s Witching and Bitching (2013) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Witching and Bitching

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Reviewer

D.S. * 7.0

Im Hexenhinterland

Wunderbar skurril, doppelbödig und buchstäblich monströs unterhaltsam: Mit WITCHING AND BITCHING hat Alex de la Iglesia erneut einen klasse Festivalfilm abgeliefert, dem zwischendurch zwar kurz mal ein bisschen die Puste ausgeht, der das aber über die gesamte Laufzeit mit genug bösem Humor für drei Filme und entsprechend viel Partystimmung fürs Publikum locker wettmacht.

Entscheidend begeisternder und gleichzeitig treffender als im Programmheft kann man die Handlung des Films kaum beschreiben, ohne zu viel vorwegzunehmen, deshalb fasse ich mich kurz: WITCHING ist so bunt und mindestens so spitz geraten, wie man das erhoffen konnte. Dabei genießt es de la Iglesia ganz offensichtlich, beim Zuschauer bestimmte Erwartungshaltungen aufzubauen, diese zunächst - scheinbar - zu befriedigen, nur um sie anschließend mit viel Finesse und noch mehr Zynismus kurz und klein zu hauen.

Jedenfalls gilt das für den „Bitching"-Teil des Filminhalts in höchstem Maße: Neben den Kern- und Rahmenhandlungssträngen um einen leicht verunglückten Raubüberfall samt unkoordinierter Flucht sowie alles mögliche und unmögliche Hexerei-Gewese geht es zwischen den Zeilen (oder genauer: aus ihnen heraustriefend) in erster Linie um das kaputte Verhältnis zwischen Männern und Frauen. Und da bezieht der Film gleich mal ganz klar Position... oder? Sagen wir es so, mit Hintergründigkeiten wird hier auch bei diesem Thema in keiner Hinsicht gegeizt. Bis einer heult!

Wie angedeutet: Das unglaubliche Tempo und die Humor-Intensität gerade seines ersten Drittels kann der Film leider nicht über die ganze Dauer halten, aber dennoch ist WITCHING AND BITCHING ein Spaßgarant. Ein klassischer FFF-Knaller - und bei den Nights 2014 damit echtes Pflichtprogramm.

glotzte im Cinestar, Frankfurt

ArthurA * 7.0

Überdreht und leicht ermüdend

Álex de la Iglesias herrlich verrückter Endzeit-Horrorstreifen El día de la bestia eröffnete 1996 das Fantasy Filmfest. Mit Witching and Bitching (ein wirklich inspirierter englischer Titel des im Original schlicht Las brujas de Zugarramurdi betitelten Streifens) beweist er, dass er von seinem inszenatorischen Wahnsinn nichts eingebüßt hat. Im Gegensatz zu einigen seiner erfolgreichen Genre-Kollegen (wie beispielsweise Juan Antonio Bayona) blieb das spanische Enfant terrible seiner Heimat treu und wir bis heute als einer der größten Kultregisseure des Landes gefeiert. Wer Witching and Bitching sieht, weiß auch warum. In seinen besten Momenten erinnert die Horror-Farce an Robert Rodriguez’ From Dusk Till Dawn, wenn auch deutlich trashiger und mit weniger coolen Darstellern. Wie From Dusk Till Dawn ist auch Witching and Bitching ein Film von zwei Hälften. In der ersten erleichtert José (Hugo Silva) mit Hilfe von Antonio (Mario Casas) ein Juweliergeschäft um 25,000 Goldringe. Vielleicht sollte man aber noch erwähnen, dass Antonio als grüner Spielzeug-Soldat angemalt ist und José als silberner Jesus, der sich beim Raubüberfall von seinem zehnjährigen Sohn Sergio helfen lässt, weil er eben an dem Tag Besuchsrecht hat. Vor dem Laden halten der Unsichtbare Mann, Minnie Mouse und Spongebob, bis an die Zähne bewaffnet, die Stellung. Wer also schon immer sehen wollte, wie Spongebob sich mit der Polizei eine wilde Schießerei liefert, sitzt genau im richtigen Film. Mit knapper Not entkommen Antonio, José und sein Sohn, entführen ein Taxi und machen sich mit der Beute gen Norden auf, nach Frankreich. Ihnen auf den Fersen - die wütende Mutter von Sergio und zwei Polizisten, die ihr folgen, in der Hoffnung sie würde sie zu José führen. Der Weg nach Frankreich führt durch das baskische Dorf Zugarramurdi, bekannt und berüchtigt als die Heimat von einem Hexenzirkel im 17. Jahrhundert. Alles nur Märchen und Mythen - oder doch nicht? Genau hier setzt dann der übernatürliche Teil des Films ein und die Kriminellen sowie deren Geiseln geraten in die Fänge von Hexen, die es auf Josés Sohn Sergio abgesehen haben - bis auf die sexy Hexe Eva (Carolina Bang, die zu den seltenen Frauen gehört, die die Skrillex-Frisur rocken können), die ein Auge auf José geworfen hat.

