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Review Wer

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Werwolf reloaded
von D.S.

„Witness the rebirth of a legend“, poltert der Trailer, und da nimmt er seinen Mund ganz schön voll. Zu voll, wie sich herausstellt, denn WER erzählt zwar eine insgesamt gut unterhaltende, druckvoll inszenierte Werwolf-Story im sehr modernen Gewand. Bietet aber nichts, was das Genre wirklich neu definieren oder ihm auch nur einen nachdrücklich in Erinnerung bleibenden Auftritt verschaffen würde – sorry, gegen Vampire und Zombies werden unsere haarigen Freunde in Sachen Publikumsinteresse auch nach diesem Streifen definitiv nicht anstinken können.

Nichtsdestotrotz hat WER einiges zu bieten, und das ist zum Glück kein Übermaß an Wackelkamera-Optik, wie sie genannter Trailer etwas irreführend zelebriert. Vielmehr kann der Film durch eine hervorragende Maske überzeugen, ein paar heftige Splatterszenen sowie eine insgesamt düster-grimmige Atmosphäre, die nur durch die unfreiwillige Komik der letzten Kampfsequenz (bzw. eines ihrer Teilnehmer) ein wenig konterkariert wird.

Dabei gibt er zunächst einmal ein unglaublich hohes Tempo vor, indem er die Ausgangssituation (amerikanischer Mann und Sohn wurden beim Campen nahe Lyon geradezu abgeschlachtet; ein Tier wird als Schuldiger vermutet; dann aber gerät ein Anwohner unter Tatverdacht und wird verhaftet; eine in Frankreich lebende US-Amerikanerin übernimmt seine Verteidigung) innerhalb von zwei Minuten durch hektisch aneinandergeschnittene und übereinandergelegte Ausschnitte verschiedenster internationaler Nachrichtensendungen zum Fall etabliert. Genau die gleiche Erzählstilistik verwendet der Film auch an seinem Ende, wobei sich hier dann insbesondere alle Kölner FFF-Besucher extra freuen dürften, kommt doch ihre unverkennbare Mundart äußerst, ähm, „originalgetreu“ zum Einsatz ;)

Aber auch im Rahmen der eigentlichen Filmhandlung wird ordentlich aufs Gas getreten. Ständig ist jemand gehetzt unterwegs oder es kommt zu einem dramatischen Zwischenfall, Atempausen gibt es eigentlich keine, Leerlauf deshalb schönerweise auch nicht, und man fühlt sich ausnehmend nah dran am Geschehen, das höchstens um eine ziemlich überflüssige Nebenhandlung um Korruption und Verschwörung unter Offiziellen des Ortes hätte bereinigt werden können. Dazu kommt das eigentümlich "internationale" Flair des Films, der mit Angehörigen verschiedenster Nationen und folgerichtig auch mit x unterschiedlichen gesprochenen Sprachen nur so um sich wirft, die teils übersetzt, teils durch Untertitel begleitet werden – was den chaotischen, gedrängten, adrenalingesättigten Charakter von WER noch verstärkt.

Handlungsseitig hat er zwar nun nichts grundsätzlich Neues zu bieten, spielt die Stärken des Werwolf-Mythos’ jedoch gekonnt aus. Auf klassische atmosphärische Devices des Genres muss man zwar vollständig verzichten. Wer sich jedoch mit der im Vergleich recht innovativen, dreckig-modernen Optik anfreunden kann, bekommt ein kraftvoll direkt inszeniertes, atemloses Stück Creature-Terror serviert, das einen bis zuletzt bei der Stange hält. Man darf halt nur nicht zu viel erwarten, Klassiker-Update-Faktor hin oder her. 6 Punkte.

goutierte im Cinestar, Frankfurt

44 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Wer
  • Score [BETA]: 59
  • f3a.net: 5.7/10 44
  • IMDb: 6.1/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 06:14

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