Reviewer
Herr_Kees * 7.0
Die Liebe in den Zeiten des Terrorismus
Das Kickstarter-finanzierte Filmprojekt ist reichlich ambitioniert: Was hier an Handlung, Entwicklung und Charakteren drinsteckt, würde locker für mehrere Netflixserien reichen. Und die wären vermutlich besser als viele, die es schon gibt.
THE UNTHINKABLE ist Liebesgeschichte und Familiendrama, Action-, Katastrophen- und Kriegsfilm in einem und meistert dabei fast jedes Genre. Dabei wirkt der Film – typisch Debut – manches Mal allerdings auch ein wenig wie eine Calling Card für Hollywood (oder Netflix). So waren die Macher offenbar etwas zu verliebt in die Möglichkeiten des CGI und der eine oder andere Carcrash bzw. Hubschrauberabsturz ist dann doch des Guten zu viel. Auch in Sachen Emotion wird gegen Ende die Grenze zum Kitsch auch mal überschritten und die politische Botschaft am Schluss war schlichtweg unnötig.
Alles in allem aber eine schön erzählte, kurzweilig inszenierte und gut gespielte Geschichte, die man sich in einer längeren Schnittfassung inklusive Fortsetzung auch gerne als Miniserie anschauen würde. Ob Netflix schon angerufen hat?
THE UNTHINKABLE ist Liebesgeschichte und Familiendrama, Action-, Katastrophen- und Kriegsfilm in einem und meistert dabei fast jedes Genre. Dabei wirkt der Film – typisch Debut – manches Mal allerdings auch ein wenig wie eine Calling Card für Hollywood (oder Netflix). So waren die Macher offenbar etwas zu verliebt in die Möglichkeiten des CGI und der eine oder andere Carcrash bzw. Hubschrauberabsturz ist dann doch des Guten zu viel. Auch in Sachen Emotion wird gegen Ende die Grenze zum Kitsch auch mal überschritten und die politische Botschaft am Schluss war schlichtweg unnötig.
Alles in allem aber eine schön erzählte, kurzweilig inszenierte und gut gespielte Geschichte, die man sich in einer längeren Schnittfassung inklusive Fortsetzung auch gerne als Miniserie anschauen würde. Ob Netflix schon angerufen hat?
war im Metropol, Stuttgart
Dr_Schaedel * 7.5
Die schwedische Apokalypse
Man kann nur den Hut ziehen, davor, was das Regiekollektiv Crazy Pictures aus den 18 Mio. Euro Budget gemacht hat, das es per Kickstarter-Crowdfunding für dieses Projekt zusammenkratzen konnte. Denn der mitunter recht krachige Sci-Fi-/Katastrophenthriller braucht sich hinter seinen großen Verwandten aus Hollywood nicht zu verstecken, versucht diese aber auch nicht 1:1 nachzuahmen, sondern legt seinen ganz eigenen Fokus trotz viel Feuerwerk und Blechschaden vor allem auf die Menschen, die hier nicht unbedingt aus dem Actionfilm-Baukasten stammen.
Zum Inhalt: Die erste Hälfte des Films handelt vor allem vom Konflikt innerhalb einer schwedischen Familie. Der Familienvater Björn, ein ehemaliger Soldat, leidet unter einem Minderwertigkeitskomplex, fühlt sich nicht respektiert und auf dem Abstellgleis, bestenfalls noch nützlich als Ernährer seiner Frau Klara und seines Sohnes Alex. Björn hat das Gefühl, alle sind gegen ihn. Auch bei seinen Kollegen in dem Elektrizitätswerk, in dem er arbeitet, fällt „Katastrophen-Björn“ vor allem durch krude Verschwörungstheorien auf. Am Julfest kommt es schließlich zum Zerwürfnis der Familie, und nach und nach verlassen Frau und Sohn den cholerischen Vater. Alex geht nach Stockholm, um eine Musikerkarriere einzuschlagen. Hier kommt langsam das „Undenkbare“ ins Spiel: Mehrere Explosionen erschüttern die Hauptstadt, und das ist nur der Auftakt einer Serie von immer bizarreren Katastrophen, an deren Ende der totale Ausnahmezustand und ein kriegsähnliches Szenario stehen, die die o.g. Figuren, sowie Alex’ Jugendliebe Anna wieder zusammenführen. Mehr soll hier nicht verraten werden.
Was genau das für eine Katastrophe ist, darüber lässt der Film den Zuschauer auch lange im Unklaren. Mal legt er eine Fährte in Richtung Terrorismus oder Sabotage, dann wieder wird es fast biblisch-apokalyptisch. Aber doch, ja, es wird eine Auflösung geben. Da hätte ich dann ganz gerne mit offenem Mund dagesessen, tat ich dann aber nicht, denn der Film wollte wohl nicht in die Fantasy abdriften, sondern einigermaßen glaubwürdig auf dem Boden des rational Erklärbaren bleiben. Dieses Recht muss man ihm zugestehen.
