s Tag (2015) Review - Fantasy FilmFest Mobil
Menü

Reviews Tag

Finden

Reviewer

lexx * 8.5

Windeseile

Das sind immer noch meine liebsten FFF Beiträge. Eine irrwitzige, skurrile Idee die ohne Tabus und mit viel Fantasie umgesetzt wird. Wenn sich dann noch ein wahnsinniges Genie wie Sion Sono dem Stoff annimmt, ist eine Granate garantiert. Gut, man sollte die Erwartungen nicht zu hoch hängen, aber man bekommt das, was man von Sono zu erwarten hat. Besonders hervorheben möchte ich den treibenden Soundtrack, der beim heranrauschen des tödlichen Windes ertönt. Wirklich mitreißend und ganz großes Kino!

war im Cinestar, Frankfurt

D.S. * 8.0

"Life is surreal. Don’t let it consume you."

Über weite Strecken ist TAG zunächst mal so etwas wie ein feuchter Otaku-Traum: japanische Schulmädchen in knappen Uniformen, deren Röcke regelmäßig vom Wind emporgeweht werden oder der Kamera andere Anlässe bieten, auf die Schlüpfer darunter zu fokussieren – und über drei Viertel der Laufzeit des Films keine einzige männliche Figur in Sicht, die davon störend ablenken könnte. Wohl aber verschiedene übernatürliche und offenbar übernatürlich motivierte menschliche Kräfte, die wenig Interesse am Aufkommen erotischer Stimmung haben – und TAG dadurch mit voller Wucht zu einem zum FFF passenden Erlebnis machen: Sie metzeln die Jungmädchen nämlich mehrfach ohne jede Gnade nieder und bescheren uns mitunter die heftigsten Blutbäder, die man überhaupt jemals auf einer Leinwand zu sehen bekommen hat. Speziell die Eröffnungssequenz lässt einen in ihrer Metamorphose von Kitsch-Ästhetik zu Splatter-Exzess nahezu sprachlos zurück.

Ohnehin ist dieses jüngste Werk von Großmeister Sion Sono geprägt von extremen Kontrasten; vom plötzlichen Wandel scheinbar alltäglicher Handlungssequenzen mit ruhig-harmonischer Grundstimmung zu alptraumhaften Szenarien voller hemmungsloser Gewaltexplosionen, aber auch vom kontinuierlichen Wandel der Hauptfigur – die ***SPOILER***als Schülerin Mitsuko in den Film startet, aber mehrfach unfreiwillig Namen und Aussehen wechselt, ihre Erinnerungen an das zuvor Erlebte dabei jedoch behält. Und vom Geschehen mindestens genauso verwirrt wird wie der Zuschauer.

Am Ende von TAG wird uns zwar eine Art Erklärung für das Gesehene angeboten, diese bleibt aber hochgradig kryptisch und offen für jede Art von Interpretation. Als klassische Story kann die Handlung eigentlich beim besten Willen nicht gelesen werden; vielmehr erscheint sie mit ihren schier willkürlichen Sprüngen, ihren zahlreichen mehrdeutigen Ebenen und ihrem Symbolismus wie die nahezu perfekte filmische Umsetzung einer Traum-Narration – einzig Quentin Dupieux’ REALITY geht hier noch einen Schritt weiter, fühlt sich in seiner Escher-artig absurden Verschlungenheit noch ein Stück "traumhafter" an.

Damit ist auch klar, dass TAG jenseits seiner Blutfontänen bei weitem nicht jedem Genrefan gefallen dürfte. Wer nach einer stringenten Erzählung dürstet, wer nach Sinn oder zumindest nach klaren Antworten auf aufgeworfene Fragen sucht, wird sich hier bald genervt abwenden, denn Sono verfolgt konsequent nichts anderes als seine persönliche künstlerische Vision.

