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Review The Unsaid

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Hollywood.
von D.S.

Nahezu "aalglatter" Film mit allen üblichen Hollywood-Zutaten: gute Schauspieler, routinierte Regie, eindeutig angelegte Charaktere, keine großen Überraschungen. Und natürlich die gewisse Extraportion Kitsch.

Aber der Reihe nach: in der Vorgeschichte erfahren wir, daß sich der Sohn des erfolgreichen Psychotherapeuten Michael Hunter (Schleimbeutel bzw. Frauenschwarm *g* Andy Garcia) vor zwei Jahren, aus zunächst ungeklärten Gründen, das Leben genommen hat. Als Folge davon trennten sich die Eltern - die Tochter blieb bei der Mutter -, Hunter zog sich aus dem aktiven Geschäft zurück (er schreibt jetzt nur noch Bücher bzw. hält ab und zu Vorträge) und tut seitdem alles, um das Geschehene zu verdrängen. Deshalb reagiert er zunächst auch alles andere als begeistert, als ihn Barbara, eine seiner früheren Studentinnen, bittet, sich mit dem Fall des 17jährigen Tommy aktiv auseinanderzusetzen.

Tommy wurde als Kind Zeuge davon, wie seine Mutter von seinem Vater ermordet wurde. Nach anfänglich fast katatonischem Zustand hat er sich im Laufe der Jahre und der psychologischen Betreuung in einem geschlossenen (naja, Tommy darf es aufgrund "guter Führung" öfters mal verlassen) Heim gefangen. Er wirkt stabil und sehr freundlich, und in einem Monat, wenn er 18 wird, wird er das Heim verlassen dürfen. Die ihn betreuende Barbara hat dabei aber ein ungutes Gefühl; sie glaubt, der Junge verheimliche etwas grundlegendes. Deshalb bittet sie Dr. Hunter, der ein Experte für "The Unsaid" - das Unausgesprochene; Mimik, Gestik und Zwischen-den-Zeilen-Lesen - ist, den Patienten kennenzulernen und zu analysieren.

Sehr schnell findet er heraus, daß Tommy - der ihn stark an seinen toten Sohn erinnert - tatsächlich etwas verbirgt. Und der Zuschauer erfährt auch bald, was es ist ... obwohl uns die Hintergründe dafür auch erst am Schluß des Films mitgeteilt werden, und sie sind schon ziemlich heavy.

Der Film hat auf jeden Fall ein paar "creepy" Aspekte. Da ist zum einen das düstere Geheimnis, das Tommy umgibt. Man möchte als Zuschauer schon ziemlich gerne erfahren, was das ist, und wird dabei auch intelligent auf die Folter gespannt (obwohl man sich die Lösung eigentlich auch denken kann ... aber das kommt einem ja häufiger so vor, NACHDEM man sie weiß). Und zum anderen ist es die Figur des Tommy selbst, seine gesamte Ausstrahlung - mit Vincent Kartheiser (?? Never heard of him.) wirklich gut besetzt! Auch die Hintergründe für den Selbstmord von Hunters Sohn, die erst sehr spät im Film offenbart werden, sind vergleichsweise heftig. Ein weiterer Vorzug von THE UNSAID sind die wie erwähnt guten schauspielerischen Leistungen: jede wichtige Rolle wird solide bis gut gespielt (ob man ausgerechnet Andy Garcia den Psychotherapeuten wirklich abnimmt, ist natürlich zweifelhaft). Sehr gut bis herausragend ist aber nur "Tommy".

Ein schwerer Nachteil ist die überdeutlich spürbare Routine, die vom Film ausgeht. Keine wirklichen Überraschungen, keine intensiven Emotionen, kaum Haken oder Widerstände. Teilweise ist das ganze einfach zu absehbar - insbesondere, wenn es darum geht, wie Dr. Hunter auf einer sehr persönlichen Ebene in Tommys Drama hineingezogen wird. Außerdem sind mehrere Stellen im Film, vor allem natürlich das Ende, viel zu kitschig, um den Zuschauer auch nur ansatzweise zu berühren.

Fazit: annehmbare Unterhaltung, Hollywood-Kino halt; aber nicht offen/neu/düster genug, um wirklich fesseln zu können.

P.S.: Der US-Kinotitel für THE UNSAID ist sehr verräterisch, weshalb ich ihn hier auch nicht nenne. Wer aber extrem neugierig ist, oder sich den Film sowieso nicht ansehen will, sollte in der IMDB mal nach "The Unsaid" suchen ...

war im Turm-Palast, Frankfurt

7 Bewertungen auf f3a.net

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The Unsaid
  • f3a.net: 4.6/10 7
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-16 16:42

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