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Review Trespassing

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Dieser Review enthält SPOILER!

Kleine Enttäuschung
von Jimmy_Conway

Der was-weiß-ich-wieviel-hundertste Slasher-Film unterscheidet sich oberflächlich betrachtet erst einmal nicht viel von seinen unzähligen Genre-Pendants, und ist doch clever genug, der ausgelutschten Story vom Maskenmann, der eine auf sich allein gestellte Gruppe junger Leute einen nach dem anderen abschlachtet, einige neue Aspekte abzugewinnen. Da wäre zuerst einmal, dass er nicht eines der beiden gängigen Extreme des Slashers der vergangenen Jahre einschlägt: er bedient sich weder andauernder Selbstironie & durchgehenden Augenzwinkerns, noch nimmt er seine übernatürlich angehauchte Story bierernst. Stattdessen lässt "Trespassing" zu weiten Teilen offen, was wirklich passiert und was sich nur in den Köpfen der Protagonisten abspielt, was viel von seinem Reiz ausmacht. Der Einstieg mit dem Elternmord ist ebenfalls sehr gelungen, genau wie das darauf folgende Interview über Horrormythen, danach baut der Film allerdings etwas ab und der Rest der Exposition ist ein wenig zu lang geraten - obwohl der Film insgesamt nur eine verblüffend kurze Netto-Laufzeit von gerade mal 75 Minuten hat (und nebenbei bemerkt den langsamsten Abspann, den ich je gesehen habe)! Das führt auch dazu, dass die Figuren sich schon relativ früh voneinander trennen und dann gar nicht mehr die Möglichkeit erhalten, erneut aufeinander zu stoßen - was auch dahingehend schade ist, weil der Film eigentlich mit recht glaubwürdigen Charakteren punkten kann. Hier wurden Möglichkeiten verschenkt. Zudem ist der Film nicht übermäßig einfallsreich oder innovativ (stattdessen gibt es eine kurze Einstellung, die wohl annähernd 10 mal wiederholt wird...).
Stark ist "Trespassing" allerdings immer dann, wenn’s den Leuten an den Kragen geht, wenn der Film nämlich vor den jeweiligen Morden die Opfer minutenlang in ihrer Angst und in ihrem Umgang mit der Situation begleitet. Da ist der Film mitunter tatsächlich richtig scary, weil auch die Atmosphäre überzeugt. Der Großteil im Publikum sah das aber offenbar anders, denn "Trespassing" war mein erster FFF-Film, bei dem zu Beginn des Abspanns niemand im vollbesetzten Saal klatschte (und auch einige vorzeitig gingen). Es ist also das Gegenteil dessen eingetreten, was man offenbar zuvor erwartete: der Film ist kein Geheimtipp, den nur wenige sehen, aber begeistert sind, sondern ein groß angepriesenes Werk (und immerhin einer der fünf Filme, die etwa im Münchner Timetable von Anfang an zwei Vorstellungen zugedacht bekamen!), von dem die meisten enttäuscht waren. Hätte ich den Film zufällig und ohne Erwartung gesehen, wäre ich vermutlich positiv überrascht worden, aber angesichts der hohen Erwartungen war ich doch etwas enttäuscht, denn z.B. hinter einem elektrisierenden Powerfilm wie "High Tension" fällt "Trespassing" doch deutlich zurück. Sehenswert ist der Film letztlich zwar dennoch, aber sensationelles sollte man nicht erwarten.

glotzte im Cinema, München

25 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Trespassing
  • f3a.net: 4.7/10 25
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-16 15:38

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