Diese Selbstverpflichtung zum Realismus bringt aber auch ein paar Logikprobleme mit sich:***SPOILER***
DEN BLOMERSTID NU KOMMER, wie der Film etwas zynisch im Original heißt, blieb den meisten FFF-Besuchern leider vorenthalten. Das ist schade, wenn auch kein Weltuntergang.
Der Film bietet nach langer Exposition mitunter rasante Action, bewegende persönliche Dramen und mit der Figur des Björn einen zunehmend glaubwürdigen, wenn auch etwas arg gut organisierten Actionhelden aus Fleisch und Blut. Sein Sohn Alex sorgt für Emotionen, die zum Schluss hin wirklich ergreifend sind und bei mir kurz Erinnerungen an den Tränen treibenden PERFECT SENSE wachriefen. Und ähnlich wie bei diesem kann man bei DEN BLOMERSTID… vielleicht auch auf einen bescheidenen kleinen Kinostart hoffen. Das wäre schön, denn Actionkino made in EU sollte ein wenig mehr sein als nur ballernde Flics aus Frankreich. Schon PERFECT SENSE oder CHILDREN OF MEN haben gezeigt, dass man auch ohne „Arnie“ und Will Smith gute, actionreiche Science-Fiction hinbekommt, bei der Hirn und Seele nicht auf der Strecke bleiben.
Zum Inhalt: Die erste Hälfte des Films handelt vor allem vom Konflikt innerhalb einer schwedischen Familie. Der Familienvater Björn, ein ehemaliger Soldat, leidet unter einem Minderwertigkeitskomplex, fühlt sich nicht respektiert und auf dem Abstellgleis, bestenfalls noch nützlich als Ernährer seiner Frau Klara und seines Sohnes Alex. Björn hat das Gefühl, alle sind gegen ihn. Auch bei seinen Kollegen in dem Elektrizitätswerk, in dem er arbeitet, fällt „Katastrophen-Björn“ vor allem durch krude Verschwörungstheorien auf. Am Julfest kommt es schließlich zum Zerwürfnis der Familie, und nach und nach verlassen Frau und Sohn den cholerischen Vater. Alex geht nach Stockholm, um eine Musikerkarriere einzuschlagen. Hier kommt langsam das „Undenkbare“ ins Spiel: Mehrere Explosionen erschüttern die Hauptstadt, und das ist nur der Auftakt einer Serie von immer bizarreren Katastrophen, an deren Ende der totale Ausnahmezustand und ein kriegsähnliches Szenario stehen, die die o.g. Figuren, sowie Alex’ Jugendliebe Anna wieder zusammenführen. Mehr soll hier nicht verraten werden.
Was genau das für eine Katastrophe ist, darüber lässt der Film den Zuschauer auch lange im Unklaren. Mal legt er eine Fährte in Richtung Terrorismus oder Sabotage, dann wieder wird es fast biblisch-apokalyptisch. Aber doch, ja, es wird eine Auflösung geben. Da hätte ich dann ganz gerne mit offenem Mund dagesessen, tat ich dann aber nicht, denn der Film wollte wohl nicht in die Fantasy abdriften, sondern einigermaßen glaubwürdig auf dem Boden des rational Erklärbaren bleiben. Dieses Recht muss man ihm zugestehen.
Diese Selbstverpflichtung zum Realismus bringt aber auch ein paar Logikprobleme mit sich:***SPOILER***
Die Nennung der Ursache der Ereignisse erklärt zwar die im Sekundentakt stattfindenden Autounfälle oder fehlende Zurechnungsfähigkeit der Militärs sowie die abstürzenden Vögel. Aber was zum Teufel hat die ganzen Explosionen ausgelöst, an den Brücken und im Parlament? Doch Putins langer Arm?
DEN BLOMERSTID NU KOMMER, wie der Film etwas zynisch im Original heißt, blieb den meisten FFF-Besuchern leider vorenthalten. Das ist schade, wenn auch kein Weltuntergang.
