s The Witch (2015) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews The Witch

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Reviewer

Alexander * 6.0

Der Glauben alleine schützt vor Bösem nicht

Eine vom Gottesglaube geprägte Familie verläßt die ihr vertraute Gemeinde, um irgendwo auf dem Land, unabhängig und fernab aller Menschen, auf einer kleinen Farm ihrem Tageswerk nachzugehen.

Das vom gläubigen Vater geführte Patriarchat mit einer Reich an Zahl geführten Kinderschar gerät ins Wanken, als der jüngste Nachwuchs urplötzlich verschwindet. Damit wird eine Lawine des Zweifels und der Trauer losgetreten und der zu anfangs noch einem simplen Familiendrama ähnelnde, ruhige Film, beginnt uns in seinen Bann zu ziehen und wandelt sich, nur sehr allmählich, zu einer finsteren Parabel auf Satanskult und Hexenkraft.

Misstrauen und Zweifel beherrschen die Szenerie und der symbolträchtige, finstere Wald und eine die Geduld des Zuschauers herausfordernde Erzählweise, verdichten den Film sehr langsam zu einer düsteren Geschichte.

Sehr allmählich wähnt sich die Familie als verflucht, doch das Böse flackert hier nur selten in greifbaren Bildern auf, vielmehr läßt man den Zuschauer über weite Strecken im Unklaren darüber, was oder wer hier vor- oder umgeht. Der Ziegenbock muss einmal mehr als Versinnbildlichung des Satans herhalten, so wie schon seinerzeit in Rob Zombies „Lords of Salem“ gesehen, aber selbst das liegt im Auge des Betrachters und wird nicht wirklich erklärt und in diesem fast jedem heischenden Effektes beraubten Films selbstverständlich auch nicht so explizit in Szene gesetzt.

So ist „The Witch“ letztlich auch mehr Drama als Horror, auch wenn der Regisseur die sich oft quälend langsam entwickelnden Geschehnisse in letzter Konsequenz in einem gewissen climax gipfeln läßt. Leider war mir aber die Idee des vom Bösen „Besessenen“ in Teilen des Filmes etwas zu altbacken und plakativ, sowie auch von der Idee zu ausgelutscht, als das mich die Geschichte so wirklich hätte begeistern können.

Herr_Kees * 5.5

O brother, where art thou?

Mit Period-Horror ist es immer so eine Sache: meist ist das Ganze interessant und schön anzuschauen (siehe CRIMSON PEAK), selten aber packt das Geschehen wirklich, weil es einfach zu weit von der eigenen Realität enfernt ist. Das gilt auch für THE WITCH: Ja, die religiöse Besessenheit sorgt für eine unangenehme Atmosphäre und gegen Ende bietet der Film auch Grusel- und Schockmomente, doch über seinen märchenhaft-musealen Charakter kommt er nicht hinaus.

Bei diesem Film sind die Untertitel übrigens wirklich hilfreich, da das alte, religiös gefärbte Englisch doch auch für Sprachgeübte eine Herausforderung darstellen dürfte.

war im Metropol, Stuttgart

dasmetall * 4.5

Düsteres Märchen

Mein Problem mit The Witch: Die vielen Vorschusslorbeeren, die ich im Vorfeld aufgegriffen hatte, ließen mich einen gruseligen, spannenden und vielleicht auch verstörenden Gruselfilm erwarten.
The Witch ist jedoch sehr speziell, hat tolle Schauspieler, ist aber ziemlich sperrig und besitzt leider kaum Gruselpotential. Es ist eher ein böses Arthouse-Märchen und Familiendrama der damaligen, dunklen Zeit.

The Witch wird sicherlich seine Liebhaber finden, mich haben vor allem die religösen Dialoge, die sicherlich sehr authentisch sind, auf die Dauer genervt. Ein paar einzelne Szenen erzeugen auch etwas Spannung und vor allem Atmosphäre, hat aber leider nicht gereicht, um mich in die Geschichte ziehen zu können.

Lovecraft * 7.5

"Don’t go into the woods"

Hexenwahn auf einer einsamen Farm in Neuengland. Ist es nur Einbildung, der religiöse Wahn von William und seiner Familie, oder treibt im finsteren Wald tatsächlich ein besenreitendes Weibsbild sein Unwesen?

Gerade auch für einen Debütfilm macht "The Witch" erstaunlich viel richtig. Der atmosphärische, leicht gemächliche Beginn dient der präzisen Charakterzeichnung, und die Spannungsschraube wird nach und nach konsequent angezogen. Regisseur Robert Eggers kennt und zitiert fachkundig seine Vorbilder, sei es optisch (Hammer-Filme, Dürer, Goya), akustisch (Frauenchöre à la György Ligeti) als auch inhaltlich (neben den klassischen Märchen ist insbesondere Arthur Millers "The Crucible" zu nennen) und findet dabei doch genügend Platz, um sein Werk eigenständig zu positionieren. Dabei ist die Story komplex genug, um trotz einer vermeintlich eindeutigen Richtung noch erheblich Raum für eigene Interpretationsansätze des Zuschauers zu lassen. Hervorzuheben sind auch die durchweg hervorragenden Darstellerleistungen. Insgesamt vielleicht etwas spröde, aber stimmig, vielschichtig und packend. Und mit nur ein klein wenig Mühe kann man auch dem leicht antiquierten Duktus problemlos folgen. Klare Empfehlung!

war im Cinestar, Berlin

Leimbacher-Mario * 8.5

Knusper, knusper Knäuschen, wer klopft da an mein Häuschen...

