s Van Diemen’s Land (2009) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Van Diemen’s Land

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Reviewer

meiklsan * 5.0

Strange Silence

Der Inhaltstext des FFF Programmhefts liegt hier ausnahmsweise mal sehr nahe an dem, was der Film uns tatsächlich präsentiert.
Mit Chiller liegen wir sicherlich schon sehr nahe, aber der Begriff arthouse History Drama trifft es wohl besser.
Eine Gruppe von Strafgefangenen entflieht recht unorganisiert aber erfolgreich in die Tiefen des tasmanischen "Dschungels".
Die wirklich wunderschön gefilmten Landschaftsaufnahmen werden uns von Anfang an, neben der spärlichen Handlung immer wieder wie ein roter Faden, mit "rätselhaft" poetischen Texten unterlegt, intensiv vor Augen geführt. Aber niemals in frischen Farben, sondern immer schön stimmig in trostlosen grau ausgebleichten "Dead End" Bildern, begleitet von minimalistischem Guitar-Sound, der an so manchen Stellen ein wenig an Jim Jarmusch´s Dead Man erinnert. Und dazwischen stapfen unsere bärtigen Antihelden mehr hilflos als zielorientiert ihrem unbekannten Schicksal entgegen. Besondere Spannung und Brisanz gewinnt der Film natürlich besonders durch die Herkunft der einzelnen Charaktere, die sich aus Iren, Schotten und Engländern rekrutiert. Und diese sind sich ja bekanntlich nicht in allen Belangen immer sonderlich grün! Konflikte sind also naturgemäß vorprogrammiert.
Und die subline des Titels: "Hunger is a strange silence" führt uns schlußendlich auf die Fährte, die dieser Film langsam aber stetig einschlagen wird. Und jeder aufmerksame festivalaffine Leser hat die Botschaft sowieso schon entschlüsselt.
Resümee.
Warnung für die Spaßfraktion: Definitiv kein Mainstream!
Für Arthouse Fans: Pflicht!
Der Film hat definitiv keine Längen, denn er ist eine einzige Länge für sich.
Für Festival Junkies:
Bei Spätvorstellung, Einschlafgefahr! Bitte nicht Schnarchen. Sitzfleisch mitbringen.
Ansonsten: Schön, dass genau diese Filme auch ihren Weg aufs FFF finden.
Aber definitiv kein FFF must see.

Christian * 8.0

Kannibalismus in Tasmanien

Regisseur Jonathan Auf Der Heide liefert mit Van Diemen’s Land einen der Höhepunkte, wenn nicht gar den poetischsten Film des Festivals ab. 105 quälend lange Minuten verfolgen wir eine Gruppe flüchtiger Strafgefangener in der Wildnis Austaliens und fühlen uns dabei selbst schmutzig, nass und am Ende völlig erschöpft.

Aber der Reihe nach: Bekanntermaßen schob Großbritannien Anfang des 19. Jahrhunderts liebend gern Gefangene ins kaum besiedelte Australien ab. Der Kontinent diente als großes Straflager. So auch in Van Diemen’s Land. Bereits in den ersten Minuten des Films werden wir Zeuge, wie 8 Strafgefangenen die Flucht aus einem Lager gelingt. Die Individuuen, die aus allen Ecken der Insel zu kommen scheinen, sprechen mit unterschiedlichsten Dialekten, so daß die permanent eingeblendeten Untertitel mehr als hilfreich sind. Wir erkennen sehr schnell, dass hier keine Einigkeit herrscht, sondern eher die Situation die Gruppe zunächst zusammenhält. Das unwegbare Gelände, die permanente Feuchtigkeit und die schlechte Ausrüstung macht den ohnehin erschöpften Kerlen schwer zu schaffen.

Tag für Tag kippt die Stimmung ein wenig mehr. Sind es zunächst noch Männersprüche, Weisheiten und Volkslieder, die die Gruppe immer wieder zusammenschweißen, so rückt doch der Hunger immer mehr in den Vordergrund. Und der Gedanke, den Schwächsten zu essen...

Die Schauspieler agieren erstklassig. Die mitunter widerwärtigen Aktionen sind glaubhaft und bis ins Detail schmerzlich und radikal. Die Bilder wunderbar erdrückend und intensiv.

Und wenn tatsächlich, wie im Programmheft angekündigt, am Ende des Films eine Einblendung erfolgt, verschlägt es einem vollends die Sprache. Ohne hier im Detail darauf einzugehen, ist es für den modernen Zeitgenossen schier unvorstellbar, daß sich solch monströse Dinge wiederholen können.

