gar kein ernster, oder sonderlich harter Western. Jedoch: es ist unzweifelhaft ein Western, es ist ein japanischer Western, ein mitunter alberner japanischer Western. Zweitweise sogar ein wirklich übermäßig kindischer alberner japanischer Western, aber es ist und bleibt ein Western! Wem dies als Empfehlung nicht reicht, es ist einer der ganz wenigen Western in denen es sogar schneit und selbst Klaus Kinski konnte mit seiner eisigen Präsenz nicht dafür sorgen, dass die Dächer der Pagoden innerhalb einer Szene mit Schnee bedeckt sein konnten. Ein Leistung die vielleicht nur ein Takashi Miike zu leisten im Stande war, dieser Mann kann sogar die Sonne am Himmel festbinden, davon bin ich jetzt überzeugt!

war im Cinecitta' 3, Nürnberg

T-Killa * 7.0

Für eine Handvoll Yen...

Wow!
Wenn sich Miike an einen Western heranwagt, darf man gespannt sein, was er alles so zusammenstellt. Dachte ich schon anfangs und wurde dennoch sehr überrascht.
Es ist wunderbar anzuschauen, wie viele Elemente hier zu einem sehr unterhaltsamen Film vermischt wurden. Irgendwie hat man bei jeder Szene das Gefühl an einen großen Klassiker erinnert zu werden. Dieser Film bietet erstklassige Unterhaltung, wenn auch wohl nicht nach jedermanns Geschmack.
Die Story ist recht simpel gehalten und man kein sein Gehirn ohne weiteres auf Durchzug stellen. Es gibt so viele lustige Details und Einlagen - einfach Klasse.
Nur hat man bisweilen das Gefühl, dass Miike vielleicht etwas zu viel reinpacken wollte, und der Film zieht sich doch etwas in die Länge.

war im Metropol 1, Stuttgart

funky_mariechen * 5.0

große Langeweile

Für mich ne große Enttäuschung.
Der Film ist schnarchlangweilig und aus dem witzigen Grundsetting wird viiiel zu wenig gemacht.
Desweiteren hatte ich wirklich Probleme den ganzen Kauderwelsch zu verstehen, da die Darsteller durch die Bank übelstes übers Knie gebrochenes Englisch sprechen. Da wären mir Untertitel doch deutlich lieber gewesen. Westernuntypisch wird hier nämlich wirklich viel gesprochen (wenn das auch scheinbar nur Inhalt vortäuschen soll, denn wirklich passieren tut ja nun auch nix).

Michaela * 9.0

Sie nannten ihn Django :-)

Sukiyaki Western Django ! Schon allein den Titel muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Ich habe mich vorher nicht über den Film informiert und war auf alles bzw. nichts gefasst - Miike ist ja ein sehr eigenwilliger Regisseur, der weder vor Perversitäten noch Gewalttätigkeiten noch Bizarrheiten zurückschreckt. In diesem Film verzichtet er auf das erstere, gewalttätig sind seine Protagonisten schon zwangsläufig aufgrund der Handlung und bizarre Typen machen das Ganze ja erst sehenswert. SWD ist gespickt mit Anspielungen - sei es Quentin Tarantino am Anfang, der sehr an den komischen kleinen Mann mit der überdrehten Sprache in Twin Peaks erinnert über Django, Duell in der Sonne, Kill Bill und sogar vor Shakespeare wird nicht zurückgeschreckt. Ein Western, wie er im Buche steht mit den verfeindeten Clans, dem Lone Ranger, schönen Frauen und dem mysteriösen Medizinmann. Achja und als Zugabe gibt es noch den Schatz der Sierra Madre (ach ne, war ja ein anderer Film).

Alles fühlt sich echt an und sieht aus wie in den Italo-Spaghetti-Western eines Sergio Leone. Aber trotzdem hat man die ganze Zeit das Gefühl im falschen Film zu sein. Schließlich scheint die mit Japanern besetzte Westernstory vor dem Hintergrund eines Samurai-Japans konträr zu sein. Allerdings fühlte ich mich gut unterhalten und bis auf Tarantino haben mir eigentlich auch alle Schauspieler gut gefallen.

38 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Sukiyaki Western Django
  • Score [BETA]: 65
  • f3a.net: 6.1/10 38
  • IMDb: 6.8/10
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-24 06:29

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