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Review The Treatment

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Dieser Review enthält SPOILER!

Erst krass, dann krasser und dann am krass unnachvollziehbarsten
von Jimmyjohnjamesmyer

Hui, was sind die Leute immer geschockt wenn ein Film mit der Thematik des Kindesmissbrauchs auftaucht. Das war schon am Beispiel "Serbian Film" ersichtlich, der dann nicht mal auf dem FFF lief sondern beim Hamburg Filmfest präsentiert wurde.

Das belgische Thriller/Drama "The Treatment" nimmt sich passend zu den heimischen Skandalen auch dieses Themas an und präsentiert einen Cop mit Hintergrundgeschichte, der Schritt für Schritt nach einem Kindsmord in die schmierige Unterwelt der Kinderpornoproduzenten geführt wird. Die Tatsache, daß sein eigener Bruder von einem Pedo entführt wurde, der ihn auch nach Jahrzehnten noch mit Überraschungsauftritten im Garten plagt, macht die Sache natürlich noch unweit dramatischer.

Man muß dem Film lassen, daß er ziemlich solide umgesetzt ist und die perfekten Bilder und sehr guten Darstellungen der Schauspieler einen am Anfang gekonnt in den düsteren Plot ziehen. Stellenweise fühlt man sich an die europäische Version von "Sieben" mit noch härterer Thematik erinnert (z.B. in den Szenen in denen die Polizei die Wohnung des Bösewichts durchforstet und über so manche Widerwärtigkeit stolpert). Während der geplagte Cop sich in der Recherche zwischen Polizeiarbeit und der Aufklärung des Schicksals seines vermissten Bruders immer tiefer in die verzweigten Perversionen verirrt, die sich hinter dem anfänglich vermuteten Mord an einem Jungen entblättern, stolpert "The Treatment" dann aber leider auch etwas arg von einer Steigerung in die nächste und vergisst vor lauter gezwungener Härte den Plot nachvollziehbar zu halten.
Es wird hier wirklich eine Perversion auf die andere gesetzt, frei nach dem Motto "Darf es noch etwas mehr sein?". Dabei fallen aber grundlegende Motivationen unter den Tisch und sowohl das Schicksal des Bruders wie die Motivation des Entführers und des Oberbösewichts (der den Namen "Troll" trägt und schrittweise in den Plot eingeführt wird) bleiben extremst nebulös.

Nachdem der Zuschauer durch den Schmutz von schmierigsten Kinderpornoproduzenten gezogen wurde erscheinen selbst die im Vergleich zu dem "Troll" fast harmlos. Wenn Stück für Stück blossgelegt wird wie genau die Vorgehensweise des obskuren Serientäters sich gestaltet kriegt man schon mal das würgen und der Film schafft es dieses langsame Aufdecken der Verbrechen wirklich gekonnt im Stile bekannter Detektiv-Muster aufzudecken und die Spannung zu halten.

Dann aber wirkt es irgendwann nur noch so als wollte man schockieren und verliert sich im ewigen toppen der Perversionen, so daß ein an sich wirklich dramatisches, tiefschwarzes Finale irgendwie komplett versandet. Die vielen Fäden zusammenzuführen gelingt am Ende nur bedingt und das ewige Streuen von roten Heringen ist dann irgendwann auch nerviger als eine Columbo Folge.

Insgesamt ein wirklich solider Film, der sich dann aber doch zu offensichtlich an einem Tabuthema abarbeitet das offensichtlich immer einen tiefen Eindruck macht obwohl das ganze dann doch eher an einen Exploitation-Film erinnert. Daß der ganze Masterplan des "Trolls" dann so in der Luft hängenbleibt ist fast so ärgerlich wie die unnachvollziehbare Verbindung zu dem verlorenen Bruder des Hauptcharakters.

verweste im Savoy, Hamburg

50 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Treatment
  • Score [BETA]: 72
  • f3a.net: 7.1/10 50
  • IMDb: 7.2/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-24 18:58

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