s Sweetness (2025) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Sweetness

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Reviewer

Herr_Kees * 5.0

Misery loves company

„Ooh Sweetness / Sweetness, I was only joking when I said / I'd like to / smash every tooth in your head…“ The Smiths

Rylee ist verknallt in Payton. Das Problem: Payton ist Sänger der bekannten Popband „Floorplan“ und damit für Rylee unerreichbar. So scheint es. Doch das Fangirl hält eisern an ihren Träumen fest. Und als die Band in ihrer Stadt gastiert, landet Payton tatsächlich durch eine Verkettung von „glücklichen“ Un- und Zufällen in ihrem mit Paytonpostern tapezierten Jugendzimmer. Da der Star gerade ein Drogenproblem zu haben scheint, sieht Rylee ihre Stunde gekommen – sie setzt Payton auf kalten Entzug. Wer weiß, vielleicht schreibt er dabei ja einen neuen Hit?

SWEETNESS ist so etwas wie die jugendfreie Variante von MISERY für die Gen Z. Leider hat Regisseurin und Autorin Emma Higgins dabei völlig den Biss vergessen. Klar, Rylee macht ziemlich böse Sachen. Aber das ist wenig überraschend und auch wenig involvierend.

Das liegt unter anderem daran, dass Kate Hallett zwar sicherlich eine talentierte junge Schauspielerin ist, hier jedoch nur eine Note zum Spielen bekommt: Sie ist von Anfang der verblendete Teen, der sich tatsächlich Chancen auf den Star ausrechnet und einfach weiter weltfremd bleibt, um alles um sie herum so zu regeln, dass ihr die Sterne weiter günstig stehen. Dass sie dabei über Leichen geht, scheint sie weder besonders mitzunehmen, noch kippt sie dadurch weiter in den Wahnsinn.

Auch sind Rylees Charakter und ihre Situation nicht sonderlich glaubhaft gezeichnet: Ein Mädchen, dass sich äußerlich so als Außenseiterin positioniert und von ihren Klassenkameradinnen auch als solche geschnitten wird, soll ausgerechnet Fan dieser Mainstream-Mädchenpopband sein? Die zwei Songs von „Floorplan“, die wir im Laufe des Konzerts mit anhören müssen, sind zwar nette Nummern – aber doch keine Musik für Rylee und ihre Freundin!

Wenn der Rest des Films wenigstens etwas Interessantes oder Neues zu bieten hätte, wäre dies kein Problem. Aber so stimmen einfach viel zu viele Details nicht und wir bekommen hier nichts, was wir nicht in DER FAN, dem genannten King-Klassiker oder THE LOVED ONES nicht schon böser und besser gesehen hätten. Selbst das Ende verpufft hier antiklimaktisch, anstatt noch eine Spitze draufzusetzen. Der Generation Z ist wirklich eine besser MISERY-Variante zu wünschen!

war im das Metropol, Stuttgart

Leimbacher-Mario * 6.5

Wenn du dein Idol triffst … mit dem Baseballschläger!

„Sweetness“ wandelt ungeniert auf den Spuren von „Misery“ (ohne zu einem reinen Abklatsch zu degenerieren) und erzählt von einem weiblichen Superfan eines Popsängers, die zufälligerweise genau von ihrem Rockstaridol nach einem Konzert angefahren wird … und der dann wiederum über Umwege angekettet in ihrem Kinderzimmerbett landet. Irgendjemand muss ihm ja die Drogen und Flausen aus dem Kopf „pflegen“… Oder? Oder?! ODER?!?

Genauso dumm wie süß

Wenn man ein gutes Stück ausblendet, dass „Sweetness“ (wie vieles Andere im aktuellen Genrezirkus auch) sehr deutlich alte Muster recht dreist und platt in die Gen Z hievt, dann geht der schwarzhumorige Kidnapthriller schon in Ordnung. Die kleine, fiese Hauptdarstellerin ist ein Highlight und schön hassenswert - immer ein top Zeichen für eine gute Antagonistin, die hier zeitgleich auch Protagonistin ist. Es gibt bissige und blutige Spitzen. Ein paar beabsichtigt blöde Plattitüdensongs. Und den immer gerne gesehenen Steven Ogg in einer Nebenrolle, der leider viel zu wenig zu tun bekommt. Ansonsten fällt „Sweetness“ im Finnish etwas in sich zusammen, man muss bei einigen dummen Entscheidungen, Dialogen, Zufällen insgesamt eineinhalb Augen zudrücken und nicht zu sehr auf Logik und Realität drängen. Und sich selbstredend nicht zu oft an andere Thriller mit diesem Konzept erinnern. Oder diese im besten Fall gar nicht erst kennen. Und somit wird „Sweetness“ bei seiner jungen Kernzielgruppe sicher gut funktionieren. Ohne zu sehr gewolltes Kultpotenzial. Denn wirklich etwas zu sagen zur manchmal giftigen bis (für beide Seiten!) gefährlichen Wechselwirkung zwischen Fan und Star hat er nur sehr, sehr wenig.

