Reviewer
Alexander * 6.0
Frauen allein im Wald
Es fällt mir heute ausnahmsweise einmal schwer über das gesehene zu schreiben, da die Gefahr zu spoilern extrem groß ist, und man kaum über den Film sprechen kann, ohne zu viel zu verraten.
Die eigentliche Brutalität geht in diesem Film nicht von den wenigen recht deftig inszenierten, blutigen Szenen aus, sondern von der absoluten Gefühlskälte einer der Hauptpersonen, die nach einem nicht unbedingt vorhersehbaren Twist in der Story eine geradezu unheimliche Eiseskälte ausstrahlt, vor der man sich wirklich fürchten kann.
Leider verlässt sich „What keeps you alive“ aber zu sehr auf die Wucht seines Twists sowie die Ausstrahlung der Protagonistinnen, und überschätzt dabei etwas die Tragfähigkeit seiner Grundidee über die Gesamtspielzeit. Denn nachdem die Katze aus dem Sack ist, verliert sich die Geschichte etwas zu oft auf dem vor Fassungslosigkeit gemarkten Gesicht seiner Hauptdarstellerin und die zu Anfangs noch packende Grundidee nutzt sich bald ab.
Insgesamt ein netter kleiner Thriller, auf jeden Fall tausendmal besser als der in einem ähnlichen Setting spielende „Desolation“, aber das ist wohl auch keine Kunst.
Die eigentliche Brutalität geht in diesem Film nicht von den wenigen recht deftig inszenierten, blutigen Szenen aus, sondern von der absoluten Gefühlskälte einer der Hauptpersonen, die nach einem nicht unbedingt vorhersehbaren Twist in der Story eine geradezu unheimliche Eiseskälte ausstrahlt, vor der man sich wirklich fürchten kann.
Leider verlässt sich „What keeps you alive“ aber zu sehr auf die Wucht seines Twists sowie die Ausstrahlung der Protagonistinnen, und überschätzt dabei etwas die Tragfähigkeit seiner Grundidee über die Gesamtspielzeit. Denn nachdem die Katze aus dem Sack ist, verliert sich die Geschichte etwas zu oft auf dem vor Fassungslosigkeit gemarkten Gesicht seiner Hauptdarstellerin und die zu Anfangs noch packende Grundidee nutzt sich bald ab.
Insgesamt ein netter kleiner Thriller, auf jeden Fall tausendmal besser als der in einem ähnlichen Setting spielende „Desolation“, aber das ist wohl auch keine Kunst.
Lovecraft * 5.5
Ein lesbisches Pärchen im einsam gelegenen, idyllischen Haus am See; unterschwellig zeigen sich Risse in der Beziehung, ungebeten taucht eine Nachbarin auf, und schon bald löst Blutrot das Grün der Wälder als dominierende Farbe auf der Leinwand ab.
Es ist jammerschade: Die erste Hälfte des Films hat mich total mitgerissen, dank der guten Darsteller, der Knobelei, in welche Richtung sich der Streifen wohl entwickeln wird – und auch der erste Schock sitzt wunderbar. Leider bricht der Film aber spätestens nach 45 Minuten völlig ein: Wenn man denn ein Katz-und-Mausspiel inszeniert, ist es schlichtweg tödlich, wenn a) die Charaktere permanent völligen Dummfug anstellen und b) der Drehbuchautor einfach kein Ende finden kann. Dabei ist der eigentliche Schluss wieder sehr gelungen.
Schade, große Chance vertan!
Es ist jammerschade: Die erste Hälfte des Films hat mich total mitgerissen, dank der guten Darsteller, der Knobelei, in welche Richtung sich der Streifen wohl entwickeln wird – und auch der erste Schock sitzt wunderbar. Leider bricht der Film aber spätestens nach 45 Minuten völlig ein: Wenn man denn ein Katz-und-Mausspiel inszeniert, ist es schlichtweg tödlich, wenn a) die Charaktere permanent völligen Dummfug anstellen und b) der Drehbuchautor einfach kein Ende finden kann. Dabei ist der eigentliche Schluss wieder sehr gelungen.
Schade, große Chance vertan!
glotzte im Cinestar, Berlin
Leimbacher-Mario * 7.0
Achtung: in diesem Wald wurden schwarze Witwen gesichtet!
Die ersten zwei Drittel von "What Keeps You Alive", in dem ein lesbisches Ehepaar in einem abgelegenen Haus am See aus dem Nichts heftigste Eheprobleme bekommt, sind spektakulär gut. Durchzogen von einnehmenden Kamerafahrten und zwei Frauen, denen man ihre Liebe und Beziehung abkauft, von einer untergründig-wummernden Atmosphäre und einer ständigen Aura der Gefahr, bei der man noch nicht genau weiß, woher sie kommt oder wie sie sich entladen wird. Das letzte Drittel zirpt dann arg am Geduldsfaden bzw. dem gesunden Menschenverstand mit einigen stupiden Entscheidungen, die sich vom Drehbuch bis zur Inszenierung ziehen. Den hervorragenden Gesamteindruck schmälert das allerdings nur leicht.
