s Train to Busan (2016) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Train to Busan

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Reviewer

Fex * 10.0

Zombies Galore

Nach einem eher durchwachsenen FFF 2016 mit insgesamt zu vielen mittelmäßigen Beiträgen mit zu viel Gequatsche und zu wenig Spannung kann zumindest der Abschlussfilm voll und ganz überzeugen.
Wilde Zombiehorden zuhauf und das in einer Agilität, die sogar der neuen schnellen Variante seit dem "Dawn of the Dead"-Remake noch eins draufsetzt. Hier werden die Zombies teilweise richtig gestapelt, die purzeln nur so, drängeln und überholen sich beim Rennen und fallen auch mal von oben herab, wie die Käfer!
Ab ca. 10 Minuten geht es los, steigert sich permanent und der Adrenalinpegel wächst bis zum fast schon nervenzereissenden Schluss stetig. Das Schöne an dem Film ist, dass er Gott sei Dank nicht nur kammerspielartig auf den Zug beschränkt ist, sondern auch von den Sets her genug Abwechslung bietet, sodass auch optisch keinerlei Langeweile aufkommt. Die Zombies sind in der Geschichte sowieso schon überall. Die Story ist recht stringent, ohne Logiklöcher oder Peinlichkeiten, sodass man immer nur kurze, aber wohlplatzierte Verschnaufpausen bekommt, bevor der nächste Angriff kommt. Schlag auf Schlag, aber ohne, dass die verbleibende - sich zwar reduzierende - menschliche Seite zu kurz kommt. Die Charaktere haben genug Zeichnung, um als Figuren ausreichend Identifikationspotenzial zu bieten, sodass das Geschehen nicht nur am Zuschauer vorbeirauscht, sondern man sehr mit ihnen fühlt. Alle Darsteller sind recht überzeugend und gut, insbesondere die kleine Tochter ist richtig herausragend.
Insgesamt einer der besten Zombiefilme der letzten Jahre!

war im Cinestar, Berlin

Herr_Kees * 8.0

Zombies erster Klasse

TRAIN TO BUSAN folgt Aufbau und Dramaturgie eines klassischen Katastrophenfilms – eigentlich naheliegend für das Zombiegenre, aber selten in dieser Reinform umgesetzt. Entsprechend haben wir eine Reihe stereotyper Charaktere, die jedoch allesamt mit viel Herz und Verve interpretiert werden: den beschäftigten Vater mit der süßen Tochter, den schlagfertigen Muskelmann mit schwangerer Frau, die beiden älteren Damen, den bösen Geschäftsmann, den devoten Schaffner und, nun ja, eine Baseballmannschaft. Wir haben eine Ausnahmesituation (die Zombieinfektion und der letzte Zug in das womöglich sichere Busan), wir haben eine langsame Parallelentwicklung verschiedener Handlungsstränge, die beim Ausbruch der Zombie-Epidemie dramatisch kollidieren. Und wir haben gesellschaftliche Themen, die im Genrerahmen verhandelt werden, wie z. B. Egoismus und Selbstlosigkeit, Vorurteile und Ausgrenzung. Dass diese Themen dem Film wichtig sind, aber weder mit dem ganz großen Holzhammer präsentiert werden noch die Spannung bremsen (sondern sie im Gegensatz noch steigern), das macht aus TRAIN TO BUSAN nicht nur einen guten Horrorfilm, sondern einen richtig guten Film.

Auch im Genrevergleich kann sich der Film absolut sehen lassen: Die Exposition ist nicht länger als nötig und sowie die erste Infizierte in den Zug stolpert, geht der Thrillride los. Die Kreaturen sind teilweise angsteinflößend, die Zombieattacken sind extrem rasant und bedrohlich und in den Massenszenen brechen die Infizierten wie eine Naturgewalt über ihre Opfer herein – augenscheinlich inspiriert von WORLD WAR Z. Dazu gibt es immer wieder gut inszenierte Spannungsszenen und auch Atempausen. Und wenn man denkt, der Film hätte seine Endstation erreicht, dreht er noch mal richtig auf und findet schließlich zu einem sehr stimmigen, geradezu rührenden Schluss.