Misery rocks Company

Fazit: Ganz netter „Fan-nimmt-Rockstar-Geisel-Thriller“ mit viel schwarzem Humor, einer wunderbar hassenswerten jungen Dame und ein paar gemeinen Spitzen. In seinen besten Momenten hatte ich „The Loved Ones“-Vibes. Insgesamt aber (gerade für alte Hasen und Vielgucker!) dann doch weder böse noch cool genug, weder so radikal noch so giftig, wie er meint zu sein. Desiree Nosbusch lacht darüber nur müde. Und das Ende biegt's sich echt ärgerlich dumm hin… Da war (noch) mehr drin!

staunte im Residenz, Köln

D.S. * 7.0

Teenage Dirtbag

Rylee Hill ist 16, Halbwaise, klein und etwas moppelig. In der Schule gibt sie sich zudem scheu und unsicher, was sie natürlich zum perfekten Mobbing-Opfer macht. Ihr Kleidungsstil ist deutlich dem Auftreten von Billie Eilish nachempfunden, ihr Musikgeschmack genauso belanglos: Sie ist Fan der norwegischen Superstar-Popband „Floorplan“ und insbesondere von deren Sänger, Payton Adler. Tatsächlich ist jede Wand ihres Zimmers mit Fotos ihres großen Schwarms tapeziert. Kein Wunder, dass sie einsam und unglücklich ist, wird ihr Leben zu Hause doch außerdem erschwert durch die häufige Anwesenheit der von ihr verachteten neuen Freundin ihres Vaters, Marnie (eine zu Tode geliftete Amanda Brugel, THE HANDMAID‘S TALE, deren Figur vor allem durch ihre fragwürdigen Modevorlieben auffällt). Einzig ihre Freundschaft zur gleichaltrigen Sidney, die ihre Vergötterung von Payton zumindest ansatzweise teilt, hält sie über Wasser, wie es scheint.

Klassischer „Suburban Teenage Wasteland Blues“ also, und in einem Genrekontext kaum weiter erwähnenswert. Bis Rylee nach einem „Floorplan“-Konzert von keinem Geringeren als Payton angefahren wird. Zwar bleibt sie unverletzt, aber zur Wiedergutmachung bietet der Sänger ihr an, sie nach Hause zu fahren. Verständlicherweise kann sie ihr Glück zunächst kaum fassen, ebenso verständlicherweise redet sie sich schnell ein, Payton flirte mit ihr. Etwas weniger verständlich wirkt, dass sie kein einziges Beweisvideo ihrer Fahrt mit dem Star aufnimmt, ja, nicht mal ein Selfie mit ihm macht. Aber vielleicht lässt sich das ja dem Rausch ihrer Gefühle zuschreiben. Wie dem auch sei: Ihre verliebte Fassungslosigkeit weicht bald einer anderen, entsetzten. Nachdem er sie stundenlang im Auto vor dem Haus eines Bekannten hat warten lassen, entpuppt sich Payton nämlich als komplett druff. Unter massivem Drogeneinfluss schläft er am Steuer ein und baut fast einen schweren Unfall. Da fasst Rylee einen Entschluss: Sie wird der gepeinigten Seele zurück auf den richtigen Weg helfen. Sie wird ihn zum kalten Entzug bringen, ob er will oder nicht. Und wenn sie ihn dafür mit den Handschellen ihres Polizisten-Daddys an ihr Bett fesseln muss …

Dass das Geschehen binnen kürzester Zeit eskaliert, ist selbstverständlich. Dass Rylee und Sidney sich anfangs nicht ein einziges Mal ernsthaft fragen, ob die de-facto-Entführung eines internationalen Popstars wirklich so eine gute Idee ist, überrascht zumindest nicht, wenn man sich die Selbst-Zentrierung vor Augen führt, die unter Angehörigen der Gen Z offenkundig weitverbreitet ist ¬– sowie vor allem deren unerschütterliche Überzeugung, der moralische Nabel der Welt zu sein. Hierin zeigt sich meiner Meinung nach auch einer der größten Unterschiede zwischen SWEETNESS und Werken, die auf den ersten Blick als Vergleiche naheliegen, namentlich natürlich MISERY oder auch der trashige DER FAN: Rylee ist überzeugt, dass sie das, was sie tut, nicht für sich selbst tut. Sondern für Payton. Vordergründig ist sie keinesfalls selbstsüchtig wie Annie Wilkes oder einfach „blind vor Liebe“ wie Simone, vielmehr will sie einem armen, seelisch schwer verletzten Menschen etwas Gutes tun, ihn heilen, ihn vielleicht auch erziehen. Und so wird sie in Abgrenzung zu den zuletzt Genannten vom Drehbuch auch nicht als manifest Wahnsinnige gezeichnet. Sondern als nüchtern überlegende, von der Rechtschaffenheit ihres Vorgehens überzeugte „Helferin“. Wie gesagt – das trifft das Selbstbild vieler Gen-Z-Angehöriger detailgenau. Und verleiht SWEETNESS dadurch eine Schärfe, die sich viel mehr im Subtext als auf der Leinwand offenbart.

Da die junge Kate Hallett ihre Riley bis zum Finale erschreckend glaubwürdig zum Leben erweckt, da dieses Finale konsequent finster gestaltet ist und da der Film auf dem Weg dorthin immer wieder fein platzierte Überraschungen und auch Lacher einstreut, habe ich an SWEETNESS kaum etwas auszusetzen. Wenn man mal vom Detail absieht, dass „Floorplan“ in Hallen und vor Publikumsmengen auftreten, die für solche angeblichen Superstars viel zu klein ausfallen. Ansonsten weiß der Film durchweg blendend zu unterhalten. Zwar hat er inhaltlich nicht wirklich etwas Neues zu bieten, er serviert seine Handlung aber rundum souverän inszeniert. Und eben mit einer Galligkeit gegenüber seiner Hauptzielgruppe, die ihresgleichen sucht. 7 Punkte von mir.

war im Harmonie, Frankfurt

21 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Sweetness
  • Score [BETA]: 78
  • f3a.net: 6.3/10 21
  • IMDb: 7.6/10
  • Rotten Tomatoes: 95%
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2025-11-13 06:47

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