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Review Tales of Halloween

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Happy, happy Horrorween
von D.S.

So was nennt man dann wohl Liebesdienst – am Horrorfan. TALES OF HALLOWEEN hat durchaus diverse Schwächen, die man als „objektiver“ Reviewer wunderbar auseinandernehmen kann. Als eingefleischter Liebhaber des Genres und vor allem des titelgebenden Herbst-Totenfestes ist mir genau das aber fast unmöglich. Denn die Anthologie von zehn Kurzfilmen, die alle in der Nacht vor Allerheiligen in einer archetypischen US-amerikanischen Kleinstadt spielen und dabei teilweise auf dasselbe Figurenarsenal zurückgreifen, hat mich alleine schon durch ihre liebevoll ausgestaltete, nostalgische Gruselatmosphäre derart für sich eingenommen, dass sie jede Kritik in mir im Keim erstickt. Oder sie zumindest mit ganz viel Fan-Freude überdeckt.

Hinzu kommt natürlich das große „Entdecken und Wiedererkennen“-Spiel, mit dem hier hocheffektiv an niedere Nerd-Triebe appelliert wird. Die Erfinderin des Projekts, die seit dem 31. Oktober (!) 2007 mit Neil Marshall verheiratete belgische Schauspielerin und Regisseurin Axelle Carolyn, hat eine wahre Armada an hochgeschätzten bis legendären Genrevertretern aufgefahren, die sich in Cameos, kleinen und größeren Rollen die Ehre geben. Mit Auftritten von zum Beispiel Joe Dante, John Landis, John Savage, Stuart Gordon, Mick Garris, Barbara Crampton, Barry Bostwick, Lin Shaye, Pollyanna McIntosh, Adam Green, James Wan und – in der Rahmenhandlung ihre Rolle als Radiomoderatorin Stevie Wayne aus THE FOG zitierend – Adrienne Barbeau gibt es hier für Kenner an jeder Ecke geliebte Gesichter zu entdecken.

Und auch regieseitig geben sich Fan-Favoriten die Klinke in die Hand. So umfasst TALES etwa Beiträge von Lucky McKee (THE WOMAN), Darren Lynn Bousman (SAW II-IV), Neil Marshall (THE DESCENT), Mike Mendez (BIG ASS SPIDER!), Dave Parker (THE HILLS RUN RED) und Adam Gierasch (NIGHT OF THE DEMONS-Remake) – sowie eine Episode, die von Andrew Kasch und John Skipp inszeniert wurde. Welche sich im Zusammenhang mit der NIGHTMARE ON ELM STREET-Saga einen besonderen Platz in den Annalen der Horrorfilmgeschichte gesichert haben.

Aber auch abgesehen von den großen Namen, in Sachen Handlung(en) und Inszenierung(en), ist der Episodenfilm weitgehend ein einziges Fest. Jedenfalls, wenn man nicht auf ernsthaft düsteren Horror und verstörende Schocks aus ist: Von wenigen Ausnahmen abgesehen, präsentieren sich hier alle Erzählungen eher als „leichter“ Grusel – mit mal stärker, mal schwächer ausgeprägtem, aber stets angemessen schwarzem und gorelastigem Comedy-Unterton. Nicht nur darin erinnert die Anthologie an klassische Vorbilder wie TALES FROM THE CRYPT oder CREEPSHOW: Storytelling und künstlerische Gestaltung geben sich in den meisten Fällen dezidiert altmodisch. Stilistische Experimente wie in V/H/S oder ABCs OF DEATH sind – außer in Lucky McKees Beitrag – kaum vorzufinden, CGI-Effekte spielen nur eine untergeordnete Rolle: Im Look & Feel könnte TALES glatt der goldenen Epoche des Horrorfilms entstammen. Wozu auch passt, dass seine Titelmelodie vom extra dafür aus dem Ruhestand zurückgekehrten Lalo Schifrin komponiert wurde – der unter anderem 1980 für den Score von THE AMITYVILLE HORROR für den Oscar nominiert wurde.

Seine Musik trägt neben dem wunderbar creepy Set-Design dazu bei, dass der Film von Anfang an mühelos mit der Stimmung jener Nacht gefangen nehmen kann, in der es nur einen dünnen Trennschleier zwischen der Welt der Menschen und Geister gibt. In der Teufel und Dämonen ihre ganz eigene, wilde Party feiern. Und in der „Trick or Treat“ zu einer Entscheidung um Leben und Tod werden kann.

Auf die einzelnen Episoden will ich hier nicht weiter eingehen. Wie bei Anthologien üblich, ist das Qualitätsniveau schwankend – aber auch in Stil und Tonalität unterscheiden sich die einzelnen Beiträge erheblich. Vom klassischen Urban-Legend-Slasher (die Eröffnung SWEET TOOTH von Dave Parker) über die experimentelle Gruselmärchenverfremdung (DING DONG von Lucky McKee) bis zum Creature-Feature, das die Storyline von HALLOWEEN III neu interpretiert (BAD SEED von Neil Marshall), ist hier alles thematisch Adäquate vertreten. Highlight und Publikumsliebling ist aber definitiv FRIDAY THE 31st von Mike Mendez, der einen Zwilling von Jason Vorhees in einen grandios grotesken Kampf gegen ein Stop-Motion-Mini-Alien schickt. Kurz gesagt: trotz einiger Beiträge, die nicht ganz ausgereift wirken oder ihre Pointe verschenken, besticht das Gesamtwerk durch die Vielfalt der Storys und Herangehensweisen; sorgt so für durchgängig kurzweilige Unterhaltung und zahlreiche Aha-Momente.

Als Halloween-Horror-Anthologie muss sich TALES natürlich dem Vergleich mit dem verehrungswürdigen TRICK’R TREAT von 2008 stellen. Jener sieht dank höherem Budget noch besser aus und verbindet seine Segmente enger miteinander, insbesondere hat der Film von Michael Dougherty jedoch eine viel düsterere Grundstimmung: TALES ist weniger Horror, mehr kultige Unterhaltung. Aber solche, die alles richtig macht. Und den Halloween-Fan glücklich. Vollkommen subjektive 7,5 Punkte von mir.

verweste im Cinestar, Frankfurt

66 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Tales of Halloween
  • Score [BETA]: 76
  • f3a.net: 6.8/10 66
  • IMDb: 8.4/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-29 13:02

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