staunte im Metropol, Stuttgart

Leimbacher-Mario * 9.5

Bitte die Türen frei machen, alle Zombies sind zugestiegen

Was passiert, wenn man in Korea "Snowpiercer" mit der herausragenden Flugzeugszene aus "World War Z" kreuzt? Genau, ein Meilenstein im Zombiegenre. Eine rasende Zombieepidemie (deren Ausbruch schon der animierte Schwester-Film "Seoul Station" zeigte), ein Zug, der sich die Seuche gerade noch so einfängt & mittendrin einige wirklich coole, besondere Charaktere. Fertig ist ein epischer Action-Zombie-Kracher, den man eigentlich nur mögen kann. Klar sind die Figuren oft laufende Vorurteile, doch das nur, um die dem Regisseur wichtigen gesellschaftskritischen Botschaften anzubringen. Klar trägt er manchmal etwas dick, weinerlich & emotional auf - doch es nervt hier nicht, passt zum epischen Rest des Films & ist eben typisch asiatisch. Kein Wunder, dass er zum erfolgreichsten Film in Korea aller Zeiten wurde - trotzdem muss das ein waschechter Zombie-Blockbuster erst mal schaffen. Das eingangs erwähnte, wesentlich teurere Brad Pitt-Vehikel scheiterte daran kläglich & zum Teil zu recht - denn gerade, wenn man mit "Train To Busan" vergleicht, gewinnt der Koreaner in jeder Kategorie.

Die Darsteller sind durch die Bank schlicht Superstars & richtig cool, dazu ein Zombiedesign irgendwo zwischen blindem Monster & blitzschnellen Dämonen. Ganz klar eher am Dawn of the Dead-Remake als an klassischen Romero-Zombies. Die Hatz von Abteil zu Abteil & Bahnhof zu Bahnhof involviert einen ungemein & der Puls ist ständig bis unter den Hals am pumpen. Viele Zombiefilme wirken abgenutzt & blutleer, hier wird hingegen alles richtig gemacht. Apokalypse auf Schienen. Der Film geht ab wie ein Zäpfchen, die Effekte sind Weltklasse & so manch eine Massenszene wird man so schnell nicht mehr vergessen. Ich hätte ihn mir direkt nach dem Abspann noch mal angeguckt. Und es war schon 23 Uhr. Und ich musste morgen arbeiten. So gut & euphorisierend ist er. Entweder der Schlusspunkt unter dem aktuellsten Zombiehype oder der Start eines ganz neuen. So oder so: Er wird auch weltweit seine Wellen ziehen & jeden infizieren, der ihm zu nahe kommt. Er kann glatt, platt & zu massenkompatibel wirken - auf mich hatten jedoch gerade dieser straighte Ansatz, seine klaren, fast schon etwas kitschigen Aussagen & Wege & der minimalistische Schauplatz seinen Reiz.

Fazit: Ein Zombieklassiker ist geboren - Zombies on a Train ist der beste Abschlussfilm, den das Fantasy Filmfest je hatte & geht völlig zu recht in die Geschichte ein. Unterhaltsam, dramatisch, actionreich, hart, schnell - die volle Ladung ohne Atempause!

war im Residenz, Köln

D.S. * 7.0

Klischees on a Train

Familienunterhaltung auf Koreanisch: TRAIN TO BUSAN ist ein wirklich schön anzuschauender, wirklich spannend erzählter Zombiefilm der vollständig auf Nummer sicher gehenden Sorte. Dabei handelt es sich hier ohne Frage um einen extrem souverän inszenierten Film – durchaus erstaunlich bei einem Regisseur, der zuvor nur Animationsfilme umgesetzt hatte. Die Zugfahrt einer Reihe unterschiedlicher Charaktere aus Seoul Richtung Busan, die zum rasenden Versuch einer Flucht vor einer um sich greifenden Zombie-Epidemie wird, weist dabei bestenfalls einen losen Bezug zum Zeichentrick-Vorgänger SEOUL STATION auf: Die dort geschilderten Geschehnisse werden hier von den Fahrgästen im Zug in Nachrichtenzusammenfassungen auf TV-Monitoren gesehen. Zum Sequel jenes Films macht das TRAIN TO BUSAN aber nicht wirklich: Die Eröffnung des Films spielt in einem Seoul, in dem noch weitestgehend Alltag herrscht; es sind noch keine Viertel der Stadt abgeriegelt und den Zombies überlassen worden, tatsächlich weiß in der Öffentlichkeit sogar noch überhaupt niemand etwas von Zombie-Attacken.