Religion & Horror - schon immer 2 Konstanten, die gerne Hand in Hand gingen & voneinander nährten. Das enorm eindrucksvolle Regie-Erstlingswerk "The Witch" von Robert Eggers (ein Name, den man sich merken sollte!), speist ebenfalls von dieser Kombi. Ihn mit dem durchschnittlichen Exorzismus-Horror oder Ähnlichem zu vergleichen wäre aber unter seinem Niveau. Diesen dramatischen Mittelaltergrusel über eine Familie, die im 17. Jahrhundert ausgeschieden an einem Waldrand in Neuengland lebt & deren jüngster Sohn womöglich von einer Hexe gestohlen wird, stellt man bitte nicht auf eine Stufe mit dem üblichen Horrormüll, sondern eher zu Klassikern wie "Der Exorzist" oder "Wenn die Gondeln Trauer tragen". 2016 ein Pflichttermin für jeden Horrorfan mit Niveau oder die, die es werden wollen. Hexen waren selten angsteinflössender. So etwas wie ein erschütterndes & verstörend interpretiertes Zeitdokument aus einer düsteren Periode der Menschheit & tonal mit starkem Wiedererkennungswert.

Natürlich ist es viel verlangt von einem Horror-Publikum, welches meist Müll präsentiert bekommt & diesen sogar feiert, für diesen psychisch & künstlerisch herausfordernden Spuk, Geduld & Konzentration aufzubringen & aufrecht zu halten. Aber Filme wie "Babadook", "It Follows" oder eben "The Witch" sind für mich einfach Fixpunkte zur Umerziehung der fehlgeleiteten Masse, Beispiele für Kunst & Geschmack in Sachen Horror. In unterkühlten Farben & malerischen Bildern fühlt man sich von Beginn an intensiv verstört. Der unheimlich laute & pieksende Soundtrack verleiht zusätzliche Gänsehaut. Auf welcher Ebene man das religiös-teuflische Treiben interpretiert ist jedem selbst überlassen. Ich persönlich halte das dann doch etwas zu zeigefreudige Ende für eine der wenigen Schwachstellen. Bis dorthin war alles wesentlich subtiler & eindringlicher. Der Film spielt sich in dein Gedächtnis & lässt dich nicht mehr los.

Neben all der technischen Perfektion in alter kubrickscher Tradition, auch beeinflusst durch das expressionistische europäische Horrorkino der 20er, sind vor allem die schauspielerischen Leistungen nennenswert. Wie man diese gestrafte, angegriffene & in ihrem Glauben & ihrer Zusammengehörigkeit zutiefst erschütterte Puritaner-Familie näher gebracht bekommt ist große Kunst. Jedes Familienmitglied, sei es nervig, undurchsichtig oder einfach nur verzweifelt, macht ihre Sache super. Intensiv, gnadenlos & realistisch wirkt der ganze Film, fast schon so, das es weh tut. Egal ob der unheimliche Waldrand, die lumpigen Klamotten oder sogar die altenglische Sprache - Authentizität ist hier auf 100% gedreht. Selten habe ich solche Kinder- & Teenager-Performances gesehen - der Wahnsinn & vielleicht wirklich verhext. ;)

Fazit: Schweißtreibend intensiv - genau so muss Horror 2016 sein! Das positive Gegenstück zur ganzen JumpScare-Stangenware. Enorm atmosphärischer Zerfall einer Familie am Rande der Zivilisation - Grauen irgendwo zwischen Kubrick & Dreyer! Lehrt in der Tat das Fürchten!

saß im Residenz, Köln

BuzzG * 9.5

Der eindeutig beste US-Horrorfilm seit über 15 Jahren!

Für meine vollständige Rezension bitte unten auf den Link klicken! Danke ;-)

"Billige Schocks und literweise Blut sind nicht Eggers Sache – eine erstickend dichte Atmosphäre und ein symbollastiges, intelligentes Konzept dafür umso mehr. In der versierten Ausarbeitung lassen sich hier gar Vergleiche mit großen Meistern wie Stanley Kubrick („Shining“), Nicolas Roeg („Wenn die Gondeln Trauer tragen“) oder William Friedkin („Der Exorzist“) ziehen, doch tatsächlich erinnert „The Witch“ am ehesten an einen finsteren Albtraum, den Ingmar Bergman nie geträumt hat.

