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Review Virus Undead

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Der deutsche Horrorfilm bleibt mausetot...
von MiniMe69

Manchmal soll man eben doch auf sein Bauchgefühl hören...

So hatte ich anfangs gar nicht vorgehabt, mir Virus Undead auf dem diesjährigen FFF anzuschauen, hatte mich dann jedoch von einigen positiven Stimmen im Vorfeld doch noch zu einem Besuch verleiten lassen.

Dies ging wohl einigen anderen in Berlin genauso, da der Film kurz vor der Vorstellung vom kleineren Kino 6 in den großen Saal des Kino 7 verlegt worden war.
Das Kino war auch sehr gut besucht (wobei gefühlt etwa ein Drittel der Zuschauer aus Stab und Besetzung sowie deren Freunden und Verwandten und scheinbar der gesamten Familie des chinesischen Produzenten bestanden).

Alles in allem war die Stimmung anfangs bestens und so konnte die groß angekündigte Europapremiere des Films starten.
Man war durchaus gespannter Erwartung. Sollte der Film doch der erste professionell produzierte Zombiefilm aus deutschen Landen werden, der dem deutschen Horrorgenre wieder zum Anschluss an die internationale Konkurrenz verhelfen sollte...

Nun ist es ja nicht unüblich, dass vor der Premiere eines Films der Mund ein bisschen voll genommen wird. Dass es dann allerdings so schlimm kommen würde, damit hatte in diesem Maße keiner gerechnet.

Bei Virus Undead passt nichts, wirklich absolut überhaupt nichts zusammen...

Selbst in den engen Grenzen des (Low-Budget-) Zombiegenres erreicht der Film nicht einmal Amateurniveau. Wo hier die "überzeugenden Effekte und großen Stunts" und das im Programmheft angesprochene Geld geblieben sein soll, welches die Macher "sichtlich in die Hand genommen haben", ist zu keinem Zeitpunkt auf der Leinwand zu sehen. Die Story (Vogelgrippe mutiert zu Zombievirus) ist schlicht dämlich.
Die Darsteller schwanken zwischen unbeholfen und laihenhaft bemüht, haben keinerlei Chance, gegen die Langeweile des Drehbuches und die schlichte Stupidität der Dialoge anzuspielen. Da überdies keinerlei Wert auf Charakterzeichnung gelegt wurde, sind einem die Protagonisten und deren Schicksal von Anfang an nicht nur schnurzegal, sie nerven tödlich, allen voran der als "Draufgänger" eingeführte Kerl, der nicht nur die blödesten Sprüche raushauen darf, sondern auch jedem Satz zwanghaft ein "Duuude" oder "Fuck" folgen lassen muss (ja, ja, so spricht die Jugend heute, voll krass Alter...).

Die Regisseure schaffen es dann ebensowenig, der stets vorhersehbaren Story irgendetwas Neues (etwa in der Bildgestaltung, dem Gebrauch der Umgebung o.ä.) entgegenzusetzen, alles hat man schon tausendmal und vor allem ungleich besser gesehen (selbst die semiprofessionellen früheren Werke Olaf Ittenbachs haben gegen das hier Gebotene ihren eigenen Charme). Sträflich vor allem anderen, wie der Film seinen Heimvorteil einfach verspielt. Natürlich ist es verständlich, wenn der Film auf dem Weltmarkt in englischer Sprache vorgelegt werden soll. Jedoch ist nicht ansatzweise nachzuvollziehen, weshalb die Macher meinten sich soweit anbiedern zu müssen, dass jeder, auch der geringste Bezug zum Schauplatz der Ereignisse in Berlin/Brandenburg fehlt. Würden nicht ab und zu ein paar Ortsschilder eingeblendet werden, könnte der Film auch an jedem anderen Ort in (Ost-) Europa spielen.

Überall, nur eben nicht in Amerika, und genau dahin versuchen die Macher fatalerweise ihren Film zu verorten (von wegen international konkurrenzfähig und so). Dies macht den Film nicht nur endgültig austauschbar, sondern geht im Ergebnis auch voll in die Hose. Nicht nur müssen die Darsteller sich den ganzen Film über an amerikanischen Filmklischees orientieren, sie müssen auch noch versuchen, so aufzutreten und vor allem so zu sprechen (Stichwort Duuude). Besonders lächerlich der Auftritt des Brandenburger Dorfpolizisten, der versucht, wie ein ganz harter Sheriff aus Texas (inklusive Vorliebe für Donuts) herüberzukommen (sollte vielleicht auch ironisch sein, kam aber leider überhaupt nicht an).

Der Film schleppt sich dann (mit den geschilderten Defiziten und dem gequälten Zuschauer im Schlepptau) über etwa dreiviertel seiner Laufzeit, ohne dass auch nur das Geringste passiert. Dann kommt es schließlich zum großen Showdown, in welchem sich unsere Freunde einer scheinbar unüberwindlichen Übermacht von etwa 5-6 Zombies gegenübersehen, die das Zuflucht bietende Landhaus belagern... auch da passiert dann nicht mehr viel und dann ist glücklicherwiese auch schon Schluss.

Alles in allem ein ärgerlicher Horrorfilm auf unterstem Niveau, international nicht einmal im Ansatz konkurrenzfähig, schon die Nennung des Films mit anderen Vertretern des Genres erscheint lächerlich...

Abspann und Stille (seeehr zögerlicher Applaus).

P.S.: Auch ich wollte wie mein Vorredner das Kino schon vor dem Q & A verlassen, bin dann jedoch geblieben, was auch gut war, denn das war dann lustiger als der gesamte Film zuvor... Die Regisseure kamen als erstes auf die Bühne, wirkten (vor allem Ohmuthi) die ganze Zeit irgendwie vollkommen neben sich, und fingen dann an, in epischer Breite und wirr vom Film und seiner Entstehung zu erzählen. Fragen der (anders als sonst hier doch sehr zurückhaltenden) Festivalleitung wie auch Hinweise aus dem Publikum, das sei ja wohl gar nichts gewesen, wurden im Sinne der Feierstimmung einfach geflissentlich ignoriert. Dann wurden auch noch die Darsteller (natürlich unter tosendem Applaus) auf die Bühne gerufen. Sehr lustig war hier, dass der vom Regisseur am meisten gelobte und vollmundig auf die Bühne gerufene Darsteller kurz nach Ende des Films bereits fluchtartig den Saal verlassen hatte und auch nicht mehr zurückkommen wollte - er wusste wohl warum... Als sich am Ende auch noch alle unisono auf die Schulter klopften und betonten, dass sie doch sehr stolz seien, hier endlich auch in Deutschland einen ernsten Film derart hoher Qualität abgeliefert zu haben, hatte die Realitätsflucht der Macher ihren Höhepunkt erreicht und der Zuschauer ging doch noch mit einem Grinsen nach Hause.

war im Cinemaxx 7, Berlin

49 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Virus Undead
  • Score [BETA]: 37
  • f3a.net: 3.7/10 49
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-19 10:08

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