Entsprechend lernen wir zwei der zentralen Charaktere in einer für sie ganz gewöhnlichen Situation kennen: Seok-woo, ein skrupelloser Fondsmanager, ist vollkommen von seinem Job eingenommen, seine kleine Tochter Su-an leidet unter seiner mangelnden Aufmerksamkeit. Sogar ihr furchtbar schiefes Vorsingen bei einer Schulaufführung hat er verpasst. Grund mehr für sie, auf einem besonderen Geburtstagswunsch zu beharren: Sie will ihre von ihm getrennt lebende Mutter in Busan besuchen. Nach einigem dramatisch angemalten Hin-und-Her über Vaterliebe erklärt sich Seok-woo schließlich bereit, gemeinsam mit ihr in den Zug zu steigen und sie bei ihrer Mutter abzuliefern.

Dankenswerterweise war es das dann auch mit der Exposition: Sekunden, bevor das Schienengefährt Seoul Station verlässt, springt eine offensichtlich kurz vor der Verwandlung stehende Infizierte hinein. Der Zug setzt sich in Bewegung, der Bahnhof wird von Untoten überrannt, und wir sind auf dem Weg... hinein in ein äußerst kurzweilig, stets tempo- und spannungsreich gehaltenes Zombieabenteuer, das sich jedoch große Mühe gibt, niemanden vor den Kopf zu stoßen und deshalb sowohl auf jede innovative Story- oder Narrationsidee als auch auf alle Ecken und Kanten, jede Radikalität verzichtet. So ist es schon einmal sehr auffällig, wie wenig wir hier an Gore und Splatter geboten bekommen – verdammt, im ganzen Film ***SPOILER*** segnet kein einziger Zombie das Zeitliche. Zwar gibt es zahlreiche Konfrontationen von Lebenden mit Untoten, und es wird mit Kräften mit Baseballschlägern und anderen Utensilien auf Zombieköpfe eingeschlagen, aber zur angemessenen SFX-Erfüllung führt das nie.

Und auch ansonsten wählt TRAIN TO BUSAN stets den massenkompatiblen Weg: Er positioniert Gut und Böse, Richtig und Falsch von Anfang an so überdeutlich, dass es schon plump wirkt. Da ist der erwähnte Vater, der nicht genug für seine Tochter da ist; der herzensgute Obdachlose; der eiskalt egoistische Geschäftsmann. Es reicht übrigens noch nicht, die Tochter als süßes kleines, unschuldiges Kind zu zeichnen: Sie muss als Verkörperung des moralisch Einwandfreien auch noch einer alten Dame ihren Sitzplatz anbieten, damit auch der Letzte begreift, dass Nächstenliebe das einzig Wahre ist.

Nun geben sich Zombiefilme ja schon spätestens seit Romero gerne mal als kaum verklausulierter soziopolitischer Kommentar. Und ganz so direkt wie SEOUL STATION äußert sich TRAIN TO BUSAN nicht. Aber fast. Der Holzhammer, der uns die fatalen Folgen von Egoismus vermittelt, wird jedenfalls auch hier mit Verve geschwungen. Noble Selbstaufopferung oder niederträchtige Selbstsucht – etwas anderes gibt es nicht. Ergänzt von regelmäßigen langen Großaufnahmen ernster, betroffener oder gar lautstark heulender Gesichter, die von rührseligen Streicher- und Pianoklängen untermalt werden, wird der Film zum besten Beweis dafür, dass Hollywood in Sachen Kitsch längst nicht mehr der ultimative Maßstab ist.

