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Review Tales of the Unusual

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Volle Bandbreite Genuß.
von D.S.

Vier Geschichten bekommen wir hier serviert, wie sie unterschiedlicher wohl kaum sein könnten - verbunden dadurch, daß sie von einem mysteriösen "schwarzen Mann" (Tamori, der Presenter der gleichfalls TALES OF THE UNUSUAL heißenden japanischen Fernsehserie) einer Handvoll Reisender erzählt werden, die wegen massiven Regenfällen ein paar Stunden lang die Bahnhofswartehalle lieber nicht verlassen wollen.

Der Storyreigen beginnt mit einer klassischen Lagerfeuer-Geschichte, "One snowy Night": nach einem Flugzeugabsturz sind die 5 Überlebenden im tiefsten Schneesturm unterwegs zu einer Berghütte, wo sie auf Hilfe warten wollen. Einer von ihnen ist verletzt, und nach einigem hin und mehr beschließt man, ihn auf halber Strecke (in einem Schneeschutz eingegraben) zu hinterlassen, da man nicht mehr in der Lage ist, ihn weiter mit sich zu schleppen. Die verbleibenden vier erreichen schließlich die Hütte - wo jedoch seltsame Dinge geschehen ...
Diese Episode ist die einzige Horrorepisode des Films (hier leitet das Programmheft ein wenig in die Irre), und trotz leicht überraschenden Endes leider auch die meiner Meinung nach schwächste. Vergeßt HYPNOSIS (selber Regisseur); das hier bleibt recht konventionell, wenn auch packend. Ca 65%.

Rein für die Lachmuskeln ist SAMURAI CELLULAR: im 17. Jahrhundert findet ein führender Samurai ein Handy, aus dem ein junger Mann der Jetztzeit zu ihm spricht: er möchte gerne einige historisch akkurate Informationen über eine entscheidende Schlacht der japanischen Geschichte gewinnen, und bittet den Samurai deshalb, ihm detailliert zu schildern, was vorgefallen ist - und was vorfallen wird. Nicht nur ist die Grundidee dieser Episode herrlich absurd: auch die schauspielerische Leistung des "Samurai-Ministers" ist hervorragend. Alleine schon, wie er sich langsam (und für seine Umgebung schockierend) mit dem Handy anfreundet; und wie er, der er eigentlich ein feiger Hund ist, vom mysteriösen Anrufer zu immer weitergehenden Handlungen getrieben wird (und sich dabei mit dem Samurai-Verhaltenskodex auseinanderzusetzen hat) ... köstlich! Das Ende setzt dem ganzen dann nochmal eins drauf. Sehr schön! Ca. 70%

Die dritte Episode ist eine fürs Auge: CHESS. Vom visuellen Level und den Effekten her teilweise geradezu atemberaubend. Hier wird die Geschichte eines jungen Ex-Schachweltmeisters erzählt, der als erster namhafter Profi gegen einen Schachcomputer (namens SUPER BLUE!!! *lol*) verloren hat, und aus Verzweiflung darüber das Schachspiel aufgegeben hat. Drei Jahre später wird er von einem mysteriösen Mann zu einer Partie Schach herausgefordert, bei der die Grenzen zwischen Spiel und Realität vollständig verwischt werden: jeder Zug auf dem Spielfeld hat eine Konsequenz in der realen Welt - so, wie das Schachspiel an sich ursprünglich der Veranschaulichung der strategischen Kriegsführung dient (das behauptet zumindest der Film?!). Immer seltsamere und beängstigende Dinge geschehen, und schließlich sieht sich der Ex-Champion gezwungen, das Spiel (wieder) ernstzunehmen. Auch wenn ich persönlich das Ende der Story ein wenig enttäuschend fand: Kameraführung und Setdesign allein machen das hier zu wirklich großen Kino! Ca. 75 - 80%.

Zuletzt dann eine Episode, die sicherlich für die meisten FFF-Besucher am schwierigsten zu verdauen ist, und die auch etwas aus dem Rahmen von TALES OF THE UNUSUAL fällt: THE MARRIAGE SIMULATOR. Wie der Titel schon nahelegt: wie befinden uns in der nicht allzuweit entfernten Zukunft, und die neueste Erfindung eines Unternehmens, bei dem man seine Hochzeit mit allem Drum und dran (unter anderem das Verschicken spezieller Präsente zum 1-, 5- und 10jährigen Hochzeitsjubiläum) planen und organisieren kann, ist ein Hochzeits-Simulator: die DNA des potentiellen Hochzeitspaares wird gescannt, und basierend auf Erfahrungswerten und den bisherigen Verhaltensweisen der beiden wird berechnet, wie die gemeinsame Zukunft wohl aussehen könnte. Daß das alles für ein Hochzeitsunternehmen nicht UNbedingt die beste Idee sein könnte, stellt sich schon ganz am Anfang heraus, als wir ein Pärchen nach der Simulation bitter zerstritten erleben. Und auch für die beiden Hauptfiguren der Episode nimmt alles zunächst keinen guten Verlauf ...
Neben einigen Lachern bietet diese Episode Romantik pur, und zwar auf die typisch asiatische Weise (wobei das hier eher an Hong Kong erinnert). Neulingen in diesem Genre kann das dann stellenweise vielleicht kitschig vorkommen - aber wer ein wenig geübt ist und bis zur Story selbst durchdringt, kann fast nicht anders, als sich berührt (oder sogar den Tränen nahe) fühlen. Dicke 80%.

Zusammengenommen: herausragend gute Unterhaltung. Die Anlehnung an TWILIGHT ZONE ist offensichtlich, auch wenn hier nur eine Episode wirklich düster ist. Insgesamt sehr abwechslungsreich, und keine Sekunde langweilig!

war im Turm-Palast, Frankfurt

7 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Tales of the Unusual
  • f3a.net: 8.1/10 7
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-19 20:11

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