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Review Symbol

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Engel sind auch nur verzogene Teufel
von D.S.

Hitoshi Matsumoto ist neben Takeshi Kitano der bekannteste Komödiant Japans. Im Gegensatz zu diesem hält er sich beim filmischen Output jedoch außerordentlich zurück: "Symbol" ist erst sein zweites Langwerk nach "Dainipponjin" ("Big Man Japan") von 2007. Dafür hat er bislang aber auch eine 100%ige Trefferquote erzielt, wenn es um großartig-absurden Spaß geht. Für seinen Zweitling gilt dabei umso mehr: es gibt keine Konventionen. Es ist nichts vorhersehbar. Einen Sinn kann man zwar suchen - und bei einem Titel, der das derart nahelegt wie "Symbol", liegt das wohl nahe -, aber man muss nicht erwarten, ihn auch zu finden.

Dabei funktioniert dieser Film meiner Meinung nach um einiges besser als Matsumotos Debüt. Wo sich bei "Dainipponjin" zwischenzeitlich Langeweile einschlich, kommt man hier aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Deutlich mehr Geld scheint auch geflossen zu sein, "Symbol" ist jedenfalls durchweg schön anzuschauen und gegen Ende sogar ein Augenschmaus. Der Vorgänger ist von der Optik her eher anstrengend, finde ich.

Worum geht es aber nun? Schwer zu sagen, und ich will auch gar nicht groß heruminterpretieren. Die Handlung jedenfalls dreht sich um einen Mann (gespielt von Matsumoto selbst), der eines Tages in einem vollständig leeren, weißen, geschlossenen Raum aufwacht. Er weiß nicht, wie oder warum er dort hingekommen ist und versucht verzweifelt, seinem mysteriösen Gefängnis wieder zu entkommen. Diese Ausgangslage erinnert natürlich stark an "Cube", doch anders als bei diesem geht es hier nicht um verborgene Fallen und tödliche Gefahren. Vielmehr um eine Art Erziehung, wie eine Schrifttafel uns mitteilt.

Und so füllt sich kurze Zeit später der Raum mit einer gewaltigen Menge wild herumflatternder, kichernder animierter Kinderengel (Putten). Die verschwinden zwar gleich wieder in den Wänden, ihre Penisse bleiben jedoch zurück und hängen nun dort als seltsame Dekoobjekte. Sie haben allerdings eine Funktion: wenn unsere Hauptfigur einen von ihnen drückt, ertönt ein heller Ton und ein Gegenstand wird ins Zimmer geworfen. Nun ist es an unserem Protagonisten, die verschiedenen Penis-Tasten auszuprobieren und herauszufinden, welche teilweise grotesken Überraschungen sie für ihn parat halten. Und - ob es eine Möglichkeit gibt, jemals wieder aus dem Raum herauszukommen...

Es dauert eine ganze Weile, bis er und wir einen Schritt weiterkommen. Währenddessen schneidet der Film immer wieder zu einer offenbar parallel ablaufenden Handlung: ein erfolgloser mexikanischer Wrestler, an dessen Siegeschancen nur sein kleiner Sohn glaubt, bereitet sich auf einen spektakulären Fight vor. Dabei lernen wir auch den Rest seiner Familie kennen und erhalten Einblicke in sein abstruses Leben. Ob und inwieweit diese Geschichte mit dem Haupthandlungsstrang zu tun hat - das erschließt sich erst nach der Hälfte des Films.

Wenn man "Symbol" nun etwas vorwerfen kann, dann wohl, dass er sich insgesamt etwas zu viel Zeit lässt. Sowohl bei diesem Teil der Erzählung als auch bei der im "Penis-Raum" spielenden. Bei letzterer hat man als Zuschauer das Prinzip, nach dem die Handlung fortschreitet, höchstwahrscheinlich viel schneller verstanden als die Hauptfigur - die noch lange planlos herumirrt, als wir schon auf eine Weiterentwicklung warten. Als die dann jedoch endlich beginnt - im mit "The Implementation" betitelten Teil des Films -, nimmt sie umso mehr Fahrt auf und entschädigt für die kleine Durststrecke zwischendurch. Gegen Ende wird "Symbol" dann vielleicht sogar ein wenig zu schnell. Jedenfalls passiert im letzten Teil des Films definitiv mehr als genug...

Und schlussendlich ist "Symbol" damit ein großer Spaß, über den man viel nachdenken oder von dem man sich einfach vor lauter Absurdität und wahnwitzigen Einfällen begeistern lassen kann. Ein zufriedenes Grinsen ist bei jedem Freund der Schrägheit jedenfalls garantiert, und darum von mir 7,5 Punkte.

war im Metropolis 8, Frankfurt

41 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

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  • Score [BETA]: 71
  • f3a.net: 6.9/10 41
  • IMDb: 7.2/10
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-20 11:40

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