Die Story und alle ihre Charaktere kann man deshalb meiner Meinung nach komplett vergessen. Dass TRAIN TO BUSAN trotzdem ordentlich punkten kann, liegt neben seinem Tempo, dem fast ohne Atempause voranschreitenden Geschehen, zum einen an seinem Setting. Die zylinderförmige, extrem beschränkte Umgebung, durch die sich Menschen und Zombies kontinuierlich nach vorne kämpfen, ist vergleichsweise ungewöhnlich – und weckt natürlich immer wieder Erinnerungen an SNOWPIERCER. Zum anderen sind da die hochklassigen Produktionswerte. Man sieht dem Film an, dass er sicher nicht billig war, und vor allem im letzten Drittel sind auch einige sehr interessante visuelle Ideen zu goutieren.

Das Zombie-Design ist dabei allerdings nur mäßig. Wenn sich die Infizierten wie eine Flutwelle über Hindernisse ergießen, erinnern die "Zombie-Haufen" unabdingbar stark an WORLD WAR Z. In ihrer schieren aggressiven Masse entwickeln sie durchaus einiges an Bedrohlichkeit – sieht man sich die Gestalten aber im Einzelnen an, wirkt das Make-up nur manchmal beeindruckend, das Overacting dagegen häufig beschämend. Von einigen Korea-typischen Albernheiten im Verhalten der menschlichen Protagonisten ganz zu schweigen. Ebenso wie von dem nicht neuen, hier aber mal wieder sehr ins Auge fallenden Problem, dass manche Figuren nach einem Untoten-Biss nur Sekunden brauchen, um selbst zu einem brutal blutrünstigen Monster zu werden, andere aber noch minutenlang ihre menschliche Seite ohne jede Beeinträchtigung ausspielen können.

Vermutlich klingt vieles in diesem Review nach einer deutlich schlechteren Bewertung als ich sie vergeben werde. Nicht falsch verstehen: TRAIN TO BUSAN ist einer der fesselndsten, am besten inszenierten Zombiefilme der jüngeren Vergangenheit. Er ist durchgehend spannend, langweilt nie. Er hat nur leider keinerlei Innovation zu bieten, dafür eine Menge Kitsch und holzschnittartige, maximal eindimensionale Figurenzeichnung sowie den vielleicht dicksten Zeigefinger seit Jahren.

Deshalb verwundern mich die vielen rein euphorischen Bewertungen schon ein bisschen. Denn am Ende ist TRAIN TO BUSAN nichts anderes als glattes, simpel gestricktes Mainstream-Kino mit platten Charakteren und einer viel zu eindeutig gehaltenen Botschaft. Nichts Neues am Horizont, kein Vergleich etwa mit einem Werk wie THE GIRL WITH ALL THE GIFTS. Zombies für die Massen: Gut gemacht, aber ohne bleibenden Wert und mit sehr viel Kitsch. Spannend, aber brav und sehr simpel gestrickt – knappe 7 Punkte.

war im Cinestar, Frankfurt

Janina Himmen * 8.0

Genießen Sie den Tod in vollen Zügen

Es klingt so simpel, ist aber eine sehr effektive Mischung: Ein Zug und Massen an Zombies. Das reicht. Trotz seiner Laufzeit von fast 2 Stunden legt "Train to Busan" ein erstaunliches Tempo vor, ohne sich zu lange mit der Vorgeschichte aufzuhalten. Wir folgen einem Vater und seiner kleinen Tochter in den Zug nach Busan, der just in dem Moment abfährt, als der Bahnhof von Zombies überrannt wird. Und als sie sich auch in den Abteilen auszubreiten beginnen, geht es richtig rund.