Festivaltipp!

war im Cinemaxx 6, Hamburg

Timo * 5.5

Ravenous meets The New World

Ein Film wie ein Fiebertraum. In statischen Bildern, die in den meisten Fällen ohne Kamerafahrten auskommen, erzählt Auf Der Heide sein Drama von einer Gruppe Männer auf dem endlosen Weg in die Freiheit. Neben dem meditativen Depri-Flow des Films schwingt auch dessen Subtext übel mit: Aufstieg und Freiheit sind ein Luxus der selbst all denen, die ganz hart dafür ackern - egal ob gestern oder heute - nur sehr selten gewährt wird. Immer weiter spitzt sich das aussichtslose Szenario zu, bis es schließlich kommt wie es kommen muss. Leider verzettelt sich Auf Der Heide hier ein wenig: Allein die Atmosphäre und die undurchdringliche Natur tragen VAN DIEMEN’S LAND nicht über die komplette Spielzeit. Deshalb schießt sich der Film im letzten Drittel selbst ins Aus. Für einen Spielfilm hat Auf Der Heide eben doch etwas wenig zu erzählen. Vielleicht hätte er es bei seiner Kurzfassung (HELL’S GATE) belassen sollen. Insgesamt bleibt VAN DIEMEN’S LAND dennoch ein stattlicher Film, allein schon wegen der handwerklichen Raffinesse und der großartigen Darsteller.

war im Metropolis 8, Frankfurt

D.S. * 4.0

Trübe Aussichten

Respekt für die Kameraarbeit. Respekt für die darstellerischen Leistungen. Respekt für den Authentizitätsfaktor - der unter anderem dazu führt, dass locker die Hälfte der Dialoge in Gälisch geführt wird (wobei dankenswerter Weise der komplette Film untertitelt ist). Tatsächlich fühlt man sich schon nach kurzer Zeit ganz in der Haut der Protagonisten: im 18./19. Jahrhundert, am sprichwörtlichen Ende der Welt, bei Kälte und Dauerregen ohne Verpflegung und ohne Aussicht auf Rettung durch nicht enden wollenden Urwald marschierend.

Das fühlt sich nach Qual an, nach Monotonie, nach Verzweiflung. Bringt VAN DIEMEN’S LAND hervorragend herüber. Aber trotz aller Intensität im Schauspiel und trotz aller grandiosen Landschaftsaufnahmen, die zwischendurch eingestreut werden: für einen knapp zwei Stunden dauernden Film ist das nicht genug.

Diese Aussage mag zunächst überraschen, schließlich geht es doch um das Kapitalverbrechen aller Kapitalverbrechen: Kannibalismus. Aber... ganz so, wie dieses Gräuel für unsere Protagonisten nur allzu schnell zu etwas fast schon Normalem wird, zu einer Notwendigkeit, die nicht mehr hinterfragt wird, so wird es das auch für den Betrachter. Fast schon nebenbei registriert man, dass die Gruppe der geflohenen Sträflinge im tasmanischen Hinterland schon wieder um einen geschrumpft ist... dass da schon wieder menschliche Innereien gekocht werden... dass da schon wieder die Axt gezückt wird.

Mal ganz davon abgesehen, dass die entsprechenden Morde nicht eben spektakulär in Szene gesetzt werden - was natürlich auch ziemlich unpassend wirken würde: die meisten Figuren sind für uns kaum unterscheidbar, wir erfahren fast nichts über ihre jeweiligen Hintergründe, können so auch für keinen größere Sympathien aufbauen. So ziehen und sterben sie eben an uns vorbei, durchqueren Flüsse, werden gegessen, finden und finden kein besiedeltes Gebiet und quälen sich weiter voran...

... und nach gefühlten 500 Minuten ist das Ganze dann endlich vorbei. Man fühlt sich bedrückt, man sehnt sich nach Sonnenlicht und kräftigen Farben und nach einem Film, der das Tempo endlich wieder ein wenig anzieht.

Wie gesagt: Respekt vor der technischen und künstlerischen Leistung. Aber fesseln will VAN DIEMEN’S LAND einfach nicht. Anstrengend ist wohl das richtige Wort. Oder doch: ermüdend? 4 Punkte.

war im Metropolis 8, Frankfurt

35 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Van Diemen’s Land
  • Score [BETA]: 62
  • f3a.net: 5/10 35
  • IMDb: 7.4/10
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-20 10:39

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