Was klingt wie ein recht simpler Survival-Thriller, entpuppt sich als perfides und altbewährtes Spiel mit Fragen wie: Wie gut kann man einen Menschen kennen? Kennst du die Person, die du liebst? Weiß man je genau, was im Kopf des Gegenübers vor sich geht? Das hat derart präzise orchestriert schon genug Alptraumwirkung. Rechnet man jetzt noch zwei gnadenlos abliefernde Leading Ladies dazu, einen eindringlichen Soundtrack und eine ins Mark gehende Härte, dann bin ich mir sicher, dass man dumme Handlungen in den letzten 20 Minuten verkraftet. Sollte man da den Hirnaus-Schalter allerdings nicht auf Anhieb finden, könnte das Liebesduell krachend in sich zusammenbrechen. Tat es bei mir zum Glück nicht. Ich war hooked.
Fazit: ein ab dem ersten Moment packendes Psychoduell zweier Frauen, Liebenden, Überlebenden. Das dumme letzte Drittel rüttelt nicht am Gesamteindruck: stark, geradeaus, sehenswert. Gute Unterhaltung, wenn man am Ende nicht zu sehr nachdenkt.
Was klingt wie ein recht simpler Survival-Thriller, entpuppt sich als perfides und altbewährtes Spiel mit Fragen wie: Wie gut kann man einen Menschen kennen? Kennst du die Person, die du liebst? Weiß man je genau, was im Kopf des Gegenübers vor sich geht? Das hat derart präzise orchestriert schon genug Alptraumwirkung. Rechnet man jetzt noch zwei gnadenlos abliefernde Leading Ladies dazu, einen eindringlichen Soundtrack und eine ins Mark gehende Härte, dann bin ich mir sicher, dass man dumme Handlungen in den letzten 20 Minuten verkraftet. Sollte man da den Hirnaus-Schalter allerdings nicht auf Anhieb finden, könnte das Liebesduell krachend in sich zusammenbrechen. Tat es bei mir zum Glück nicht. Ich war hooked.
Fazit: ein ab dem ersten Moment packendes Psychoduell zweier Frauen, Liebenden, Überlebenden. Das dumme letzte Drittel rüttelt nicht am Gesamteindruck: stark, geradeaus, sehenswert. Gute Unterhaltung, wenn man am Ende nicht zu sehr nachdenkt.
war im Residenz, Köln
Herr_Kees * 6.0
Eagle vs. Crow
Das schöne an einer Beziehung ist ja, dass man immer wieder neue Facetten des Partners kennenlernen kann. Was Jules allerdings Neues über ihre Frau erfährt, ist eher beunruhigend: Nicht nur, dass sie bei einem romantischen Abend auf der Akustikgitarre ein Dämonenlied anstimmt, auch in ihrer Vergangenheit scheinen dunkle Geheimnisse zu lauern.
Der erste große Twist kommt dann auch recht früh und doch überraschend in diesem Film. Was nun ein cleveres Katz-und-Maus-Spiel hätte werden können, entwickelt sich jedoch eher zu einem Kaninchen-vor-der-Schlange-Szenario: Ab einem gewissen Punkt kann man Jules’ Verhalten schlichtweg nicht mehr nachvollziehen und mag auch dem Film nicht wirklich weiter folgen. Auch wenn er recht spannend inszeniert ist und ein paar interessante Ideen hat wie die Tatortreinigung bei UV-Licht oder den Offscreen-Showdown auf dem Dachboden – eine glaubwürdige Motivation der Charaktere ist bei solch einem Zwei-Personen-Thriller einfach essenziell.
Der erste große Twist kommt dann auch recht früh und doch überraschend in diesem Film. Was nun ein cleveres Katz-und-Maus-Spiel hätte werden können, entwickelt sich jedoch eher zu einem Kaninchen-vor-der-Schlange-Szenario: Ab einem gewissen Punkt kann man Jules’ Verhalten schlichtweg nicht mehr nachvollziehen und mag auch dem Film nicht wirklich weiter folgen. Auch wenn er recht spannend inszeniert ist und ein paar interessante Ideen hat wie die Tatortreinigung bei UV-Licht oder den Offscreen-Showdown auf dem Dachboden – eine glaubwürdige Motivation der Charaktere ist bei solch einem Zwei-Personen-Thriller einfach essenziell.
war im Metropol, Stuttgart
D.S. * 6.0
Totgeschrieben
Ich persönlich fand schon IT STAINS THE SANDS RED nett, aber nicht besonders bemerkenswert, und das gleiche Urteil muss ich auch über Colin Minihans neues Feature WHAT KEEPS YOU ALIVE fällen. Der Film hat einige Stärken, einige Schwächen, sticht aber insgesamt – wenn man von der Wahl eines lesbischen Ehepaars als Protagonisten absieht – einfach nicht aus dem Gros der Genrebeiträge heraus. Das war zu „Vicious Brothers“-Zeiten noch anders. Schwer zu glauben, dass ein GRAVE ENCOUNTERS aus derselben Feder stammt...