Der Zug als Schauplatz wird perfekt ausgenutzt, ohne dass es langweilig wird. Und das Ganze wirkt bei weitem nicht nur wie ein Kammerspiel, sondern hier wird ordentlich Action geboten. Die Zombies werden als schnelle, aber dumme Horde dargestellt, deren Gefährlichkeit neben ihren Zähnen ihre schiere Masse darstellt. Manche Szenen haben mich dabei an "World War Z" erinnert, von dem man halten kann, was man möchte, aber die übereinandertrampelten Zombiehorden fand ich damals sehr beeindruckend. Ihr selbstzerstörerisches Verhalten lässt sie auch in "Train to Busan" noch unmenschlicher wirken.

Was den Gewaltgrad angeht, hält sich der Film mit Splatter und Gore ein wenig zurück. Aber das stört nicht, weil die Angriffe trotzdem bedrohlich wirken. Ein bisschen zu dick aufgetragen fand ich nur einige kitschige Szenen gegen Ende, und die Schwarz-Weiß-Zeichnung von Gut und Böse.

"Train to Busan" ist insgesamt ein temporeicher, professionell gefilmter Zombiestreifen mit so viel Zombieaction, dass er garantiert unterhält. Zu Recht war er in Südkorea ein großer Kassenerfolg und hat auch in Frankfurt für einen vollen Saal gesorgt. Genau das richtige als Festival-Abschluss!

Erstveröffentlichung

guckte im Cinestar, Frankfurt

Cinescout S * 9.0

Dieser Review enthält SPOILER!

Ursachenforschung bei 300KM/H. Und Zombies. Ne Menge Zombies.

Der diesjährige Abschlussfilm erfüllt endlich mal wieder nach Jahren der überbewerteten Filme alle Versprechungen. Wir erhalten mit diesem Hit aus Cannes einen Box-Office-Hit aus Korea, der es trotz des Hangs des südkoreanischen Kinos, dem US-amerikanischen Pathos in nichts nachzustehen, schafft, bis fast zur letzten Minute ein spannendes Gesellschaftsportrait der aktuellen koreanischen Generation zu bieten.

Sang-ho Yeon zeigt mit diesem Film, dass sein Anliegen die gesellschaftliche Verrohung und emotionale Abschottung der koreanischen Bevölkerung ist. Die Quelle dafür wird primär in der westlich orientierten Finanzwelt gesucht. Die Regierung scheint mit ihrer Neigung zum militaristisch anmutenden Ordnungswahn auch jeden Abweichungsgedanken im Quell ersticken zu wollen. Da in so einer Gesellschaft das soziale Band zwischen den Menschen verloren geht, beschleunigt und begünstigt dies in diesem Film eindrucksvoll den Ausbruch der Turbo-Zombies.

Überhaupt nutzt Sang-ho Yeon geschickt die „britische“ Mad-Cow-Disease/28-Days-Later-Gattung des Zombies mit einer ultrakurzen Inkubationszeit, um die drastischen Konsequenzen der „Jeder für sich selbst“-Einstellung noch deutlicher scheitern zu lassen.

Sehr gut gefallen hat mir auch, dass der Film sich trotz des rasanten Mittel- und Endteils am Anfang die nötige Zeit nimmt, um unser primäres Protagonistenpaar gut einzuführen. Was als klassisches Abziehbild einer geschiedenen Ehe mit Kleinkind beginnt, entwickelt sich im Laufe des Films zu einem differenzierten Charakterbild eines Vaters, der in vielen Situationen des Filmes seine (unterdrückte) Ethik neu bewerten muss. Im Gegensatz zu vielen Filmen wird hier nicht ein simples Ereignis im Film genutzt, um den Charakter von Böse auf Gut zu polen, vielmehr zeigt Sang-ho Yeon, dass er trotz der negativen Grundstimmung noch Hoffnung für die Gesellschaft sieht.

Selbst dem Charakter mit dem überzeugendsten Arroganz-Typ wird am Ende eine Szene eingeräumt, die nicht nur pure Panik ist sondern auch erlaubt, dass hier kein von Natur aus schlechter Mensch zu sehen ist. Vielmehr ist die einzige Parallele der vielen Figuren in diesem Film, dass sie alle durch das System und das Handeln der Mehrheit beeinflusst werden. Und dies zu hinterfragen ist die Aufgabe jeder gemeinschaftlich und freien Völkergruppe.

