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Review Under the Shadow

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Die Schatten des Krieges
von Frank

Mitte der 80er-Jahre. Es herrscht Krieg in Teheran. Der Vater wird einberufen und muss Frau und Kind alleine lassen.
Und mit dem Bombenhagel im Iran-Irak-Krieg schleicht sich auch ein Dämon, ein sogenannter Djinn in die kleine Familie.

Regie-Debütant Babak Anvari hat mit UNDER THE SHADOW einen kurzen und beachtenswerten Horror-Film geschaffen. Er kreiert dabei eine stetig, langsam ansteigende Spannungskurve ohne Rückschritte, die dem Zuschauer zwar ein klein wenig Geduld im Aufbau abverlangt, ihn im weiteren Verlauf und der Endphase aber mit sehr wirkungsvollen Schockmomenten belohnt.
Er hat mich in der Tat mehrmals gut erwischt und tief in meinen Sitz rutschen lassen und das, obwohl klar war, dass gleich ein Schockmoment kommt. In dieser Hinsicht funktioniert die Inszenierung ausgezeichnet.

Davon abgesehen, dass ein Kriegsschauplatz als Lebensumgebung und ein Geist in den eigenen vier Wänden alles andere als willkommen sind, reiht UNDER THE SHADOW nicht bloß Gruselszenen aneinander. Er nimmt sich die Zeit für gut eingebundene Kritik an der iranischen Gesellschaft, besonders der Stellung der Frau, und tut dies auf eine dezente, sparsame Art und Weise, die seinem übergeordneten Zweck als unterhaltsamer Horrorfilm nicht im Weg steht. Geschickt ist in diesem Zusammenhang auch der Filmtitel, da der Krieg seine Schatten auf die Gesellschaft wirft. Eine passende Metapher.

Mutter und Kind harmonieren als Schauspieler gut miteinander (deren Charaktere weniger) und spielen ihre Rollen überzeugend.

Für seine mir etwas zu simple Story, seine relativ einfach komponierten Bilder und die eigentlich unspektakuläre Ausstattung wählt er passende Bildausschnitte und einen bedrohlichen Soundteppich, der, einem Raunen gleich, den Film ab einem bestimmten Punkt in zunehmend düstere Gefilde treibt, während die Kamera fokussierend ihren Abstand verliert.

Eine besondere Qualität des Films sehe ich in seiner für westliche Seh- bzw. Hörgewohnheiten sprachlichen Andersartigkeit. Das gesprochene Farsi empfand ich wie schon in A GIRL WALKS HOME ALONE als sehr angenehm.

Was veranlasst uns Menschen, in einer Umgebung und unter Umständen zu verweilen, die ganz offensichtlich so belastend und zermürbend für uns ist bzw. sind?
Der Film beantwortet diese Frage nicht, doch kam sie mir unweigerlich in den Sinn. Er vermag sie in uns zu wecken und uns dazu bewegen, über sie nachzudenken.

Für meinen ersten Film auf dem Festival ein gelungener Auftakt. In der Fresh-Blood-Abstimmung habe ich ihn mit Note 2 bewertet. Sehr knappe 7 Pkt. Nur auf dem FFF. Exoten- und Fresh-Blood-Bonus und weil ich mich so schön erschrecken durfte.

guckte im Savoy, Hamburg

50 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Under the Shadow
  • Score [BETA]: 83
  • f3a.net: 7.2/10 50
  • IMDb: 7.7/10
  • Rotten Tomatoes: 100%
  • Metacritic: 84/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-19 15:57

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