Die völlig überdrehte und in keiner Sekunde ernstzunehmende Art von Witching and Bitching wird nicht Jedermanns Geschmack sein, doch einem vollen Saal von Fantasy-Filmfest-Besuchern hätte wohl kaum ein besserer Film vorgesetzt werden können. Zumindest in der ersten Stunde, die vor unbändiger Energie und Einfallsreichtum sprüht. Leider ist der Film etwas in die Länge gezogen und ermüdet auf Dauer, was man auch daran merken konnte, das das Publikum während des bombastischen Finales dann doch irgendwie deutlich ruhiger war, als man es normalerweise erwarten würde. Eine Straffung um 15-20 Minuten hätte dem Streifen wirklich gut getan.

Erstveröffentlichung

war im Cinedom, Köln

Herr_Kees * 5.0

Hex’ Hex’!

Die spanisch-überdrehte Variante von FROM DUSK TILL DAWN schmeißt mal alles an die Wand und guckt, was kleben bleibt - das ist nicht so sehr viel: ein cooler, atemloser Überfall zu Beginn, ein wenig Altweiberslapstick, eine MATRIX-artige Raveszene mit flotter Chormusik, eine sexy Hexi und jede Menge hysterisches Herumgerenne; kurzweilig, aber auf Dauer von allem zuviel (außer Sinn und Handlung).

war im Metropol, Stuttgart

roother * 7.5

El dia de las brujas

Wenn ein silbern angemalter Jesus, ein Mann im SpongeBob-Kostüm, ein als Spielzeugsoldat Verkleideter und ein 10jähriger einen Goldankauf-Shop überfallen, dann wäre diese Eröffnungssequenz schon so skurril genug. Wenn man dazu aber noch erfährt, dass ein gewisser Alex de la Iglesia hinter dem Regiestuhl sitzt, wird klar, dass dies erst der Anfang ist.

Nach einem missglückten Coup befindet sich eine Truppe von Möchtegern-Gangster (inkl. dem kleinen Sohn des „Anführers") auf der Flucht vor der Polizei. Im Kofferraum eine Geisel und eine Tasche voller Schmuck. Auf dem Weg durch Spanien in Richtung französischer Grenze machen die Aushilfsgangster Bekanntschaft mit manch skurriler Person und spätestens im kleinen Dorf Zugarramurdi, in dem sie auf einen alten Hexenzirkel treffen, ist die Reise der Spanier vorbei...

De la Iglesia ist bekannt für seinen außergewöhnlichen Stil. Und den Weg den er vor langer Zeit mit „El dia de la bestia" begonnen hat, setzt er nun mit „Witching and Bitching" konsequent fort. Mit einer kräftigen Brise schwarzen Humor, derbem Wortwitz und herrlich durchgeknallten Charakteren erschafft de la Iglesia erneut ein bemerkenswertes Filmerlebnis. Das Setting erinnert an den Vorgänger „Mad Circus", dessen Cast sich teils auch hier wiederfinden, allen voran die Verführung in Person: Carolina Bang. Hier spielt sie die junge Hexentochter Eva und verdreht nicht nur den armen Flüchtigen den Kopf.