Tatsächlich ist hier eine spezifische Drehbuchschwäche, nämlich die mangelnde Glaubwürdigkeit des Geschehens, das allergrößte Problem. Wir befinden uns in einem realistischen Setting und beschäftigen uns mit nominell realistischen Figuren – eine davon wirkt allerdings ab einem gewissen Punkt so grotesk überzeichnet, dass sie sich kaum noch ernst nehmen lässt. Und damit gleitet die Handlung rasant auf gefährlich niedriges B-Movie-Niveau ab, denn allzu oft fehlt eine nachvollziehbare Motivation für ihr Tun und wir bekommen dementsprechend ein Vorgehen präsentiert, das absurd klischeehaft – und trashig – „böse“ wirkt. Dazu passt auf ungute Weise ein impliziertes Komplett-Ignorieren ihrer Taten durch ihre unmittelbare Umgebung und sämtliche Behörden in der Vergangenheit...
Als ernstzunehmender Survival-Thriller disqualifiziert sich WHAT KEEPS YOU ALIVE damit nach seinem initialen, heftig wirksamen Twist-Schock schon recht früh – nachhaltig. Allerdings bleibt das Geschehen fies genug, das Tempo hoch genug, die Inszenierung intensiv genug, um den Betrachter trotzdem halbwegs gespannt auf den Ausgangdes Ganzen warten zu lassen. Die Leistung der Schauspieler, der bei einem so kleinen Ensemble wie hier natürlich besondere Bedeutung zukommt, ist dabei zwiespältig zu beurteilen. Einerseits wirken insbesondere unsere beiden Protagonistinnen höchst engagiert, zeitweise auch recht authentisch (sofern das Drehbuch dies erlaubt). Andererseits sind Momente extremen Overactings zu erleben, die schon ins Peinliche übergehen.
Zusammengenommen gibt das von mir 6 Punkte. Intensiv und über weite Strecken spannend ist WHAT KEEPS YOU ALIVE schon. Partiell aber auch so dämlich, dass man kaum drüber wegkommt.
Tatsächlich ist hier eine spezifische Drehbuchschwäche, nämlich die mangelnde Glaubwürdigkeit des Geschehens, das allergrößte Problem. Wir befinden uns in einem realistischen Setting und beschäftigen uns mit nominell realistischen Figuren – eine davon wirkt allerdings ab einem gewissen Punkt so grotesk überzeichnet, dass sie sich kaum noch ernst nehmen lässt. Und damit gleitet die Handlung rasant auf gefährlich niedriges B-Movie-Niveau ab, denn allzu oft fehlt eine nachvollziehbare Motivation für ihr Tun und wir bekommen dementsprechend ein Vorgehen präsentiert, das absurd klischeehaft – und trashig – „böse“ wirkt. Dazu passt auf ungute Weise ein impliziertes Komplett-Ignorieren ihrer Taten durch ihre unmittelbare Umgebung und sämtliche Behörden in der Vergangenheit...
Als ernstzunehmender Survival-Thriller disqualifiziert sich WHAT KEEPS YOU ALIVE damit nach seinem initialen, heftig wirksamen Twist-Schock schon recht früh – nachhaltig. Allerdings bleibt das Geschehen fies genug, das Tempo hoch genug, die Inszenierung intensiv genug, um den Betrachter trotzdem halbwegs gespannt auf den Ausgangdes Ganzen warten zu lassen. Die Leistung der Schauspieler, der bei einem so kleinen Ensemble wie hier natürlich besondere Bedeutung zukommt, ist dabei zwiespältig zu beurteilen. Einerseits wirken insbesondere unsere beiden Protagonistinnen höchst engagiert, zeitweise auch recht authentisch (sofern das Drehbuch dies erlaubt). Andererseits sind Momente extremen Overactings zu erleben, die schon ins Peinliche übergehen.
Zusammengenommen gibt das von mir 6 Punkte. Intensiv und über weite Strecken spannend ist WHAT KEEPS YOU ALIVE schon. Partiell aber auch so dämlich, dass man kaum drüber wegkommt.
guckte im Harmonie, Frankfurt
36 Bewertungen auf f3a.net
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Bewertungen
What Keeps You Alive
- Score [BETA]: 65
- f3a.net: 6/10 36
- IMDb: 6.1/10
- Rotten Tomatoes: 72%
- Metacritic: 65/100