Wer aber grandiose, grandios abseitige Absurditäten, wilde Stimmungswechsel und unvorhersehbare Wahnsinnsexzesse schätzt, das Farbenfrohe gerne blutig und das Blutige gerne hintergründig seltsam hat – der wird in Mitsukos Alptraumreise seine Erfüllung und vielleicht sogar seinen Filmgral des Jahres 2015 finden. Aus meiner Sicht ein unverzichtbares Erlebnis und eines der absoluten Highlights der FWN 2015, dicke 8 Punkte.

staunte im Cinestar, Frankfurt

Herr_Kees * 6.5

Japanese High School Girls in Trouble

TAG beginnt mit einem der heftigsten WTF-Momente der jüngeren Filmgeschichte und hinterlässt den Zuschauer anderthalb Stunden später mit ebendiesem Gefühl – das ist etwas unbefriedigend, tut dem Filmvergnügen jedoch keinen Abbruch, wenn wir mit der Protagonistin durch ihre Wunsch- und Alpträume (oder sind es Parallelwelten oder gar ein kosmisches Spiel?) hetzen, denn diese sind so abenteuerlich, irrwitzig und überraschend gestaltet, dass es für Genrefans ein wahres Fest ist.

verweste im Metropol, Stuttgart

Leimbacher-Mario * 5.5

Sion Sono surreal

Ich habe noch nie einen Sion-Sono-Film gesehen, auch wenn moderne Klassiker wie "Love Exposure" weit oben auf meiner "Noch-nachzuholen"-Liste stehen. Also wisst ihr, was euch bei diesem Review erwartet, Objektivität & so ;). "Tag" ist ein besonderer Film, ein unabhängiger, fast unbändiger & vor allem unberechenbarer Film, der nur seinem unheimlich kreativen Meister Sono gehorcht. Dafür braucht man keine Erfahrung mit ihm. Ein klassischer Fall von Love-or-Hate. Und da ich den Schlüssel nicht gefunden habe - dafür aber eine Menge Langeweile, Kopfschütteln & Ratlosigkeit -, darf man mich ruhig zur Hate-Seite zählen. Während ich ihn also eher als einen der anstrengenderen, schwächeren Filme der FFF White Nights aufgenommen habe, gab es genauso extrem positive Stimmen. Wer den Film objektiv gesehen hat, wird beide Seiten sicher absolut nachvollziehen können.

In diesem kaum zu beschreibenden Fiebertraum eines Schulmädchen-Popo-Fans durchläuft eine junge Heldin mehrere gefährliche, sehr surreale Situationen. Ein höllischer Wind durchschneidet Fleisch wie Butter, Lehrer, die gerne Spontan-Massaker veranstalten oder einfach mal ganze Änderungen ihres Charakters bzw. Erscheinungsbilds. Eine abgedrehte Mischung aus "Battle Royale", Videospiel & Cronenbergs unterschätztem "eXistenz". Manchmal zum Wegschmeißen lustig, öfters zum Einschlafen. "Tag" ist eine tickende Bombe, die einem bei Explosion Schlüpper, Gedärme & Abstrusitäten um die Ohren haut. Und gehörig Gesellschaftskritik - wobei vor allem die Männer nicht gut weg kommen. Kann ich mit leben. Muss ich mit leben.

Optisch ist der Film aufregend, wirkt aber eher unscharf, manchmal sogar billig & vielleicht sogar überhastet. Kein Wunder bei Sonos Output an Filmen. Auch die Fülle an Ideen überfordert - zumindest beim ersten Sehen. Vollgestopft & überladen wäre untertrieben. Genial & bahnbrechend übertrieben. Auch wenn mir der Grundgedanke als Teilzeit-Zocker gefällt & konsequent erscheint, verlor ich schon vor dem (etwas) aufklärenden Finale die Lust am Film. Einfach nicht meine Tasse Blut. Ein kurioser Mix aus Trash & intelligentem Kultfilm - findet sicher & zu recht sein Publikum. Ich gehöre nicht dazu. Ein fast essenzieller zweiter Durchlauf, dann ähnlich wie bei einem Spiel+, mit der Erfahrung & dem Wissen aus dem ersten Durchgang, wirkt auf mich ansprechend & abstoßend gleichzeitig... ich weiß nicht :/ Muss aber, glaube ich, sein.

Fazit: der Wind, der Wind, das notgeile Kind... sicher/hoffentlich nicht Sonos Stärkster, aber insbesondere Fans kommen scheinbar auf ihre Kosten & er zeigt mehr Facetten, als man zählen kann. Ich fand allerdings kaum Zugang & stehe einem zweiten Gucken nur sehr widerwillig gegenüber :(

glotzte im Residenz, Köln

24 Bewertungen auf f3a.net

Zurück

Bewertungen

Tag
  • Score [BETA]: 68
  • f3a.net: 7/10 24
  • IMDb: 6.6/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-24 22:44

Archiv Suche


oder ?