Abzüge gibt es nur für das Ende, welches zwar gerade vor dem Hintergedanken des Hoffnungsschimmers Sinn macht (schließlich gibt es auch beim Militär nicht nur blinde Befehlsbefolger), jedoch hätte ich mir zur Intensivierung der Ereignisse gewünscht, dass der Schuß gefallen wäre und dem Soldaten danach die Möglichkeit zur Reflexion gegeben wäre.

Trotz dieser letzten Szene, die eine maximale Wertung verhindert, eine klare Empfehlung und einer der besten 5 Filme dieses Jahr!

war im Cinestar, Frankfurt

Roughale * 9.5

Nächster Halt: Friedhof

Der FFF Abschlussfilm war schon immer eine Pflichtveranstaltung für mich und wenn es dann noch falsch als Zombies benannte Infizierte sind, dann erst Recht! Und da mache ich auch eine Ausnahme, was meine diesjährige Sprachauswahl angeht und lese doch einmal UT...

Der Film springt schön in eine klassische Infektionsthematik, die nur kurz und auch nur gerüchteweise zu Beginn erwähnt wird und macht sich danach um den Auslöser keine weiteren Gedanken, sondern zeigt die Auswirkungen anhand einer Gruppe die sich in einem Zug befinden, in den sich noch im letzten Moment vor der Abfahrt eine Infizierte reinschummelt. Das nimmt sehr schnell bedrohlichste Ausmaße an und hält den Film die ganzen knapp 2 Stunden in einem angenehmen Tempo, der zu unterhalten weiß. Die Hauptpersonen sind teilweise zwar relativ klischeemässig aufgeteilt, ich wurde aber mit einigen sehr schnell warm und somit steigerte sich auch die Spannung. Gut fand ich, dass man nie sicher sein kann, ob die Helden überleben, ***SPOILER***am Ende dachte ich glatt, dass sie die Night of the Living Dead Karte ziehen und die Schwangere und das Mädchen auch noch abknallen, das wär eventuell etwas zu viel der Guten gewesen - aber es wäre auch mutig gewesen!

Unter dem Strich bleibt für mich ein würdiger Vertreter des Infizierten Genre, mal abwarten ob das angedrohte US Remake da mithalten kann.

war im Savoy, Hamburg

landscape S * 8.0

Dieser Review enthält SPOILER!

Zugfahrt durch die Katastrophe

Der Investmentbanker, der über seine Arbeit seine Familie vernachlässigt, will nur seine Tochter zur Mutter bringen und gerät mitten in die Katastrophe, denkt aber vorerst nur an sein Aktienportefeuille. Aber nach und nach kommt dann doch ein Mensch zum Vorschein.
Eingebettet ist diese Geschichte in eine zu dick aufgetragene Zombie-Epidemie. Je nach Situation sind die Zombies etwas anders angelegt, so bleiben sie aus meiner Sicht ein reines Add-on zum Hauptstrang. Oft agieren sie zielgerichtet mit einer Art Schwarmintelligenz, mal sind sie einfach zu umspielen... Viel interessanter sind die Panoramen der zerstörten städtischen Infrastruktur, der Zusammenbruch der Kommunikation, die Unübersichtlichkeit der Lage. Diese Bilder prägen sich auch ein.
Dass die Zombies nicht wirklich wichtig sind, zeigt z.B. die Tunnelszene im letzten Teil, denn sie widerspricht dem Verhalten der Zombies bei fehlender Sicht im Hauptteil und macht so kaum Sinn.
Trotz allem bleibt der Spannungspegel hoch, es gibt einige bemerkenswerte Massenszenen, und durchweg ist die Panik glaubwürdig und nie overacted.

war im Savoy, Hamburg

61 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Train to Busan
  • Score [BETA]: 82
  • f3a.net: 8.1/10 61
  • IMDb: 8.0/10
  • Rotten Tomatoes: 93%
  • Metacritic: 72/100
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© Fantasy FilmFest Archiv 2024-11-12 20:06

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