Witching and Bitching verzichtet auf blutige Eskapaden und setzt ganz auf den mystischen Hexenkult. Der Fokus liegt hier eher auf dem bösen Humor. Man hat manchmal das Gefühl, das alles schon mal gesehen zu haben, doch auch wenn sich de la Iglesia ab und zu bei anderen Filmen bedient, macht er das mit seiner einzigartigen Inszenierung wieder wett.

Wer auf Filme wie „El dia de la bestia" und „Mad Circus" steht, der sollte unbedingt einen Blick auf „Witching and Bitching" werfen.

war im Metropol, Stuttgart

Lovecraft * 7.5

Irrsinn und Unsinn

Nach einem halbwegs gelungenen Raubzug - ein von Kugeln durchsiebter Spongebob als Kollateralschaden zählt nicht - landet ein Räuberduo mit Kind und Kegel im von einem Hexenzirkel beherrschten und tatsächlich existenten Dorf Zugarramurdi. In der Folge zeigen die Satansbräute den zunehmend panischen Kriminellen mehr als deutlich, wo der Besen hängt.

Ein Hoch auf die internationale Titelschmiede: "Witching and Bitching" ist in der Tat die perfekte Zusammenfassung für Alex de la Iglesias neues Werk. Da werden frauenfeindliche Sprüche geklopft, bis die Schwarte kracht, und der Zuschauer ist sich doch sicher, daß den Möchtegern-Machos ihr Gockelgehabe aber so restlos um die Ohren fliegen wird. Zum Schluß kulminiert die Farce in einem zünftigen Hexensabbat: Siehst Du, Dario, so wird das gemacht!

Jedem, der sich noch ein leicht kindliches Gemüt bewahrt hat, kann man die wüste Hexenhatz ans Herz legen: Der Streifen macht schlichtweg Laune. Für mich hätte es insgesamt etwas weniger "Bitching" sein können, da in den bewußten Stellen das Tempo doch deutlich reduziert wird. Insgesamt bereitet die groteske und flott inszenierte Farce aber viel Spaß, allein auch durch die vielen bekannten Gesichter in den Nebenrollen. Wer Santiago Segura, den knuffigen Hardrock-Fan aus "Dia de la Bestia" in Frauenkleidern erkennt, kriegt einen frittierten Finger aufs Haus. Mahlzeit!

war im Cinestar, Berlin

MarxBrother81 * 7.0

Alexs bunte Wundertüte

Dass de la Iglesia ein Filmemacher ist, weiss jeder der sich seiner Filmographie in hohem Masse zugewandt hat, sprich alle Filme des Meisters kennt.
Richtige Nieten hat er noch nicht gedreht, aber mit den "Oxford Murders" war er schon ein wenig vom Pfad abgerückt.
Zum Glück ist das aber schon wieder 7 Jahre her, und der alte Spanier hat sich während der Produktion von "Mad Circus" wieder auf Terrain begeben das ihm längst vertraut und eigen war.
In dieser neuen Horrorkomödie beweist er wieder einmal das er mit vielen skurrilen Figuren und einem minimalen Handlungsgeflecht etwas machen kann was man derweil in Hollywood verlernt hat oder so nicht mehr macht: Eine eigene Handschrift und Note zu hinterlassen um sich für Projekte zu qualifizieren. Das hat zum grossen Teil wunderbar geklappt, hinterlässt bei mir als eingefleischten AdlI-Fan doch ein wenig Bedenken, da mir die schwarzhumorige (düstere) Note und die doppelte Kehrseite fehlen. Der Geschmack ist lecker, aber die Sauce ist ein wenig oberflächlich abgeschmeckt. Will heissen: Blockbuster ja, aber ohne grosse neue Herausforderungen. Die Doppelbödigkeit vergangener Tage ist hier nur bedingt zu spüren, zu sehr rührt man im Fahrwasser grosser Filme, und das stört ein wenig beim Beobachten.

