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Review The Voices

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Blutig bunt
von D.S.

THE VOICES ist ein ausnehmend andersartiger Versuch, in den Kopf eines Serienmörders einzudringen: Er lässt uns die Welt durch seine Augen sehen, mit seinen Ohren hören. Da dieser spezielle Serienmörder eine schwere psychotische Störung aufweist, bekommen wir in diesem Fall Bilder und Töne serviert, die mit denen aus der "Realität" nur bedingt deckungsgleich sind: Für Jerry zeigt sich das Leben rundum buchstäblich bonbonbunt, sein freundlich dummer Boxerhund und sein zynischer Hauskater sprechen mit ihm, die Welt ist ein wunderbarer Ort. Jedenfalls, solange er nicht doch einmal auf seine Therapeutin hört und seine Pillen schluckt... dann sieht alles gleich deutlich unangenehmer aus. Aber hey, Drogen sind schlecht, und wenn du ohne sie glücklicher bist, warum sie nehmen?

So skurril sich das anhört, so skurril wirkt THE VOICES zunächst einmal auch, und das ist neben den genannten Besonderheiten vor allem auch der Leistung von Ryan Reynolds geschuldet, der seinen Jerry mit grandioser Mimik als liebenswert-naiven Geek spielt, dem man partout nichts Böses zutrauen mag. Der aber seit seiner Kindheit tief traumatisiert und im Inneren völlig zerrissen ist. Was ein ums andere Mal zu tödlichen "Ausrutschern" führt.

Diese sind zwar oft blutigst brutal, zugleich aber ebenso schrill und überdreht albern gezeichnet wie sein Alltagsverhalten und -erleben, was THE VOICES in seiner ersten Hälfte zu einer wunderbar funktionierenden, böse sarkastischen Komödie macht. Dabei hätte die Inszenierung besser auch bleiben sollen, denn für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Psyche eines wahnsinnigen Killers geben weder die Story noch die Hauptfigur genug her – insbesondere, da auch die Hintergründe bzw. Ursachen seines Geisteszustandes als vollkommen unrealistisch übersteigertes Szenario daherkommen.

Leider aber will THE VOICES mehr sein und übernimmt sich dabei. Ab einem gewissen Zeitpunkt wird die Grundstimmung (vorübergehend) gedreht, die plötzliche Schwere wirkt jedoch im Gesamtkontext nicht mehr angemessen und sorgt nur dafür, dass das Geschehen an Fahrt verliert. Wie zum Ausgleich treibt das Ende des Films den Irrsinn dann bis weit über die Spitze; und der fröhlich gesungene und getanzte Abspann schließlich ist zwar amüsant anzusehen, passt zur Atmosphäre des zuvor Gesehenen aber auch nicht so ganz.

Hinzu kommt noch, dass der Film es manchmal gar zu offensichtlich darauf anlegt, den Fans zu gefallen, auf Teufel komm raus möglichst schräg und kultig zu wirken. Was unter anderem dazu führt, dass ab und an ein Patchwork-Eindruck entsteht.

Wirklich schlimm sind die aufgeführten Schwächen dann aber auch wieder nicht. Insgesamt macht THE VOICES Laune – und ich will jetzt bitte auch einen Hund haben, der bei jedem Klingeln an der Haustür "Intruders! Intruders! I’ll catch a bullet for you!" bellt. 6,5 Punkte.

staunte im Cinestar, Frankfurt

44 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Voices
  • Score [BETA]: 73
  • f3a.net: 6.1/10 44
  • IMDb: 7.4/10
  • Rotten Tomatoes: 85%
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-28 17:04

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