Der Film bietet nach langer Exposition mitunter rasante Action, bewegende persönliche Dramen und mit der Figur des Björn einen zunehmend glaubwürdigen, wenn auch etwas arg gut organisierten Actionhelden aus Fleisch und Blut. Sein Sohn Alex sorgt für Emotionen, die zum Schluss hin wirklich ergreifend sind und bei mir kurz Erinnerungen an den Tränen treibenden PERFECT SENSE wachriefen. Und ähnlich wie bei diesem kann man bei DEN BLOMERSTID… vielleicht auch auf einen bescheidenen kleinen Kinostart hoffen. Das wäre schön, denn Actionkino made in EU sollte ein wenig mehr sein als nur ballernde Flics aus Frankreich. Schon PERFECT SENSE oder CHILDREN OF MEN haben gezeigt, dass man auch ohne „Arnie“ und Will Smith gute, actionreiche Science-Fiction hinbekommt, bei der Hirn und Seele nicht auf der Strecke bleiben.
goutierte im Cinecitta', Nürnberg
Leimbacher-Mario * 7.0
Schwedens Sonderweg
In dieser schwedischen Dystopie in dunkeldüster fallen Bomben auf das gelb-blaue Königreich und es wird von massiven Terrorangriffen geplagt. Viele Menschen sterben, es gibt kaum valide Infos zur Ursache und den Angreifern, Leute verlieren Hab, Gut und Geist, Wunden reißen auf, Ängste werden wahr, Familien werden auseinandergerissen. Und einer sehr Gebeutelten davon folgen wir in „The Unthinkable“ - irgendwo zwischen „The Road“ und neueren Serien wie „Sløborn“ oder „Into the Night“. Etwas unnötig schwammig und wirr erzählt - insgesamt aber packend und unglaublich hochwertig. Letzteres nicht nur für ein einstiges Kickstarterprojekt!
„The Unthinkable“ lief vor ein paar Jahren auf dem Fantasy Filmfest - allerdings nur in einer oder zumindest wenigen Städten als Bonus- bzw. Ersatzfilm. Ganz genau weiß ich das nicht mehr - da ich definitiv nicht in einer dieser Spielorte war. Nun konnte ich diesen ungewöhnlichen schwedischen Untergang aber nachholen - und bin ziemlich beeindruckt! Düster, teuer aussehend, (einigermaßen) komplex. Mit vielen offenen Fragen, frischen Gesichtern und bizarren Ansätzen, über die sich hervorragend diskutieren oder gar streiten lässt. Krachende Action, ungeahnte Urängste, intime Emotionen, freche Verschwörungstheorien, gewaltige Anschläge. Eine einnehmende Untergangsstimmung im Ikealand. Mit Zeitsprüngen und Putin (!) als letztes Bild, mit nebulösem Regen und vertaner Liebe, mit in Kirchen abstürzende Helikopter und gewaltsam eindringendem Militär. Keineswegs realistisch, klischeefrei und lückenlos sinnvoll - aber ambitioniert, unterhaltsam. Und das trotz seiner klar zu langen Laufzeit. Und der brummend-tragende Score unterlegt die Bombenstimmung edelst.
Fazit: Apokalypse mal anders. Die rote (?) Glut. Ein hoch ambitioniertes, schattiges und durchaus empfehlenswertes (Über-)Kickstarterprojekt zwischen Genres, Paranoia und fesselnder Endzeitaction. Aber im Kern vor allem ein Charakterstück.
„The Unthinkable“ lief vor ein paar Jahren auf dem Fantasy Filmfest - allerdings nur in einer oder zumindest wenigen Städten als Bonus- bzw. Ersatzfilm. Ganz genau weiß ich das nicht mehr - da ich definitiv nicht in einer dieser Spielorte war. Nun konnte ich diesen ungewöhnlichen schwedischen Untergang aber nachholen - und bin ziemlich beeindruckt! Düster, teuer aussehend, (einigermaßen) komplex. Mit vielen offenen Fragen, frischen Gesichtern und bizarren Ansätzen, über die sich hervorragend diskutieren oder gar streiten lässt. Krachende Action, ungeahnte Urängste, intime Emotionen, freche Verschwörungstheorien, gewaltige Anschläge. Eine einnehmende Untergangsstimmung im Ikealand. Mit Zeitsprüngen und Putin (!) als letztes Bild, mit nebulösem Regen und vertaner Liebe, mit in Kirchen abstürzende Helikopter und gewaltsam eindringendem Militär. Keineswegs realistisch, klischeefrei und lückenlos sinnvoll - aber ambitioniert, unterhaltsam. Und das trotz seiner klar zu langen Laufzeit. Und der brummend-tragende Score unterlegt die Bombenstimmung edelst.
Fazit: Apokalypse mal anders. Die rote (?) Glut. Ein hoch ambitioniertes, schattiges und durchaus empfehlenswertes (Über-)Kickstarterprojekt zwischen Genres, Paranoia und fesselnder Endzeitaction. Aber im Kern vor allem ein Charakterstück.
14 Bewertungen auf f3a.net
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Bewertungen
The Unthinkable
- Score [BETA]: 74
- f3a.net: 7.3/10 14
- IMDb: 7.4/10