Leimbacher-Mario S * 6.5

Dieser Review enthält SPOILER!

Kultige Walpurgisnacht auf spanisch

Die Spanier machen nicht nur uns Deutschen vor, wie man tolle Genrefilme macht, sie haben gerade im Horror-/Thriller-Genre fast allen anderen Europäern in den letzten Jahren den Rang abgelaufen. Sogar den Terrorkino-Franzosen. Gut so, wäre ja zu schade, wenn kein Land des Kontinents lobenswerte, kreative Richtungen & Wege vorzeigen würde. Vielleicht kann irgendwann ja sogar Deutschland wieder diese Vorreiterrolle einnehmen, die man ehrlich gesagt seit fast 100 Jahren & Nosferatu, Caligari & Co. nicht mehr hat. Ich schweife ab: der heutige Watch war Alex de Iglesias "Witching & Bitching", schon allein als Vorbereitung auf den diesjährigen "My Big Night" & weil ich ihn damals auf dem Fantasy Filmfest verpasst hatte.

Und der Film hält, was Regisseur, Titel & jegliche Promo versprechen: Hochgeschwindigkeitskino, Humor erfreulich nah an der Geschmacksgrenze & einen der wilderen Genremixe der letzten Jahre. Etwas zu eindeutig auf Kultfilm geschielt, jedoch trotzdem saucool, sauschnell, saufetzig. Es geht um zwei Bankräuber (samt Sohn im Gepäck), die auf ihrer Flucht irgendwo zwischen Madrid & der Grenze zu Frankreich in Zugarramurdi landen - der Geburtsstätte der Hexen & so etwas wie das europäische Salem. Und als wären die zwischengeschlechtlichen Probleme mit ihren zickigen Weibern daheim nicht schlimm genug, müssen sich die soften Machos bald mit einem ganzen Haufen wirklicher, ziemlich blutgieriger Hexen anlegen!!!

Von einem abstrusen & wirklich lustigen Heist-Start mit u.a. einem silbernen Jesus & Spongebob (!) geht es über erste gruselige Backwood-Bekanntschaften bis zu einem Finale, das Peter Jacksons frühen Filmen Tribut zollt & die Hölle auf Erden loslässt - nur alles irgendwie nie wirklich mit Horror, eher dunklem Humor & fast schon Feel-Good-Stimmung. Ein kruder Mix, dessen Unberechenbarkeit seine größte Stärke ist. Zusammen mit dem völlig überzogenen Skript voller Geschlechterkämpfen, Machosprüchen, Frauen- & Männerhass. Dass niemandem wirklich etwas passiert (bis auf ein paar plattgetrampelten Hexen & einem unglücklichen Taxigast), ist schon vor dem überraschend plötzlichen Happy-End klar & es fühlt sich sogar richtig an.

Die CGI-Effekte, vor allem das spritzende Blut & das Finale mit der Big-Mama-Hexe, sind eine kleine Schwäche, obwohl man natürlich keinen Hollywood-Standard erwarten konnte & das für europäisches Genre-Kino schon in Ordnung geht. Etwas mehr Spannung & vielleicht eine straffere zweite Hälfte hätten gutgetan, was mir jedoch nur wenig übel aufstößt. Vor allem die Geschlechterklischees, die Mario Barth auch nicht platter (dafür wesentlich unkreativer) hinkriegt, retten jeden Partyfilmabend, egal, ob mit Männern, Frauen oder im Mix.

Fazit: ein wilder Ritt & eine höllische Kreuzung aus "Hexen, Hexen", "From Dusk Till Dawn" & "Braindead" - nur eben auf Spanisch. Der Genrefilm blüht in unserem liebsten Urlaubsland & "Witching & Bitching" macht einfach Laune, ohne ein wirklich großes Werk zu sein.

43 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Witching and Bitching
  • Score [BETA]: 61
  • f3a.net: 5.8/10 43
  • IMDb: 6.3/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-29 00:30

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