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Review Super Dark Times

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Die Freundschaft in den Zeiten des Discmans
von D.S.

Die 90er. Kein so super schönes Jahrzehnt, vor allem in kultureller und ästhetischer Hinsicht aber lange nicht so gruselig wie die 80er. Und von der gegenwärtigen Popkultur auch lange noch nicht so ausgeschlachtet wie ebenjene. Wer an die 80er denkt, der weiß mittlerweile, woran er da zu denken hat. Und bei den 90ern? Hmm. Vielleicht an den Discman?

Tatsächlich lässt sich SUPER DARK TIMES längst nicht so klar in einer bestimmten Epoche verorten, wie das bei anderen vergangenheitszentrierten Jugendfilmen jüngerer Zeit der Fall ist. Ich will hier ja gar nicht schon wieder den unvermeidlichen DONNIE DARKO erwähnen, mit dem SUPER DARK TIMES ohnehin nur sehr wenig gemein hat und dessen Nennung vollkommen falsche Erwartungen weckt. Und der übrigens inzwischen auch schon 16 Jahre alt ist. Nehmen wir stattdessen zum Beispiel nur STRANGER THINGS oder auch IT (2017): Dort werden die 80er aus jeder Pore geatmet. Dass SUPER DARK TIMES Mitte der 90er spielt, lässt sich dagegen konkret an wenig mehr als einer Clinton-Rede im Fernsehen und dem genannten Discman festmachen. Speziell der Soundtrack ist in dieser Hinsicht enttäuschend; bekannte Musik des Jahrzehnts fehlt komplett, dafür gibt es gleich mehrere Songs aus den 80ern zu hören (u.a. von Black Flag und Wire).

Aber auch in seiner Stoßrichtung ist der Film längst nicht so klar definiert, wie man zunächst glauben möchte. Ja, es geht um das Hintersichlassen der Kindheit, das "erwachsene" Übernehmen von Verantwortung im Angesicht ernsthafter Probleme, es geht um Freundschaft und was sie ausmacht. Aber gerade letzterer Aspekt wird hier in gewisser Hinsicht mehr behauptet als gezeigt: Zach (Owen Campbell, THE AMERICANS) und Josh (Charlie Tahan, WAYWARD PINES) führen zu Beginn der Handlung zwar typische Jungsgespräche, hängen zusammen rum und sind in dasselbe Mädchen verknallt. Aber wie beste Freunde, die eine gemeinsame Vergangenheit wirklich verbindet und die füreinander durchs Feuer gehen würden, wirken sie nicht.

Dementsprechend kann ihre auf den ersten tragischen Höhepunkt des Films folgende fortschreitende Entfremdung voneinander den Zuschauer auch kaum emotional treffen – so er sie denn überhaupt richtig mitbekommt, denn im Fokus der Handlung stehen zunächst mal diverse andere Dinge. Zu viele, vielleicht. Fast folgerichtig wirkt die Eskalation im Finale nicht unbedingt nachvollziehbar; ja, da ausreichende Erklärungen fehlen, fast sogar komplett unglaubwürdig.

Die Entwicklung der Handlung wird von zwei Personen getrieben. Der Film konzentriert sich jedoch nur auf eine davon. Da es aber um Freundschaft geht... oder etwa doch nicht? ... fehlt dem Gezeigten ein Standbein.

Wirklich erschüttern konnte mich SUPER DARK TIMES deshalb nicht, verzaubern wie (da ist er dann doch wieder) DONNIE DARKO ohnehin nicht – woran neben der hier fehlenden "magischen Ebene" übrigens auch die Filmästhetik Schuld trägt. Die ist nämlich leider Videoästhetik.

Dennoch handelt es sich um einen guten, sehenswerten Film mit einigen sehr intensiven Momenten, der von tollen Darstellern getragen wird und uns in eine spezifische, geschlossene Erlebniswelt versetzt. Den falsch geschürten Erwartungen wird er jedoch nicht so ganz gerecht und verblasst mit den letzten Einstellungen sogar fast etwas in der Beliebigkeit. Deshalb von mir "nur" 7 von 10 Punkten. Hatte mir mehr erhofft.

war im Cinestar, Frankfurt

49 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Super Dark Times
  • Score [BETA]: 71
  • f3a.net: 6.4/10 49
  • IMDb: 6.5/10
  • Rotten Tomatoes: 83%
  • Metacritic: 70/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-24 04:17

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