Aufgeschlossene Filmfreunde finden hier ein kleines Meisterwerk vor, das sich mit seinen herausragenden Darstellern und der liebevollen Ausstattung sogar der in der Regel horrorscheuen Academy empfehlen könnte. „The Witch“ ist für mich die beste und intensivste US-Horrorproduktion seit dem enorm einflussreichen „Blair Witch Project“ (ja, auch mit Hexen) von 1999 – ein Schaudermärchen mit Nachwirkung. Und Robert Eggers gehört nach diesem geschmackvollen und selbstbewussten Debüt schon jetzt zu den vielversprechendsten Regie-Newcomern der Gegenwart."

Erstveröffentlichung

guckte im Residenz, Köln

Umelbumel * 9.0

SchauderSchauder

"The Witch" gehört zu den unheimlichsten Filmen, die ich je im Kino sehen durfte. Dabei ist der Film vom Aufbau her sehr ruhig und verzichtet bewusst auf diese Masse von Jumpscare-Elementen, die viele Genrevertreter dem Zuschauer beinahe im Sekundentakt um die Ohren ballern, ohne dabei zu merken, wie ermüdend das doch ist. Vielmehr nimmt "The Witch" sein Szenario und seine Charaktere sehr ernst und erzählt eine atmosphärisch atemberaubend düstere Geschichte. Ich habe mich an schöne Filme wie Blair Witch Project oder Rosemary’s Baby erinnert gefühlt, die ähnlich ruhig, aber gleichermaßen kraftvoll sind. Auch habe ich den Film weder als kitschig noch vorhersehbar empfunden. Man muss sich durchaus etwas auf das Geschehen einlassen, doch wenn man es schafft, entpuppt sich "The Witch" als ein von Anfang bis Ende famos aufgebauter Film, von dem man noch in Jahren sprechen wird.

war im Savoy, Hamburg

Janina Himmen * 7.5

Anders als erwartet

Im Vorfeld hatte ich sehr hohe Erwartungen, was den Gruselfaktor angeht, weil ich mehrmals Vergleiche zu IT FOLLOWS aufgeschnappt hatte. Aber wer einen Horrorschocker erwartet, dem kann es bei THE WITCH leicht passieren, dass er enttäuscht wird. Wo IT FOLLOWS (zumindest bei mir - natürlich ist das immer subjektiv) voll ins Angstzentrum getroffen hat, habe ich mich bei THE WITCH kaum gegruselt und hatte stellenweise sogar das Gefühl, dass er sich etwas zog.

Das soll jedoch nicht bedeuten, dass er schlecht wäre. Ich empfehle nur jedem, sich auf eine eher ruhige Erzählung einzustellen, damit man dem Film am Ende nicht Unrecht tut. Denn das, was er möchte, erreicht er. Atmosphärisch gibt es nichts zu meckern, es ist nur eben kein offensiver Horror.

Was ich an THE WITCH äußerst gelungen fand, war, dass er authentisch darstellt, wie der Alltag einer Familie im 17. Jahrhundert zwischen Glaube und Aberglaube hätte aussehen können. Der Regisseur stützt sich angeblich sowohl auf überlieferte Legenden, als auch auf original Dokumente aus jener Zeit, was das Ganze zu einer Mischung aus fast dokumentarisch anmutendem Drama und schleichendem Horror werden lässt. Das Ende spaltet wahrscheinlich das Publikum, aber davor kann man schön miträtseln. Haust im Wald wirklich eine Hexe oder gibt es eine natürliche Erklärung für das Verschwinden eines kleinen Kindes und andere verstörende Geschehnisse? Es ist eine Leistung, dass ich als Atheist des 21. Jahrhunderts trotzdem mit den Charakteren mitfühlen konnte, obwohl sie zuerst wie aus einer völlig fremden Welt auf mich wirkten. Das Thema Glaube zieht sich durch den ganzen Film, ohne dass er ihn direkt verurteilt. Aber er bietet ein gutes Grundgerüst für fragwürdige Praktiken und dämonenhafte Vorfälle. Vielleicht habe ich mich deshalb stellenweise an DER EXORZIST erinnert gefühlt. Und deutlich zugänglicher als A FIELD IN ENGLAND, der mir zuerst wegen des historischen Settings und des künstlerischen Ansatzes als Vergleich in den Sinn kam, ist er zum Glück geworden.

Ich würde THE WITCH eine 7,5/10 geben, wobei es ihm meine falsche Erwartungshaltung nicht leicht gemacht hat. Deshalb mein Rat: Selber ansehen, wenn man gerade in der Stimmung für eher zurückhaltenden, atmosphärischen History-Horror (hey, das klingt so dämlich, gibt es das Genre? Aber ihr wisst, was ich meine...) ist.

Erstveröffentlichung

war im Cinestar, Frankfurt

38 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Witch
  • Score [BETA]: 79
  • f3a.net: 6.9/10 38
  • IMDb: 7.3/10
  • Rotten Tomatoes: 90%
  • Metacritic: 83/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 02:12

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